Empreinte

Abschlusspräsentation von Hanna Schönfelder | Atelier III | Klasse Una Moehrke | 20. April 2017 |18 Uhr | Lichthaus Halle

Empreinte | Hanna Schönfelder

 Abschlusspräsentation Atelier III | Klasse Una Moehrke | 20. April 2017 |18 Uhr | Lichthaus Halle 

Empreinte – französisch für Abdruck oder Prägung – bei den präsentierten Arbeiten handelt es sich um großformatige Körperabdrucke auf Stoffen, deren Entstehungsprozess für mich sehr intensiv war und mich im wahrsten Sinne geprägt hat. 

Rein formal betrachtet scheint es auf den ersten Blick keine Verbindung zu meinen älteren Arbeiten zu geben. Allerdings erklärt sich der Zusammenhang beim Nachvollziehen meines durchlaufenen Prozesses. Auch wenn die Arbeiten in ihrer Materialität und Wirkung als Bilder für sich selbst stehen und für den Betrachter verschiedene Assoziationen öffnen, so ist die dahinterstehende künstlerische Erfahrung für mich die bleibende und primäre Erkenntnis. 

Einen Großteil meines Kunststudiums beschäftigte ich mich Dingen, die mich unmittelbar umgeben. Dabei nahm ich Inspirationen und Anlässe aus der Natur, kurzen Momenten, Stimmungen oder alltäglichen Materialien wie Staub oder Salz. Ihre Eigenschaften und Potentiale – vor allem die Flüchtigkeit des Moments oder Materials – hielt ich fest und setzte sie in den Fokus. Licht in ihrer Immaterialität war dabei oft ein wichtiges Element der Arbeiten – als Durchleuchter, der die Transparenz betont oder als purer Eindruck per se. 

Ich arbeitete zum Großteil medial, installativ und mit einer Nähe zum Experiment und Zufall. Über die Zeit entstand in mir das große Bedürfnis, im Schaffensprozess selbst aktiver, präsenter und dem Material näher zu sein und körperlich etwas zu schöpfen. An dieser Schnittstelle kann meine Videoarbeit Cycle verortet werden. In der Präsentation bleibt das Bild durch die Projektion an der Wand immateriell. Dennoch bin ich – körperlich – im Bild, werde zum Akteur. Ich führe eine Bewegungsabfolge aus dem zeitgenössischen Tanz aus, die mich aufgrund ihrer Gegensätze und gleichzeitigen Harmonie inspirierte: Zwischen geschlossener und offener Körperhaltung drehe ich mich weiter und weiter. Aufgenommen von zwei Betrachtungspunkten ergeben sich im Film aufgrund übereinandergelegter Ebenen Momente der Berührung und Fusion zweier Körper, die beide meiner sind, zu Einem werden und sich im nächsten Moment wieder voneinander lösen. Es entsteht ein sich wiederholender Zyklus von Bewegungen, der auf grundlegende Prinzipien des Lebens verweist. 

Parallel zur Beschäftigung mit Bewegung und Tanz begann ich vor einem Jahr, mich von dem Licht weg zu bewegen und wandte mich den verborgenen Bereichen und dem Schatten zu, und damit auch mehr mir selbst und meinen eigenen Themen. Aus Kombination beider Themen entstanden erste Monotypien in Form von Körperabdrucken. Flüchtige (Tanz-)Bewegungen hinterlassen ihre Spuren auf Papier. 

Der weitergeführte Druckprozess auf großformatigen Papieren war dabei für mich körperlich sehr intensiv und kräftezehrend: Das Aufwalzen der zähen Farbe auf die Platte während die weiße Fläche nach und nach einer schwarzen weicht; das beschwerliche, für mich kaum allein zu handhabende Auflegen des Druckträgers; das Bewegen auf der Trägerplatte, meinem Aktionsraum, der zur Bühne wird und schließlich das Entfernen und Wegschrubben der Farbe nach einigen Druckrunden. Der eigentliche Prozess des Körper-Abdruckens war dabei am wenigsten intensiv. Die Intensität des sinnlichen Eindrucks, die ich in der Vor- und Nachbereitung spürte, wollte ich auch im eigentlichen Druckprozess erleben. 

So wählte ich zuerst Stoffe anstatt Papier: Stoff ist dem Körper als Material viel näher – er ist weich, anschmiegsam, ähnlich der Haut, er umhüllt und beschützt unseren Körper im direkten Kontakt. Im Zusammenspiel mit Charakteristika der Technik, z.B. dass die Farbe zu schnell auf der Platte trocknet, befeuchtete ich den Stoff, der dann wiederum die trockene Farbe löste. An dieser Stelle ergab sich ein Umschlagpunkt für mich: ich legte und bewegte mich nun auf dem wassergetränkten Stoff, der sich nass, kalt und unangenehm anfühlte. Dadurch spürte ich allerdings sehr intensiv den direkten Kontakt mit dem Untergrund. Der Prozess, das in der Situation sein, sich den Bedingungen aussetzten und aushalten war für mich präsent. Ich kam dem Material nah, war im engen Kontakt und eins mit den Ebenen unter mir. Wasser als verbindendes Element sorgte für eine Durchdringung der Schichten, so dass mein Körper Abdrucke auf dem Stoff und in der Gegenbewegung die Farbe auch Abdrucke auf meinem Körper hinterließ. Aus der Veränderung der äußeren Bedingungen entstand eine direkte Annäherung an das Material und über das Material ein eigenes mir-näher-kommen. 

Im Ergebnis bezeugen die Abdrucke die Tiefe des Prozesses – sinnbildlich und in Bezug auf die Technik: es besteht ein deutlicher Unterschied in der Wirkung zwischen trockenem Druck, der zart und (technisch) oberflächlicher bleibt und nassen Drucken, die mehr Farbe aufgenommen haben und durchdrungen wurden. Zu den zwei zuvor genannten Dimensionen im Video kommt in diesen Arbeiten eine dritte hinzu: sie sind materiell, greifbar. Mein Körper ist in Fragmenten als verstofflichter Abdruck in den Arbeiten präsent. Sie sind Zeugnisse meines Kontaktes zur Materialität