Klee, Sensorik und ganz viel Stickerei

Textildesign ab 3. Studienjahr / Master - SoSe 2019; Prof. Bettina Göttke-Krogmann / Julia Kortus
-Eine Kooperation mit dem Grassi Museum-

Teil eines Frauenmieders, Frankreich um 1735
Seiden- und Silberstickerei auf Seide
Fot: Esther Hoyer

Klee, Sensorik und ganz viel Stickerei

Die Ausstellung „HiSTORY in Fashion“, die im November 2019 im Grassimuseum in Leipzig eröffnet wird, wirft einen Blick auf die Stickerei in der Mode unter dem Blickwinkel der „Einschreibung“. Das bedeutet, dass jede Stickerin, jeder Sticker nicht nur die Tätigkeit vollzieht, den Faden durch den Stoff zu ziehen, sondern er oder sie gibt immer auch einen Teil seiner/ihrer Selbst preis. Die Art zu sticken – oder für die Stickerei zu entwerfen – zeigt immer auch die persönliche Handschrift, erzählt eine eigene Geschichte oder zeugt für ein Anliegen. In der Ausstellung wird die historische Stickerei in der Mode seit den Kopten gezeigt – aber nicht chronologisch, sondern mit inhaltlichen Schwerpunkten wie fremde Kulturen, Natur, Schmuck oder Wiederverwendung.

Wir sind eingeladen, die historischen Exponate mit unserem aktuellen Blick auf die Stickerei zu ergänzen. Wir nähern uns den Themen der Ausstellung über den Weg der Bewegung des Körpers. Im Zentrum steht die Beobachtung einzelner Körperteile, um diese zu bespielen, zu ergänzen, einzuschränken, zu schmücken. Es geht um das Sinnliche und Schmückende aber auch um das Funktionale. Das Sinnliche über den künstlerischen Zugang wie bei Paul Klee, Alexander Calder oder Sasha Waltz, die jeweils Bewegung in den Fokus nehmen und bildlich darstellen. Das Funktionale, um die technologischen Potentiale der Stickerei auszuloten: Wie kann ich die Stickerei nutzen, um Beweglichkeit zu unterstützen? Wie kann ich Funktionen über die Stickerei geschickt im Stoff platzieren? Wie kann ich mit Bewegung über die Stickerei Strom erzeugen? Zum Beispiel braucht man für eine Schulter eine andere Beweglichkeit, ein anderes Muster als für die Brust, für den Hals etwas anderes als für den Rücken usw. Entstehen sollen Stickereien, die sich explizit auf bestimmte Körperteile beziehen oder als Accessoire zugefügt werden wie ein Kragen oder ein Schurz.

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