Fr–Mo. Einblicke in die elektronische Subkultur aus Halle an der Saale 1990–2015.

Masterthesis von Falko Gerlinghoff im Editorial Design

Halle ist laut, grau und stinkt. Die Mauer wurde gerade zu Fall gebracht und eine neue Freiheit lockt mit all ihren Licht und Schattenseiten. Leerstand und ungeklärte Besitzverhältnisse bieten den Nährboden für eine neue Jugendkultur, die es versteht die entstandenen Räume zu nutzen und mit ihrer Musik und Lebenseinstellung zu bespielen. In diese neue Welt passte Techno mit seiner Wucht perfekt rein. Ohne Hierarchien und mit dem Versprechen, dass alle auf der Tanzfläche gleich sind brachte die Musik das ersehnte Freiheitsversprechen, ohne dabei Rücksicht zu nehmen. 

Geh nicht nach Halle, da ist doch nichts los, wurde mir früher oft entgegnet. Wenn ich jetzt sage, ich komme aus Halle, heißt es meist nur, ist da was los? Da geht doch nichts. Doch! Halle ist eine kleine Stadt mit einer hohen Anzahl an Menschen, die sich der elektronischen Musik verschrieben haben. Halle bringt international erfolgreiche Labels, Künstler und Clubs hervor und muss sich ständig gegen Berlin und Leipzig behaupten. Berlin die alte Techno-Dame kann sich ausruhen. Hier muss niemand mehr beweisen, dass es sich um eine internationale Stadt mit guter Musikszene handelt. In Hypezig übernehmen das seit einiger Zeit die Medien und vernichten so indirekt jede Menge Freiräume, die die Kulturschaffenden brauchen. Also hat Halle einen riesigen Vorteil den die Regierenden auch manchmal clever nutzen, in dem Sie zum Beispiel ein bundesweit einmaliges Open Air Gesetz schaffen, dass es uns Hallensern extrem einfach macht spontane Open Airs zu veranstalten. Studenten bilden das Herz der Musikszene und dadurch kommen immer wieder neue spannende Personen, Ideen und Einflüsse nach Halle, die das Existierende ständig auf den Prüfstand stellen. 

FR – Mo ist ein Buch über die Entwicklung und den Status Quo der elektronischen Sub- und Tanzkultur in Halle (Saale). Es gibt dabei Einblick in die Musikszene der Provinz mit all ihren Potentialen wie auch Schwierigkeiten. In zahlreichen Interviews kommen DJs, Veranstalter, Gäste und Produzenten genauso zu Wort wie Türsteher, Drogensüchtige und Plattenladenbesitzer und geben dabei einen nicht immer ganz nüchternen Einblick in die lokale Club- und Musikszene. Mit einer vielfältigen Sammlung von Text- und Bildmaterial versucht dieses Buch einen Rückblick auf Vergangenheit zu geben, den Ist-Stand zu beleuchten und zu schauen, wo die Reise hingehen wird. Dabei soll nicht der Anspruch erhoben werden, eine allumfassende Bestandsaufnahme des elektronischen Undergrounds in der ostdeutschen Provinz zu sein.