Tagung KITSCH. Vom Nutzen der Nicht-Kunst

Gemeinsame Tagung der Fachgebiete Kunst-, Architektur- und Designgeschichte (Prof. Dr. Nike Bätzner, Prof. Dr. Matthias Noell), Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, und der Professur für Neuere und neueste deutsche Literaturwissenschaft, Forschungsstelle Massenphänomene, Martin-Luther-Universität, Halle-Wittenberg (Prof. Dr. Andrea Jäger)

24. – 26. Juni 2013

Filmstill "Vom Winde verweht", 1939

Kitsch ist Kult. Das gilt gerade auch für die bildende Kunst. Was einst als Trash, Salonkunst oder geschmackloser Plunder im Sinne einer minderwertigen Populärkultur verworfen wurde, findet zunehmend Eingang in Privatsammlungen und die das kulturelle Erbe verwaltenden Institutionen. Ohnehin machte Kitsch schon immer „Kasse“ und ist aus der industriellen Formproduktion nicht wegzudenken. Künstler und Gestalter aller Sparten vereinnahmen den Kitsch und lassen ästhetische Kategorisierungen unwirksam werden. Im Pluralismus der Ausdrucksformen scheint alles akzeptabel. Doch haben wir es hier womöglich mit einer Scheinliberalität zu tun, welche die elitäre Aufteilung des Kunstmarktes nur dürftig überdeckt? Und wie steht es mit den anderen Künsten, der Literatur und dem Film? Sind dort ähnliche Umwertungen erkennbar? Ist das Geschmacksurteil auch über die Deutungsmacht der „Kulturwirtschaft“ hinaus wirklich ad acta gelegt? Oder wird das Kitschargument nicht immer noch genutzt, um Abgrenzungen zu schaffen zwischen ernstzunehmender künstlerischer Äußerung und einem massenkonformen Produkt, das trivialer Unterhaltung oder gefühliger Ruhigstellung dienen soll, zwischen "wahrer" und "falscher" Kunst?

Die Tagung zielt weniger auf klassifizierende Einteilungen und neue Etikettierungen; vielmehr gilt das Augenmerk den ästhetischen, kulturellen und politischen Funktionsbestimmungen des Kitsches: dem Diskurs der Vermittlung ästhetischer Normen, dem ästhetischen Wahrnehmungsverfahren in Krisenzeiten, dem Schauplatz im Kampf um gesellschaftliche und kulturelle Wertungen.