Krankheit
Semesterprojekt
Komplexes Gestalten, Wintersemester 2017/2018
bei Prof. Vincenz Warnke und Dipl. Ing. Johanna Richter
ab 3. Studienjahr Bachelor, ab 1. Studienjahr Master
In diesem Semesterprojekt gilt es Krankheit in verschiedenen Lebensabschnitten- und situationen zu untersuchen und auf gestalterische Weise zu „behandeln“. Es soll herausgefunden werden, wie wir als Designer Menschen helfen können, die beispielsweise an Alzheimer, Parkinson, Multiple Sklerose, Magersucht, Diabetes und Depressionen erkrankt sind oder gar von Geburt an taub, blind, stumm oder gelähmt sind.
Genauso aber können gestalterische Konzepte und Visionen entwickelt werden, die Inklusion, neue Medien im Gesundheitssystem, Krankheitsaufklärung und soziale Ungleichheit im Gesundheitswesen zum Thema haben und kritisch reflektieren.
Zum Projektstart werden wir im Simulationszentrum „SkillsLab“ des Universitätsklinikums Halle (Saale) selbst medizinisch tätig sein, uns in Berlin im medizinhistorischen Museum der Charité weiterbilden und mit einem Klinikclown auf einer Kinderstation eines Krankenhauses auf „Stippvisite“ gehen. Desweiteren werden wir auf unserer Berlin Exkursion die Design-Initiative „be able“ und die gemeinnützige Gesellschaft für Bildung „Kopf, Hand + Fuss“ besuchen und mit letzterer in einem einwöchigen „Burnout Workshop“ Hand in Hand zusammenarbeiten.
O_Zwo von Leopold Seiler
O_Zwo ist eine Brille für Personen, die dauerhaft auf zusätzlichen Sauerstoff über einen Sauerstoffschlauch angewiesen sind. Den Schlauch dauerhaft im Gesicht zu tragen, empfinden die betroffenen Personen als störend, man zieht Blicke auf sich und der Alltag ist dadurch stark geprägt.
O_Zwo versteckt den Schlauch in einem Brillengestell und somit ist dieser erst beim zweiten Blick sichtbar. Der Schlauch wird in das Gestell geklickt, kann nach belieben ausgetauscht werden und angepasst werden. Wer nicht dauerhaft auf den zusätzlichen Sauerstoff angewiesen ist, kann die O-Zwo Brille auch ohne Schlauch verwenden.
Das Material der Brille besteht aus einem Melamin-Harz-Kunststoff, entspricht den gängigen Allergie Anforderungen und wird durch einen 3D-Drucker erstellt. Damit bleibt die Brille kein teures Einzelstück oder Kleinserie, sondern kann kostengünstig hergestellt werden.
Foto: Leopold Seiler
Pinocchio + Aamu von Konrad Schoch
Erreichbarkeit ist das Credo der heutigen Zeit - auch für Objekte. Deshalb übertrage ich das Thema in meinen Untersuchungen exemplarisch auf zwei Objekte des Alltags. Sie sind gestaltet für Menschen mit physischen Einschränkungen: Ein Straßenbesen erhält durch eine einfache Ergänzung seines Bürstenkopfes die Fähigkeit zu stehen. Vor allem Personen in hohem Alter können so beim Kehren der Straße leicht danach greifen und sich sicher auf ihm abstützen.
Ein Schuhlöffel erhält durch seinen runden Fuß und das tief gelagerte Gewicht die Fähigkeit immer aufrecht zu stehen und nicht umzukippen - spielerisch richtet er sich immerzu auf, ist stets sichtbar und gut zu erreichen.
Fotos: Konrad Schoch
Experimentierkasten Endokrine Disprutoren von Alexander Naumann
Endokrine Disruptoren sind hormonaktive Stoffe, die unter anderem in Pflanzenschutzmitteln, Kunststoffen, Kosmetika, Fertignahrung und Flammschutzmitteln zu finden sind. Aufgrund einer dem Jod ähnlichen Molekularstruktur können einige dieser Substanzen über die Schilddrüse in den menschlichen Hormonhaushalt eingreifen. Dank der Arbeit von Forscher*innen wie Barbara Demeneix wurde nachgewiesen, dass endokrine Disruptoren u.a. bei Kindern zu einer verminderten Intelligenz, Autismus und weiteren Entwicklungsstörungen führen können. Kaulquappen reagieren auf die gleichen Schilddrüsenhormone wie der Mensch, so dass sie bestens für Untersuchungen geeignet sind. Angelehnt an kindgerechte Experimentierkästen zum Züchten von Urzeitkrebsen oder Kristallen entstand ein fiktives Starter-Kit zum kindlichen Erforschen von endokrin aktiven Substanzen.
Foto: Alexander Naumann
aromahug von Yi Gong
Aroma hug is a tailor-made timer designed for procrastinators. When you feel mad and distressed about things you have to do, It will make it easier. A single push on the button won’t get you into the tense and terror like numbers of hours and minutes do. You can set a relatively blurry time period. One single push times 10 minutes, twice makes 20 minutes. And more interestingly, you will get a tender reminding when time’s off. You will smell the time, feel the warm embrace of steam, just like receiving a reward for your endeavors.
Foto: Yi Gong
Hver von Florentine Voigt
Mein Projekt befasst sich mit Gefäßen, vorrangig Trinkgefäßen, welche nicht auf den ersten Blick ihre besonderen Eigenscha en zeigen.Ich möchte der Nutzergruppe, Menschen mit leichten bis mittelschweren altersbedingten Tremor, im (vor allem) privaten Raum ein Gefäß bieten, welches auf ihre besonderen Ansprüche zuge- schnitten ist. Viele der Trinkgefäße welche derzeit auf dem Markt angeboten werden, vermitteln keine Wertschätzung, sondern viel mehr eine sehr plakative und übertriebene Unterstützung des Nutzers.Um das Selbstvertrauen, die Nutzungsbereitscha und eben auch das Wertgefühl zu fördern, möchte ich vor allem bei der Materialität auf hochwertige Keramik, am liebsten Porzellan, zurück- greifen. Das Gefäß soll sich in den Alltag eingliedern, von vielen verschiedenen Menschen (der ganzen Familie) genutzt werden können und durch eine geringe und unau ällige Anpassung ein Alltagshelfer sein.
Foto: Florentine Voigt
Buch 0 von Lu Meiying
Krankheit betrifft nicht nur Patienten, sondern auch deren Familien und Freunde. Die Grundidee meines Projektes ist, etwas neues aus den alten Sachen von todkranken Patienten für die Familien und Freunde zu schaffen. Das Neue enthält damit immer eine Spur vom Alten.
Dann ist mir die Idee des leeren Buchs gekommen. Wieso ein leeres Buch? Solche Bücher sind ein Symbol der leeren Zukun , die darauf warten, aufgefüllt zu
werden.
Fotos: Lu Meiying
James von Marcus Schwalm
Der Rollstock „James“ ist eine Symbiose aus einem Gehstock und einem Rollator. Ausschließlich für den Innenbereich konzipiert bietet der Rollstock die Möglichkeit Waren, Geschirr und diverse andere Utensilien sicher von A nach B zu bringen. Die in der Höhe verstellbare Abstellplatte ermöglicht, dass das Andocken an unterschiedlichen Tischhöhen über einen einfachen Verstellmechanismus gewährleistet ist. Hauptsächlich aus Buchenholzstäben und Stahlrohren gefertigt ist eine Grundwertigkeit und Grundstabilität gegeben. James steht als Ergänzung in einer barrierefreien Wohnung, für Menschen mit Gehbehinderung, als Stützstock zur Verfügung. Als „Hilfsbutler“ bietet er Menschen im höheren Alter die Möglichkeit sich weiterhin sicher und eigenständig im eigenen Zuhause zu bewegen.
Foto: Marcus Schwalm
4_senses von Natalie Treutner
»4 senses« sind für Patienten mit psychischen Belastungen in verhaltenstherapeutischer Behandlung bestimmt:
Mithilfe von sogenannten Skills können Patienten in Situationen von Hochanspannung, Dissoziation und emotionaler Belastung, durch verschiedene Sinnesreize ihre Konzentration wieder fokussieren und ihre Wahrnehmung schärfen. Skills funktionieren auf körperlicher sowie kognitiver Ebene. Sie stellen eine angenehme, langfristig wirksamere Verhaltensweise dar, als eingeübtes schädliches Verhalten der Patienten, wie beispielsweise Sucht, Selbstverletzung oder Emotionsausbrüche.
Durch die vier Behältnisse wird den Patienten eine Aufbewahrung für diese Skills mit an die Hand gegeben. Dabei spielen Form und Funktion auf die Sinne an und das verwendete Material vermittelt Wertigkeit. In einer separaten Tasche können die Skills zusammen aufbewahrt werden.
Fotos: Natalie Treutner
Freipusten von Moritz Schauerhammer
FREIPUSTEN ist ein Arbeitsmittel in der Atemphysiotherapie. Es sind Arbeitsflächen welche im Umgang mit Strohalm und Wasser ein abwechslungsreiches und spannend- spielerisches Element zur Therapie beitragen.
Die Ausatmung direkt auf die Oberflächen bewirkt eine Änderung der Transparenz. Dieser Effekt wird durch hydrochromes und thermochromes Material erzielt und ist repetetiv. Nach Trocknung bzw. Abkühlung ist das Material wieder undurchsichtig. Darunter liegende Motive werden sichtbar und unsichtbar.
Die Möglichkeiten dieser Prozessstütze wird erst durch die Kreativität und Kompetenz des Physiotherapeuten greifbar. Durch Motivwahl und kontextbetonten Umgang wird FREIPUSTEN zu einem dauerhaften Begleiter des Patienten sowie Arbeitsmittel des Therapeuten.
Fotos: Moritz Schauerhammer
Krempelchen von Johanna Denecke
Die Krempelchen sind Handpuppen die Inklusion ermöglichen und Toleranz für Verschiedenheit fördern. Das Besondere an ihnen ist, dass in einer Puppe zwei Spielfiguren stecken. Unter pädagogischer Leitung kann durch die Möglichkeit, die Puppen umzukrempeln und einen ganz neuen Charakter zu entdecken das Thema der Vorurteile behandelt werden - nur weil jemand nach etwas aussieht, heißt das lange nicht, dass sich unter der Oberfläche nicht noch etwas ganz anderes verstecken kann.
Die Puppen kommen zunächst als weiße Rohlinge und können dann von den Kindern selbst gestaltet werden. Sie können ihnen individuell Charaktere und Aussehen verleihen, was ebenfalls die Unterschiedlichkeit von sowohl Geschmack, als auch Fähigkeiten fördert. In fröhlichem Miteinander können die Kinder in Kontakt treten, von- und übereinander lernen und neue individuelle Spielpuppensets entstehen lassen.
Fotos: Johanna Denecke
P.P. (Press your Point) von Eunhye Bak
Der Produkt ist für Ihre Gesundheit und Langeweile.
Der Produkts lautet P.P (Press your Point).
In Asien ist Akupressur berühmt, weil es eine große Hilfe für die Gesundheit ist. Es gibt bereits Produkte dafür, aber die Menschen benutzen sie nicht in der Öffentlichkeit. Weil die wie Sextoy oder bizarr aussehen, werden sie hauptsächlich zu Haus verwendet. Obwohl es für die Gesundheit ist, wird es wegen dieser Form als unangemessen betrachtet. Das ist eine bestimmte Form eines Rings und wird verwendet, indem Sie es wie einen normalen Ring auf Ihren Finger stecken. Es hilft Ihrer Gesundheit, indem Sie vorsichtig auf den hervorstehenden Teil des Rings klopfen oder auf die Punkte des gewünschten Bereichs klopfen. Für die Haltbarkeit wurde das Material aus Metall gefertigt, weil es nicht verrostet werden sollte. es muss für eine lange Zeit gelagert werden. Und die Überhänge sind weder zu scharf noch zu rund.
Foto: Eunhye Bak
ucare von Leonard Helm
UCARE ist eine Vision im Jahr 2030, mit der sich das Gesundheitssystem komplett verändern wird. Arztbesuche, Medikamente, Therapien und OPs werden rapide abnehmen. Die Angst vor anbahnenden Krankheiten wird durch UCARE genommen. Der Mensch wird durch eigens eingenommene Implantate seine Gesundheit kontinuierlich messen können. Kleine Implantate setzen sich im Körper fest, zeichnen Nährstoff-, Blut- und Atmungswerte auf und werten diese aus. Durch eine Augmented-Reality-Brille werden die Daten visuell verständlich im Raum animiert. Um mögliche Missinterpretationen zu vermeiden, gewährleistet eine auditive Erweiterung Unterstützung.
Mit UCARE erhält der Mensch eine Erweiterung seines Körperempfindens, er lernt wie Umweltfaktoren auf seinen Körper einwirken und kann eigenständig Vorsorge betreiben.
Fotos: Leonard Helm
Die Goldene Hand von Ludwig Stadler
Dieses Spiel stellt eine Abwandlung des bekannten Spiels „Dixit“ dar, lediglich wird hier mit den Händen „gesehen“, denn man spielt Blind. Der Spielleiter einer Runde ersinnt durch Betasten eines „Spürsteins“ eine Aussage. Die restlichen Spieler m¸ssen nun dazu einen ihrer Spürsteine aussuchen, das zur genannten Aussage passt. Am Ende jeder Runde wird geraten, welches der Spürstein des Rundenleiters ist. Jeder Spieler, auf dessen Stein gesetzt wird, bekommt dafür Punkte. Wer die meisten Punkte sammelt, bis die Steine ausgehen, gewinnt.
Ein Spielbrett aus verschiedenen Reliefs und unterschiedlich strukturiertes Spielmaterial dienen zur Orientierung und Unterscheidung der Spieler. Das Spiel ist als Kooperationsspiel f¸r Blinde und Sehende einsetzbar.
Fotos: Ludwig Stadler
illudotd von Moyu Cao
Illudot ist ein Zeichenwerkzeug für Senioren und Kinder, es vergrößert Malpunkte, und löst das Problem, dass ältere Menschen ihre Hände nicht exakt benutzen können – außerdem fördert es das Abstraktionsvermögen von Kindern.
Fotos: Moyu Cao
kite ability Ori Tannhauser Kedar
The Stunt- Kite is an outdoor activity kite, with two lines, that allows the user maneuvering it to do amazing tricks in the air. Of course, as long as the user has two fully functioning hands.
In a time where handicaps can drive, run and do almost any daily activity, I was amazed to find out that the simple pleasure of stunt kiting is still blocked for everyone who doesn’t stand the demands of two functioning hands.
as a stunt kite lover I felt that in this course it is not only an opportunity, but also my duty to enable stunt kiting to a larger variety of people, and all the more so when talking about a part of the population that does not easily find outdoor leisure activities. In the course of the semester I have made and tested a significant amount of ideas and prototypes. the most recent one, to my opinion implements well my motivation for this semester, and is presented here in details.
Fotos: Ori Tannhauser Kedar
HU von Seokoh Hong
Stress hat eine negative Wirkung auf unsere Psyche und unsere Gesundheit. Deshalb ist die Stress-Kontrolle ein wichtiges Thema. Ich habe ein Produkt entwickelt, dass dem Stress entgegenwirken soll. Das Grundkonzept dessen ist folgendes:
Schon allein das Reiben eines Fingers in einer Einbuchtung kann, durch das angenehme Gefühl, den Stress reduzieren. Das Produkt besitzt zudem eingebaute Sensoren um die Herzfrequenz und den einhergehenden Stress zu messen. Das RGB LED zeigt nur kurze Zeit später, durch die Farben rot und weiß, die Stressintensivität auf. Die Verwendung ist einfach. Wenn Sie eine Stresszunahme spüren, können Sie einfach das Produkt mit einer Hand verwenden. Ich nenne dieses Produkt HU, welcher der koreanische Laut für entspannt ein- und ausatmen ist. Ich erhoffe mir, durch dieses Produkt, den Menschen ein bisschen Entspannung zu ermöglichen.
Foto: Seokoh Hong
Fotos: Alexander Naumann