Ulrike Crodel
Diplom

Diplom Bildende Künste bei Prof. Ulrich Reimkasten, Studienrichtung Malerei/Textile Künste, 2012

Die Serie der Gartenteppich, in einzelnem benannt „Garten 1-6“ ist als langfristiges Projekt zu verstehen. In meinem Diplom (Verteidigung: Oktober 2012)habe ich zwei Textilien, Garten2 und Garten 4, umgesetzt. Ein Ziel dieser Arbeit war es einen Gobelin industriell herzustellen. Als Vorlage dienten kleinformatige Zeichnungen, welche um das siebenfache vergrößert, als textiles Bild gewebt wurden. Die ursprüngliche Anregung Gobelin in digital gesteuerte Jacquardtechnik zu übertragen hat zu völlig neuen Erkenntnissen geführt. Diese Erkenntnisse beeinflussen meine weitere künstlerische Arbeit enorm.

Der Gartenteppich zeigt einen gewebten Garten. Die Zusammensetzung aus mehreren Teilen entspricht der entdeckenden Sehweise. Man schaut herum und sieht eine Pflanze ganz aus der Nähe. Danach schaut man an eine andere Stelle und sieht Bäume und Himmel. Plötzlich schweift der Blick in eine andere Richtung und man entdeckt eine weitere Gruppe von Blumen, die man vorher fast übersehen hätte. Der Blick bleibt dann an einer Tanne hängen. Die jungen Triebe der Zweige leuchten aus dem Nadelgewächs heraus. Die Pflanzen, welche man entdeckt, sind nicht immer aus der gleichen Perspektive und Entfernung. Es kommt zu Brüchen. Die Brüche finden sich im Gartenteppich durch das Aneinandersetzen wieder.

Die Struktur des Wachsens der Bäume, Sträucher, Blumen, Gräser lassen eine einzigartig
schöne Struktur erkennen. Diese Struktur möchte ich abbilden. Meine phantastische Entdeckung möchte ich aufzeigen, so dass sie sichtbar wird. Mit der entwickelten Technik fand ich ein optimales Mittel, um diese Struktur zu zeigen. Der Schussfaden, welcher eine starke Richtung aufweist, unterstützt die Darstellung von
Gewachsenem. Die verwendete Technik führt zu Analogien wie Durchflechten, Wachsen, Symbiose. Mein Garten wächst wie das Gewebe während seiner Herstellung wächst.

Die Botschaft der Pflanzen ist vielfältig. Ob es die Naturerfahrung oder spirituelle Erkenntnis ist, welche fasziniert, ist jedem selbst überlassen. Persönlich fasziniert mich die spirituelle Erkenntnis, welche durch die Struktur des Wachsens formuliert wird. Die Pflanze hat Wurzeln. Diese sind tief in der Erde. Die Pflanze wächst in einem bestimmten Tempo, einem der Jahreszeit unterlegenem Rhythmus, aus dem Boden. Von dort wächst sie Richtung Himmel. Die Verbindung von Erde und Himmel durch Wachstum erfasst mich tief. In meiner künstlerischen Arbeit drücke ich das Lobpreisen von Wachstum aus.

Durch die Erweiterung der Jacquardtechnik öffne ich mir ein künstlerisches Gebiet, welches in seinem Vorgehen unserer Zeit entspricht und moderne und aktuelle Techniken nutzt. Die Jacquardtechnik wird um eine Vorgehensweise erweitert. Es besteht die Chance, dass der Begriff des Bildteppiches eine Neubesetzung erfährt.

www.ulrikecrodel.de