Symposium: „1915! Eine Kunstgewerbeschule als Gegenwelt?“

Am Donnerstag, dem 26. November 2015, findet im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) das Symposium „1915! Eine Kunstgewerbeschule als Gegenwelt?“ statt. Im Fokus stehen fünf ausgewählte Kunsthochschulen, die im 20. und 21. Jahrhundert für neue Impulse angetreten sind.

Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Foto: Udo W. Beier

Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Foto: Udo W. Beier

Im Rahmen der Ausstellung „Moderne in der Werkstatt. 100 Jahre Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle“ widmet sich das Symposium fünf ausgewählten Kunsthochschulen, die im 20. und 21. Jahrhundert für neue Impulse angetreten sind und die exemplarisch eine umfassende Idee von Kunst und Gestaltung und eine reformorientierte Pädagogik vertreten: die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, das Bauhaus, das Black Mountain College (North-Carolina USA), die Hochschule für Gestaltung Ulm und das Instituto Superior de Arte, Havanna. Dabei steht weniger die Geschichte dieser Schulen im Fokus, vielmehr sollen ihre pädagogischen Konzepte, ihre reformatorischen Ideen, ihre gesellschaftsbezogenen Leitgedanken und utopischen Gehalte beleuchtet werden. Das Symposium will die Visionen und Realitäten dieser Hochschulen einander gegenüberstellen – auch, um sie auf ihre Umsetzungen und mögliche Aktualität, auf ihre Relevanz für unser heutiges Nachdenken über die Entwicklung von Kunsthochschulen als Orte eines Denkens mit „Eigensinn“ zu befragen.

Es sprechen: Nike Bätzner, Anja Baumhoff, Eugen Blume, Anke Blümm, Kai Buchholz, Matilda Felix, Oliver Müller, Dagmar Rinker, Katja Schneider, Florian Walzel, Cornelia Wieg, Martin Wöllenstein, Andrea Zaumseil.

Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Westflügel, Ebene 2
Eine gemeinsame Veranstaltung des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) und der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

Begrenzte Teilnehmerzahl, um Anmeldung bis zum 25. November 2015 wird gebeten unter ines.deak(at)  sds-kunstmuseum-moritzburg.  de oder 0345/2125970.

Der Eintritt für das Symposium ist frei. Es gilt ein ermäßigter Eintritt für den Besuch der Ausstellung an diesem Tag. Der Eintritt für Studierende der BURG und des Instituts für Kunstgeschichte und Archäologien Europas der MLU ist frei.

Programm

Donnerstag, 26. November 2015, 10 – 19.30 Uhr

Beginn: 10 Uhr

  • Begrüßung und zur Ausstellung „Moderne in der Werkstatt“: Cornelia Wieg, Kuratorin
  • Einführung zum Symposium: Prof. Dr. Nike Bätzner, Professorin für Kunstgeschichte an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

10.30 Uhr – Dr. Katja Schneider, Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Wittenberg

Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, 1915 bis heute

Der Amtsantritt des Architekten Paul Thiersch am 1. Juli 1915 gilt als Geburtsstunde der BURG als moderne Hochschule für Kunst und Design. Es war Thiersch, der eine am Bauhüttenideal und den Ideen des Deutschen Werkbundes ausgerichtete Ausbildung entwickelte, die für andere Schulen in der Folge maßgeblich werden sollte. In den 100 Jahren ihres Bestehens hat sich die BURG immer wieder verändert und zu einer Kunsthochschule entwickelt, die explizit das Spannungsfeld zwischen freien und angewandten Formen der Kunst und des Design, zwischen experimenteller Praxis und transdisziplinärer Forschung auslotet. Der Vortrag wird die Anfangszeit dieser Hochschule beleuchten und die Stellung von Thiersch zwischen George-Kreis und Werkbund-Ideen beleuchten.

Korreferent: Oliver Müller, M.A., Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

11.30 Uhr - Prof. Dr. Anja Baumhoff, Hochschule Hannover, Kunst- & Designgeschichte

Bauhaus, 1919–1933

Das Bauhaus nimmt in der Geschichte von Kultur, Architektur, Design, Kunst und neuen Medien des 20. Jahrhunderts eine besondere Rolle ein. Als Hochschule für Gestaltung führte es herausragende Architekten und Künstler zusammen und war neben pädagogisch innovativer Ausbildungsstätte auch Produktionsort. An den Standorten Weimar, Dessau und Berlin und unter den aufeinander folgenden Direktorien der Architekten Walter Gropius, Hannes Meyer und Ludwig Mies van der Rohe sollten vorbildliche Gegenstände und Raumkonzepte geschaffen werden. Die Architektur fungierte dabei als Klammer der Künste im Dienste der Ausgestaltung einer menschenwürdigen Gesellschaft.

Korreferentin: Dr. Anke Blümm, TU Cottbus-Senftenberg, DFG-Projekt "Bewegte Netze – Bauhausangehörige und ihre Beziehungs-Netzwerke in den 1930er und 1940er Jahren"

12.30 – 14.15 Mittagspause

14.15 Uhr - Dr. Eugen Blume, Museum für Gegenwart, Hamburger Bahnhof, Berlin

Black Mountain College, 1933­ – 1956

Das Black Mountain College in North Carolina, gegründet 1933, war eine führende Institution zur interdisziplinären Ausbildung. Die Prinzipien des Philosophen und Sozialreformers John Deweys prägten das Bildungsideal, so umfasste das Lehrprogramm Fachrichtungen wie Bildende Kunst, Theater, Literatur, Musik, Architektur, Geschichte, Physik und Ökonomie. Am Black Mountain College lehrten nach ihrer Emigration aus Deutschland viele ehemalige Bauhaus-Lehrer. Daher war das BMC gleichermaßen von den Ideen der europäischen Moderne, der Philosophie des amerikanischen Pragmatismus und einer auf die Eigeninitiative wie die soziale Kompetenz des Individuums setzende Pädagogik geprägt. Der Einfluss des BMC auf die Entwicklung der Künste in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war beachtlich, und vor allem performative Praktiken erhielten hier eine wesentliche Fundierung.

Korreferentin: Dr. Matilda Felix, Museum für Gegenwart, Hamburger Bahnhof, Berlin

15.15 Uhr - Prof. Dr. Dagmar Rinker, Professorin für Designgeschichte, Designforschung und Ausstellungstheorie, HfG Schwäbisch-Gmünd

 Hochschule für Gestaltung Ulm, 1953 – 1968

Die Hochschule für Gestaltung Ulm wurde 1953 von Inge Aicher-Scholl, Otl Aicher, Max Bill und anderen gegründet und sah sich in der Tradition und Nachfolge des Bauhauses. Das „Ulmer Modell“, das auf einer Gleichwertigkeit von Theorie und Praxis, gestalterischem Ansatz und dessen Zuspitzung für die industrielle Produktion, sowie zwischen den verschiedenen Akteuren abgestimmten Entscheidungsprozessen basiert, lieferte in seinen Grundzügen ein Vorbild für das Curriculum der Designstudiengänge an vielen neukonstituierten Fachhochschulen und Hochschulen der BRD und weltweit. In den Abteilungen Visuelle Kommunikation, Produktgestaltung, Industrialisiertes Bauen, Information und schließlich der Filmabteilung wurden neue Ansätze zur Lösung von Gestaltungsfragen („von der Kaffeetasse bis zur Wohnsiedlung“, Max Bill) gesucht und in die Praxis umgesetzt. Damit entstanden auch Lehrmethoden für ein neues Berufsbild: das des Designers.

Korreferent: Florian Walzel, Absolvent der Hochschule Darmstadt, Fachbereich Gestaltung

16.15 – 16.30 Uhr Pause

16.45 Uhr - Prof. Andrea Zaumseil, Professorin für Bildhauerei, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

Instituto Superior de Arte, Havanna, seit 1961

Das Instituto Superior de Arte wurde 1961 durch Fidel Castro initiiert. Auf dem Gelände des ehemaligen Countryclub wurde in den folgenden Jahren – in einer einzigartigen Architektur von Vittorio Caratti, Ricardo Porro und Roberto Gottardi – eine Stadt der Künste eröffnet, deren formales Programm allerdings auch bald aneckte. Nach wie vor wird an dieser Hochschule die künstlerische Ausbildung in Kuba auf höchstem Niveau umgesetzt. Das ISA besteht aus vier Fakultäten: Musik, Schauspiel und Tanz, Medien der audiovisuellen Kommunikation und Bildende Kunst und ist eine der wenigen Kunsthochschulen im mittelamerikanischen Raum, die durch ihre Aktivitäten weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden ist. Viele der auch international bekannten kubanischen Künstlerinnen und Künstler haben hier studiert und gelehrt, bzw. lehren an der Hochschule.

Korreferent: Martin Wöllenstein, Absolvent der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Halle/Havanna

17.45 – 19.30 Uhr – Round Table Abschlussdiskussion

mit allen ReferentInnen, Moderation: Prof. Dr. Kai Buchholz, Hochschule Darmstadt, Geschichte und Theorie der Gestaltung

Eine Kooperation des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) mit der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle in Zusammenhang mit der Ausstellung „Moderne in der Werkstatt. 100 Jahre Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle“.

26.11.2015, 10 – 19.30 Uhr
Symposium: „1915! Eine Kunstgewerbeschule als Gegenwelt?“
Von Halle in die Welt: Ideen, Impulse, Modelle

Stiftung Moritzburg Halle (Saale)
Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt
Friedemann-Bach-Platz 5
06108 Halle (Saale)

Im Rahmen der Jubiläumsausstellung:

Noch bis 14.2.2016
Moderne in der Werkstatt
100 Jahre Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

Stiftung Moritzburg Halle (Saale)
Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt
Friedemann-Bach-Platz 5, 06108 Halle (Saale)
Telefon +49 (0)345 212 59-0
Fax +49 (0)345 20 29 990
www.kunstmuseum-moritzburg.de

Öffnungszeiten:
Montag, Dienstag, Donnerstag–Sonntag und Feiertage: 10–18 Uhr
(Mittwoch geschlossen)
Am 24.12. und 31.12. ist das Museum geschlossen.