fragmented focus

WiSe 2018/2019 M.A. Laura Linsig

Foto: Laura Linsig

Inspiration

Der ambivalente Begriff der Thainess im Bezug auf die textile Kultur Thailands, stand im Mittelpunkt der theoretischen Masterarbeit „Materializing Thainess“. Mit meiner praktischen Umsetzung verfolge ich Ansätze, die sich besonders zum Ende der Arbeit auftaten und vollumfänglich relevant wurden. Im letzten Kapitel führte ich eine Diskussion über die Wichtigkeit eines nationalen Labels für die Wertigkeit von Textil in der thailändischen Gesellschaft. An diese Betrachtung schlossen sich mir Fragestellung mit universelleren Bezug zu kategorisierter Identität an, ebenso wie die Ambivalenz und Vielschichtigkeit globalisierter Gesellschaften. Besonders die Kritik des Wirtschaftwissenschaftlers und Philosophen Amartya Sens an der „Kultur-Theorie“*1 bewegte mich dazu, mich in meiner praktischen Arbeit ebenfalls mit der Mehrdimensionalität von Identitäten zu beschäftigen. Ausgehend von seinem Buch „Die Identitätsfalle: warum es keinen Krieg der Kulturen gibt“, verstehe ich seine Ausführungen als einen möglichen Ansatz für Individuen und Gesellschaften, einen Umgang mit Identitätsfragen zu finden. Durch die Überhöhung einer eindimensionalen Identität, z.B. die einer nationalen Zugehörigkeit, wirkt jeder Wandel, der die Grenzen dieser Einteilung aufweicht, als Gefahr für ihre Stabilität. In einer Welt, die durch die stetige Wanderbewegungen von Menschen geprägt wurde, ist der Wandel jedoch eine natürliche Größe. In Zeiten, in denen sich auf immer schneller werdenden Transportwegen, Menschen und Waren um die Welt bewegen, ist das stetigen Begegnung mit Neuem, ein fester Bestandteil globalisierter Gesellschaften geworden. Nicht nur Touristen aus priveligierten Ländern, denen es möglich ist, ferne Orte zu bereisen, stoßen auf die Grenzen ihrer eigenen Identität. Besonders durch den globalisierten Handel werden auch Menschen in ihrem lokalen Umfeld, mit den unterschiedlichsten Einflüssen konfrontiert. Die Überforderung, die diese Vielschichtigkeit mit sich bringt, erzeugt häufig das Bedürfnis Sachverhalte zu vereinfachen und den Rückzug in einen einfältigen Identitätsbegriff. Aus diesem Grund werden Identitäten auf ihre sichtbare und leichtverständliche Ebene reduziert. Auf dieser Basis enstehen grobe Kategorien, um die klare Grenzen gezogen werden. Diese Kategorien können einen Schutzraum bieten, der sich nach außen hin abschließt. Oder eine Einteilung sein, das durch das betrachtende Außen geschaffen wird.

*1 Sen, Amartya 2010