Alltagsblau, Julia Mederus

WiSe 2013/14 Prof. Bettina Göttke-Krogmann, Dr.Ingo Uhlig, 4.Studienjahr und Master

Julia Mederus

Ein Sprichwort besagt, dass der Alltag grau sei – doch ist er das wirklich? Oder liegt es an unsere Wahrneh- mung, dass wir die Routine als monoton und somit grau wahrnehmen? Als Recherchearbeit für eine Mantelstoffkollektion fotografierte ich sieben Tage lang zu jeder vollen Stunde meinen Alltag und errechnetedessen Farbmittelwerte. Ich sah darin die Bestätigung des Graus im Alltag, aber auch die Vermutung, dass jenes Grau erst im Prozess der Wahrnehmung entsteht, da die Farben im Bild enthalten sind und erst durch das Mischen zum Grau werden. Als ergänzenden Vergleich möchte ich hier das Modell der Farbkugel Philipp Otto Runges anführen. Jenes Modell dient zur Ordnung der reinen Farben, Schwarz und Weiß und deren Mischwerte. Im Zentrum der Kugel steht das neutrale Grau, es ist also ein absoluter Mischwert und enthältsomit alle Farben. Für die textile Umsetzung teilte ich den Farbbereichen in den Bildern passende Garne zu und webte diese, meiner Wahrnehmung entsprechend, Schritt für Schritt ab. Es entstanden dabei Farbverläu-fe, die durch das Verfilzen in der Nachbearbeitung noch einmal mehr vermischt wurden. So wiederholt sich das Mischen der einzelnen Farben nicht nur in der Technik des Webens, sondern auch in der Veredelung der Fläche und sogar in der Anwendung. Der Stoff spiegelt als oberste, den Körper umhüllende Schicht, die ihn umgebende Umwelt. Er wiederholt eine Szenerie, gibt die Farbe also als bewegtes und somit verschwommenes Bild wieder.