Kunst & Psyche
#01 Kongruenz

Eine Gesprächsreihe mit Prof. Dr. Stefan Watzke und Prof. Stella Geppert / 20.12.2018 / 17.30 Uhr im Hermes, Hermestraße 05, Halle / Raum 05.02, Prof. Stella Geppert

Die Kunst ist ein Ausdrucksinstrumentarium. Durch eine erhöhte Sensibilität in der Selbst- und Außenwahrnehmung und der Fähigkeit zur Materialisierung sind Kunstwerke daher meist von einer persönlichen Erfahrung und individuellen Prägung durchdrungen.
Der schöpferische Vorgang kennt weder Regelwerk noch eine spezifische Vorgehensweise und fordert die Persönlichkeit der Kunstschaffenden so auf besondere Weise. Während des künstlerischen Prozesses wird neben vielen anderen Fähigkeiten besonders die persönliche Reflexionsfähigkeit sehr gefordert, was unter anderem auch mit Höhen und Tiefen der psychischen Auseinandersetzung einhergehen kann.
Die Auseinandersetzung mit Prozessen der Reflektion der eigenen, in den künstlerischen Prozess einfließenden Emotionen, Ansichten und Intentionen geht mit der Beschäftigung mit den Reaktionen Anderer einher. Diese Prozesse können explizit bewusst oder unbewusst intuitiv ablaufen.

Zu einem bestimmten Zeitpunkt findet eine Passung zwischen Intuition, bewusster Absicht, Emotion und Materialisierung statt. Wie entsteht diese Passung zwischen Innen und Außen?
Im Prozess verlässt der*die Kunstschaffende in der Auseinandersetzung mit seinem*ihrem Werk den Raum der behutsamen Selbstwahrnehmung und offenbart sich mit seiner*ihrer Arbeit der Öffentlichkeit. Selbstoffenbarungen können intrapsychisch konflikthaft sein.

Kann eine Diskussion zwischen Kunst und Psychologie solche Prozesse transparenter machen und Kunstschaffenden helfen, sich wirkungsvoller mit der eigenen Person und der Öffentlichkeit auseinanderzusetzen?
Wir wenden uns den Begriffen der Empathie und Kongruenz zu, die dazu geeignet sind, die Auseinandersetzung mit der eigenen Person (Innenperspektive) und der Außenwelt zu beschreiben.

 

Stefan Watzke studierte Psychologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 2002 schloss er sein Studium mit der Diplomarbeit „Selbstdiskrepanzen und Affekt in Japan und Deutschland“ ab. Seine Promotion behandelte das Thema "Berufliche Rehabilitation schizophren Erkrankter Erfolgsvorhersage durch Indikatoren kognitiver Modifizierbarkeit", in der Folge habilitierte er mit der Arbeit "Das psychotische Kontinuum – Neuropsychologische, klinische und paraklinische Aspekte".
Seit 2011 ist Leiter der Medizinischen Psychologie, seit 2018 apl. Professor an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle und Gründungsmitglied des „Bündnisses gegen Depression in Halle (Saale) und Magdeburg e.V.“ seit 2017.