Caro Sell mit Kunstpreis der Stiftung der Saalesparkasse 2017 ausgezeichnet

Die Preisträgerin Caro Sell ist Absolventin der Studienrichtung Zeitbasierte Künste. Anerkennungen erhielten Dorothea Heisig (Schmuck), Lisa Kottkamp (Keramik) und Pauline Jahn (Buchkunst).

Caro Sell (*1980)
We love to entertain you!
Preisträgerin des Kunstpreises der Stiftung der Saalesparkasse 2017
Absolventin der Studienrichtung Zeitbasierte Künste
Foto: Matthias Ritzmann

Der mit 2.500 Euro dotierten Kunstpreis der Stiftung der Saalesparkasse 2017 wurde an Caro Sell, Burg-Diplomabsolventin der Studienrichtung Zeitbasierte Künste (betreut von Prof. Michaela Schweiger) für ihre Arbeit „We love to entertain you!“ verliehen. Zudem wurden drei Anerkennungen, jeweils dotiert mit 500 Euro, von der Fachjury an Dorothea Heisig, Lisa Kottkamp und Pauline Jahn vergeben. Der Kunstpreis der Stiftung der Saalesparkasse zeichnet jährlich eine herausragende Diplomarbeit im Fachbereich Kunst der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle aus und wird in diesem Jahr bereits zum elften Mal verliehen. Die Ausgezeichneten wurden aus 34 Diplomarbeiten ausgewählt. Die feierliche Verleihung fand am Freitagabend, 14. Juli 2017 im Volkspark Halle statt und bildete den Auftakt zur Jahresausstellung der BURG. Die Preisträgerarbeiten sowie weitere Werke der Absolventinnen und Absolventen des Fachbereichs Kunst sind an fünf Orten in der Ausstellung „Parcours. Diplome der Kunst“ zur Eröffnung am Freitagabend, 14. Juli von 19 bis 21 Uhr und zur Jahresausstellung am 15. und 16. Juli 2017 von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Zusätzlich öffnen die fünf Ausstellungsorte vom 21. bis 23. Juli sowie vom 28. bis 30. Juli 2017 jeweils von 14 bis 19 Uhr.

Kunstpreis der Stiftung der Saalesparkasse 2017
Den diesjährigen Kunstpreis der Stiftung der Saalesparkasse erhielt Caro Sell, Absolventin der Studienrichtung Zeitbasierte Künste (betreut von Prof. Michaela Schweiger) für ihre Arbeit „We love to entertain you!“. Die raumgreifende Video-Installation von Caro Sell beschäftigt sich mit der Reproduktion von Rassismen und verhandelt dieses Thema anhand eines Beispiels aus den Massenmedien. Durch vier großformatige Videoprojektionen stellt die Künstlerin einen Raum im Raum her, in dem sie den Betrachter mit vier Tonspuren konfrontiert. Durch den gezielten und genau ausgesuchten Einsatz von vorhandenem Videomaterial und dessen Bearbeitung in Perspektive und Schnitt, eignet sich die Künstlerin dieses Material für ihre eigene Arbeit an. Über die Tonspuren, die unterschiedliche mediale Formate wie ethnografische Filme, Reportagen oder Videoblogs imitieren, verändert Caro Sell die Sichtweise auf das gezeigte Videomaterial. Hierdurch legt die Künstlerin vielschichtige Spektren eines Ereignisses offen, das eigentlich als Werbemaßnahme gedacht war und transformiert die Leseweise eben dieser Inszenierung in eine medien- bzw. gesellschaftskritische Arbeit und überzeugte so die Jury. Ihre künstlerische Untersuchung einer medialen Inszenierung kann durchaus auch als Befragung der visuellen Anthropologie verstanden werden.
Caro Sell wurde 1980 geboren und studierte bis 2017 Zeitbasierte Künste. Sie erhielt 2013 das Istanbul-Stipendium der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und studierte anschließend noch weitere zwei Semester an der dortigen Marmara Üniversitesi. Caro Sell war unter anderem an den Gruppenausstellungen Please Do Not Touch the Artwork | Fotografie und Berührung (Berlin, 2016) und perfect creatures (A room that, Herbstrundgang, Spinnerei Leipzig, 2016) beteiligt. Zudem hat sie an den Werkleitz Biennalen 2011, 2013 und 2015 teilgenommen. Die Preisträgerarbeit von Caro Sell ist in der Galerie F2 zu sehen.

Anerkennungen
Die Jury vergibt eine Anerkennung an Dorothea Heisig aus der Studienrichtung Schmuck (betreut von Prof. Daniel Kruger) für ihr Werk „Ja Nein Vielleicht. Was übrig bleibt“. Dorothea Heisig untersucht in ihrer Arbeit die Hochzeit als Ritual und die Bedeutung des Eherings als Symbolträger. Ausschnitte aus Hochzeitsfotos zeigen die Handhaltungen der frisch Vermählten. Durch die Fokussierung auf flüchtige Gesten der Paare werden die gesammelten Bilder zu Erzählsträngen verdichtet, die Rückschlüsse auf mögliche Beziehungsverhältnisse zulassen. Die exakten Silikonkopien von Trauringen samt Gebrauchsspuren werden ebenso wie die Hochzeitsfotos zu stillen Zeugen eines Beziehungsgeflechts. Dorothea Heisig konnte die Jury von ihrer Arbeit durch das subtile Hinterfragen von Schmuck als Bedeutungsträger überzeugen.
Dorothea Heisig wurde 1988 geboren und wuchs in Dresden auf. Von 2007 bis 2011 absolvierte sie eine Ausbildung zur Goldschmiedin an der Staatlichen Zeichenakademie Hanau und besuchte in diesem Rahmen für ein Trimester das Schmuck-Department der Koulutuskeskus Salpaus in Lahti (Finnland). Von 2011 bis 2016 studierte sie bei Prof. Daniel Kruger in der Studienrichtung Schmuck an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Für ein Studium bei Prof. Cristina Filipe ging sie 2015 für acht Monate an die AR.CO in Lissabon (Portugal). Dorothea Heisigs Arbeit wird in der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt präsentiert.

Eine weitere Anerkennung erhält Pauline Jahn, Absolventin der Studienrichtung Buchkunst (betreut von Prof. Sabine Golde). Ihre Arbeit mit dem Titel „Formationen des Untergrundes“ befasst sich mit einer neuen geologischen Epoche des Anthropozän. Exemplarisch beschäftigt sie sich hierbei mit dem Material Salz, das sie in ihrer Arbeit sowohl in Fotografien als auch in Skulpturen verhandelt. Das Salz versteht sie dabei als Projektionsfläche für Materialien im Allgemeinen, die durch die menschliche Nutzung einer ständigen Transformation, auch in Bezug auf ihre Werteinschätzung, unterliegen. Die formale sowie inhaltliche Klarheit ihrer Arbeit hat die Jury überzeugt.
Pauline Jahn, 1991 in Augsburg geboren, wuchs in Dresden auf. 2009 absolvierte sie ein FSJ Kultur in der Klassik Stiftung Weimar. Kleinere museale Strukturen und die Faszination des gedruckten Wortes lernte sie anschließend bei Praktika in Leipzig kennen. 2011 begann sie das Studium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle in der Studienrichtung Buchkunst bei Prof. Sabine Golde. 2016 war sie ein Semester an der HGK Basel (Schweiz) in der Klasse für Typografie. Sie beteiligte sich an zahlreichen Buchmessen und Ausstellungsprojek­ten im In- und Ausland. Pauline Jahns Diplomarbeit ist in der Burg Galerie im Volkspark zu sehen.

Lisa Kottkamp aus der Studienrichtung Keramik (betreut von Prof. Martin Neubert) erhält eine Anerkennung für ihre Arbeit „Altering Borders and Moving Horizons“. Eine Mauer aus grazilem Porzellan wird zum Sinnbild für die eigentlich körperliche Erfahrung von Grenzen in der Realität. In ihrer Arbeit vermeidet sie die Festlegung des Grenzbegriffs auf eine starre unflexible Linie, vielmehr öffnet sie ihre thematische Auseinandersetzung für immaterielle und metaphorische Grenzen. Das Porträt einer Kamera, die sich selbst in einer Spiegelfolie fotografiert, wird dabei zum Beobachter des transluzenten Materials. Die Jury war vor allem von ihrem assoziativen und zurückhaltenden Umgang mit dem Thema überzeugt.
Lisa Kottkamp wurde 1991 in Jena geboren, heute lebt und arbeitet sie in Leipzig. Seit 2012 studierte sie an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, 2015 absolvierte sie zudem einen Aus­landsaufenthalt an der Akademie der bildenden Künste Wien (Österreich) in der Klasse von Monica Bonvicini. Ihre installativen Arbeiten stellte sie in zahlreichen Galerien und Ausstellungsräumen aus, unter anderem im Aquarium in Wien (2016). Zudem organisierte sie zahlreiche Ausstellungen in Leipzig, Halle und Wien. Lisa Kottkamps Arbeit wird ebenfalls in der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt ausgestellt.

 

Fachjury
Der diesjährigen Fachjury gehörten an:
Thomas Bauer-Friedrich (Direktor, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale))
Prof. Philip Gaißer (Professor für Bildnerische Grundlagen/ Fotografie, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle), Vorsitzender der Jury
Prof. Dieter Hofmann (Rektor, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle)
Jan-Hinrich Suhr (Mitglied des Vorstands der Stiftung der Saalesparkasse, Halle (Saale))
Franciska Zólyom (Direktorin und Kuratorin, Galerie für zeitgenössische Kunst (GfZK), Leipzig)

Ausstellung „Parcours. Diplome der Kunst“
Die ausgezeichneten und alle weiteren Diplomarbeiten sind im Rahmen der Ausstellung „Parcours. Diplome der Kunst“ am 15. und 16. Juli 2017 von 10 bis 18 Uhr und vom 21. Bis 23. Juli sowie vom 28. bis 30. Juli 2017 von jeweils 14 bis 19 Uhr an fünf Standorten zu sehen: Im Kunstforum Halle, in der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt, der Burg Galerie im Volkspark, dem Weißen Haus sowie in der Galerie F2. Alle Ausstellungsorte sind zudem zur Eröffnung am Freitag, 14. Juli von 19 bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

 

Kunstpreis der Stiftung der Saalesparkasse Halle 2017
Preisverleihung: Freitag, 14. Juli 2017, 18 Uhr
Ausstellungsorte „Parcours. Diplome der Kunst“: Kunstforum Halle (Bernburger Straße 8), Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt (Neuwerk 11), Burg Galerie im Volkspark (Schleifweg 8 a), Weißes Haus (Seebener Straße 193), Galerie F2 (Fährstraße 2)
Eröffnung aller Ausstellungsorte: Freitag, 14. Juli, 19–21 Uhr
Weitere Öffnungszeiten: 15. und 16. Juli: 10–18 Uhr. 21.–23. sowie 28.–30. Juli: 14–19 Uhr
Weitere Informationen: www.burg-halle.de/diplomausstellung