BURG 100: Wundersame Erkenntnismodelle im Volkspark

Am 5. und 6. Juni 2015 findet im Volkspark Halle das Symposium „Wundersame Erkenntnismodelle“ statt. Im Fokus steht die Frage, ob die Wunderkammer als Modell für eine Kunsthochschule dienen kann

Ginan Seidl: Place Drift, 2015. Foto: Falk Wenzel

Ginan Seidl: Place Drift, 2015.
Ausstellung "Assoziationsraum Wunderkammer", 24.4.-16.8.2015, Franckesche Stiftungen zu Halle.
Foto: Falk Wenzel

Am 5. und 6. Juni 2015 findet im Volkspark Halle das Symposium „Wundersame Erkenntnismodelle“ mit KünstlerInnen, GestalterInnen und WissenschaftlerInnen statt. Das Symposium steht in Verbindung mit der Ausstellung „Assoziationsraum Wunderkammer“, die anlässlich des 100. Jubiläums der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle in Kooperation mit den Franckeschen Stiftungen noch bis zum 16. August 2015 in der Wunderkammer der Franckeschen Stiftungen sowie der Ausstellungsetage im Historischen Waisenhaus am Franckeplatz 1 zu sehen ist.

Die Wunderkammer ist ein ganzheitliches Modell der Welterfassung. Sie vereint Naturalia und Artificialia, Scientifica, Exotica und Mirabilia, Materialien und Geschichten, gezielte Recherche und Finderglück. Sie ist aber nicht nur ein Ort der Versammlung von Dingen und ihrer Ordnung, sondern bietet auch der Forschung und dem Dialog über die Dingkonstellationen ein Feld. In ihr spiegeln sich die Analogiesetzung von Makro- und Mikrokosmos und ein globaler Blick, dessen Hintergrund Missionstätigkeit und Kolonialgeschichte bilden. Im Zuge von Aufklärung und Rationalismus wurden die Bestände der Wunderkammern kategorisiert und den Sammlungen der seit dem 18. Jahrhundert entstehenden Spezialmuseen zugeteilt. In den letzten Jahren nun wurde die Wunderkammer vereinzelt und auf unterschiedliche Weise als ein Muster für Ausstellungskonzepte aktualisiert. Könnten ihre Prinzipien nicht nur für Präsentationen von Dingen und Kunstwerken, sondern auch für Lehrkonzepte und Erkenntnismodelle reaktiviert werden?

Das Symposium fragt danach, welche realen und utopischen Modelle der Welterkenntnis im Allgemeinen und für eine Kunsthochschule im Besonderen heute produktiv zu machen wären. Könnte die Wunderkammer als Grundlage für den Entwurf einer Kunsthochschule gelten, deren experimentelle künstlerische Forschung auf Beobachtung, Materialrecherche, Form- und Projektentwicklung basiert, für eine Schule, die durch Neugierde, Zweifel, Versuch und Realisierungsprozesse bestimmt wird? Wäre sie als Denkfolie zu nutzen für eine Institution jenseits eurozentrischer Fokussierungen und Systematisierungen, die nach wie vor mit der Trennung der Disziplinen und der diese begleitenden Gewerke einhergehen? Inwiefern ließe sich die für die Wunderkammern kennzeichnende ars combinatoria heute weiter denken im Sinne einer transdisziplinären Vernetzung?

Konzipiert und moderiert wird das Symposium von Nike Bätzner, Professorin für Kunstgeschichte an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, zusammen mit Sara Burkhardt, Professorin für Didaktik der bildenden Kunst, Antje Dudek und Dietmar Kohler, beide wissenschaftliche Mitarbeiter.

Anmeldung unter: nike.baetzner@burg-halle.de

Programm Symposium „Wundersame Erkenntnismodelle

Freitag, 5. Juni 2015

 

Führung
Ort: Franckeschen Stiftungen zu Halle, Historisches Waisenhaus, Franckeplatz 1

  • 11 Uhr: Rundgang durch die Ausstellung Assoziationsraum Wunderkammer in den Franckeschen Stiftungen, Führung: Nike Bätzner, Kuratorin der Ausstellung

Vorträge und Diskussionen
Ort: Volkspark Halle, Schleifweg 8a

  • 14 Uhr:  Nike Bätzner (Halle): Studiolo – Wunderkammer – Hochschule: Orte einer ars combinatoria?
  • 14.30 Uhr: Wolfgang Ullrich (Leipzig): Roland Barthes als Koralle – oder: Eine Kritik des Assoziierens
  • 15.30 Uhr: Donna Roberts (Helsinki): The Case of Jan Švankmajer: Imagining, Touching, and Collecting
  • 16.15 Uhr: Ingo Uhlig (Halle/Münster): Universalität – epistemisch/ästhetisch
  • 17.15 Uhr: Dietmar Rübel (Dresden): Hanne Darbovens Thesauros am Burgberg. Ein Schatzhaus materieller und immaterieller Zeugnisse
  • 18.00 Uhr: cominghomefunktion life aus Kasachstan
  • 18.15 Uhr: Abschlussdiskussion

Samstag, 6. Juni 2015

 

Führung, Vorträge und Diskussionen
Ort: Volkspark Halle, Schleifweg 8a

  • 10 Uhr: Rundgang durch die Ausstellung Professoren und Professorinnen der BURG aus Kunst und Design antizipieren, antworten, bauen… im Volkspark, Führung: Jule Reuter, Kuratorin der Ausstellung
  • 11.15 Uhr: Sara Burkhardt (Halle): Die Kammer öffnen. Verschiebungen, Verflechtungen und Formate der Vermittlung
  • 11:45 Mario Urlaß (Heidelberg): Außergewöhnlich. Vom Staunen und Wundern in künstlerischen Bildungsprozessen
  • 14 Uhr: Ulrike Grossarth (Dresden): Eine Akademie in Lublin
  • 14.45 Uhr: Benjamin Meyer-Krahmer (Leipzig): „Konstellationen von Artefakten“ – Der Essay als Erkenntnismodell zwischen Kunst und Wissenschaft
  • 16.15 Uhr: Dietmar Kohler (Halle): Fragen statt Antworten. Kunstgeschichtliche Lehre als Realienunterricht
  • 16.45 Uhr: Sebastian Löwe (Berlin): Das Unbehagen der Welterklärung. Möglichkeiten und Grenzen von herrschaftskritischem Wissen im Rahmen des transdisziplinären Kunstprojekts ufo-Universität
  • 17.15 Uhr: Abschlussdiskussion

 

Im Rahmen der Jubiläumsausstellungen:

24.04.—31.05.2015
Assoziationsraum Wunderkammer
Zeitgenössische Künste zur Kunst- und Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen

Eine Kooperation der Franckeschen Stiftungen und der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Gefördert von der Kulturstiftung des Bundes

Franckesche Stiftungen zu Halle, Historisches Waisenhaus (Haus 1)
Franckeplatz 1, 06110 Halle (Saale)

100.burg-halle.de
www.francke-halle.de
www.burg-halle.de

 Öffnungszeiten:
Di–So 10–17 Uhr
Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 4 Euro

 

16.4. – 7.6.2015
Professoren und Professorinnen aus Kunst und Design…
sensibilisieren, sinnieren, stauchen, stehen still …
Ausstellung und diskursive Plattformen

Volkspark Halle
Schleifweg 8a, 06114 Halle (Saale)
100.burg-halle.de
www.burg-halle.de

Öffnungszeiten:
Mo – So: 14 – 19 Uhr
Der Eintritt ist frei.

 

Hochschul-Pressestelle / Halle (Saale), den 3. Juni 2015