MISCHEN, MALEN, MÄSTEN
mit den Farben des Ortes
– Judith Burgard –
Steine werden zerkleinert. Toniges, lehmiges aufgelöst. Sandiges durchsiebt. Alles vermischt. Mit Ei, mit Zucker, mit Hafer verbunden. Klebrig und bunt – die Masse, wie vorher die Erde. Aufgetragen mit Pinselstrichen. Aufgespritzt mit Sprühflaschen. Abgetragen durch die Witterung, den Regen, den Wind. Weggetragen von Ameisen. Aufgegessen von Vögeln. So verschwindet der Zucker, das Ei, der Hafer und damit Graffiti, Plakate, Wegweiser. Die Erdreste bleiben. Und nach Stunden, Tagen, Wochen ist alles wie es vorher war.
Keine Gifte werden verteilt. Nur der Boden und seine Farben an die Wand gebracht, dient er dann als Wegweiser, als Plakat, als Graffiti, als Kritzelei. Es entstehen Pfeile für Veranstaltungen, die nicht länger dauern als Stunden, Plakate, die Wochen später nichts mehr anzukündigen haben und Kritzeleien, die nur für den einen Moment Sinn machen.
Es entstehen Markierungen, die verschwinden, wenn sie ihren Zweck erfüllt haben. Von alleine und mit der Zeit. Vom Regen weggespült, von Ameisen abtransportiert, als Vogelfutter aufgegessen. Mit den Tieren, die kommen verschwindet langsam die Schrift.
Es gibt zwei Anleitungen. Grob beschreiben sie das Vorgehen, aus der Erde Farbe zu machen. Unterscheiden den Prozess bei sandigem, bei steinigem und bei tonigem Material. Lowtech mit Hammer und Sieb. Mit Pflanzensprüher und Malerpinsel. Zeigen die Zubereitung mit Werkzeugen, die fast jeder besitzt. Alles einfach und veränderbar. Komponenten können ersetzt, können weggelassen werden.
Die Farben entstehen dann vor Ort und mit dem Ort. Sind so an jedem Ort verschieden und an jedem Ort passend, werden doch nur die dort vorhandenen Pigmente verwendet.
Varianten und Abstufungen. Je nach Konzentration und Zubereitungsart. Je intensiver die Farbe, umso konzentrierter die Erde. Je schwächer, umso verdünnter kommt der Boden vor.
Die Anleitungen sind keine starren Ablaufpläne. Vielmehr sollen die Zutaten in ihrem Verhältnis angepasst und ausgetauscht werden. Abhängig von der Erde an deinem Ort, braucht es weniger Wasser und mehr Zucker, oder etwas ganz anderes. Manche haften ohne, die meisten besser mit Ei. Mit Zucker und Hafer werden die Farben zum Tierfutter. Und langsam von den Vögeln abgetragen.
Wird aufgegessen, ist aufgeräumt. Graffiti aus Erde, Graffiti als Vogelfutter ist ein bisschen weniger cool. Und sehr viel weniger schädlich!
Material:
Erden und Gestein vor Ort, Eier, Zucker, Haferflocken
Verfahren der Herstellung:
Zerkleinern und vermischen nach Anleitung, dann pinseln oder sprühen
Zeitliche Komponente:
Mischen und Auftragen in wenigen Minuten. Zerfall und Abtrag in Stunden/Tagen/Wochen – abhängig von Witterung und dem Verhalten der Tiere vor Ort.
Material:
Erden und Gestein vor Ort, Eier, Zucker, Haferflocken
Verfahren der Herstellung:
Zerkleinern und vermischen nach Anleitung, dann pinseln oder sprühen
Zeitliche Komponente:
Mischen und Auftragen in wenigen Minuten. Zerfall und Abtrag in Stunden/Tagen/Wochen – abhängig von Witterung und dem Verhalten der Tiere vor Ort.