„FoCC“ (Future of Coin Collective)

„Die Zukunft der Münze – CO200000 und UTZSC“, 2019
Beitrag der Projektgruppe „FoCC“ der Klasse Prof. Stella Geppert zur Open Call Ausstellung „vor_ORT“ in der Burg Galerie im Volkspark + Kurzinterview

Ausstellungsansicht der Videoarbeit „CO200000“, 2019 in der Ausstellung „vor_ORT“ in der Burg Galerie im Volkspark (12.03.-15.06.2020), Foto: Max Méndez

INTERVIEW

Ausstellung „vor_ORT“ im Gespräch mit dem „Future of Coin Collective“


– Ein Projekt des Studiengangs Kunstpädagogik mit Caterina Behrendt, Björn Brinkmann, Max Engeländer, Stella Geppert, Klara Goiny, Tabea Gräf, Nadja Kuras, Tim Nowitzki und Magdalena Rude

 

Frage 1 Burg Galerie:
Wie seid Ihr auf die Idee für das Projekt gekommen und welche Rolle hat das kollektive Arbeiten dabei gespielt?

FoCC (Klara Goiny): Die Idee zum Projekt entstand in dem Seminar von Prof. Stella Geppert und Magdalena Rude zum Thema „Münze". Auf Einladung der Klasse von Prof. Afroditi Liti der Hochschule der Bildenden Künste Athen sollten Arbeiten für eine gemeinsame Ausstellung im Numismatischen Museum Athen im Sommer 2019 konzipiert werden. Zu Beginn arbeiteten wir alle an individuellen Ideen. Bei unserem ersten Besuch im Museum in Athen wurde uns klar, dass all die ausgestellten Münzen historische Inhalte besaßen und uns in dem Museum eine Auseinandersetzung mit dem aktuellen Kontext und der Bedeutung des Geldes im kapitalistischen System fehlten: Wir wollten dem historischen Blick der dortigen Dauerausstellung einen Blick in die Zukunft hinzufügen.
In der weiteren Auseinandersetzung wurde es wichtiger das bestehende System des Geldes neu zu denken. Es ist ein System, dass uns alle betrifft. Das war ausschlaggebend für unsere kollektive, „demokratische" Zusammenarbeit. Eine Nacht lang saßen wir in Athen zusammen und fantasierten gemeinsam über zukünftige Lebens- und Bezahlweisen. Wir bewegten uns gedanklich in Science-Fiction-Szenarien und beschäftigten uns mit der Zugänglichkeit zu Ressourcen und deren Verschwendung, bzw. Überfluss. Es sollte um eine neue Wertschöpfungskette gehen. Dabei entstanden die Ideen zu zwei fiktiven Währungen, deren Grundstoffe einerseits aus dem überflüssigen, sehr schädlichen CO2 in der Atmosphäre und andererseits von einem der Verursacher, den Autos, gewonnen werden. Unsere Vorhaben waren nur durch Interventionen im öffentlichen Raum umzusetzen.

Frage 2 Burg Galerie:
Eure Klimarettungsmaßnahmen sind radikal, fiktiv, ressourcenschonend. Ihr treibt ein Bedürfnis nach aktiver Veränderung auf die Spitze. Ich lese in Euren Ausführungen aber auch eine gewisse Verzweiflung, das Gefühl von Aussichtslosigkeit. Hat euch dieser Aspekt beschäftigt? Wenn ja, wie?

FoCC (Klara Goiny):
Ja, deine Worte treffen es sehr gut. Die grundlegenden Visionen zum Thema, die wir hatten, waren meines Erachtens nach negativ geprägt. Damit einher ging ein Gefühl der Machtlosigkeit und Unwissenheit. Das Gute war, dass wir miteinander im regen Austausch standen und auch immer wieder gemeinsam humorvoll „rumspinnen" konnten. Irgendwie haben Momente des „nicht weiter Wissens" immer auch einen sehr produktiven Umkehrschluss. Die Idee entstand durchaus nach einem schwierigen Tag.
Ich weiß auch noch, dass es sehr wichtig für uns war, dass die Münze selbst immer zwei Seiten hat. Deshalb gibt es überhaupt auch zwei Arbeiten, die einen sehr unterschiedlichen Umgang mit demselben Problem bilden. Auf der einen Seite die CO200000-Währung, die von einem offiziellen Unternehmen produziert wird: Auf „legalem" Wege wird verschmutztes CO2 gesammelt und gefiltert, aus dem übrig gebliebenen Feinstaub werden anschließend Münzen gepresst. Auf der anderen Seite die Underground-Gang, die illegal in Nacht-und-Nebel-Aktionen Autoreifen klaut und aus deren Materialien neue Münzen, die UTZSC-Währung produziert. Diese Fiktion spielt an einem zukünftigen Nicht-Ort, der überall sein könnte. Sie kann auch als ein Appell gelesen werden, kreativ mit solchen Problematiken umzugehen und nicht so festgefahren über unsere Handlungsmöglichkeiten und Spielräume zu denken.