Michela Benedan
"Vorübergehend unterbrochen"

Diplom Plastik, Studienrichtung Keramik, 2017

Michela Benedan
"Vorübergehend unterbrochen"
Foto: Jens Pahl

Michela Benedan
"Vorübergehend unterbrochen"
Diplom Plastik, Studienrichtung Keramik, 2017

Es klingt wie ein Paradox, wenn man fertig gebrannte Keramikstücke, als unvollendet bezeichnet. Der Brennprozess ist beendet und das Material nicht weiter veränderbar. Für mich sind nicht die Stücke selbst unvollendet, sondern deren Zustand und deren Bewegung, die wie ein konservierter Moment erscheinen. Sie wirken unvollendet auf der Gefühlsebene, wie etwas, was in der Schwebe bleibt.
Bei den Porzellangittern ist der Brennprozess die wesentliche Phase, in der sie verändert werden: die vor dem Brand geordneten, starren Strukturen werden unter Hitze weich und verformen sich. Beim Abkühlen kristallisieren die Stücke.
Mich fasziniert diese Bewegung und Kristallisation des Materials im Ofen: es schwankt zwischen Fixierung und Veränderung, zwischen Weichheit und Festigkeit.
Diese Verformung einer Struktur kann man nicht nachmachen. Ich provoziere sie nur, indem ich instabile Formen baue, einige Verbindungen der Gitter auslasse, oder die Teile schräg brenne. Ich versuche vorzusehen, was im Ofen passieren könnte, ich plane die Form in einer bestimmte Richtung und spiele mit der Wahrscheinlichkeit.
Es ist auch eine Art Arbeit gegen die Erwartung: nie wird etwas genau so, wie wir es uns vorstellen. Gerade das ist das reizvolle.


Die Diplomverteidigung fand am 1.11.2017 im Weißen Haus (Seebener Straße 193) Halle/Saale statt.