Cierra Tus Ojos

Diplom von Thomas Brück

Installationsansicht "Cierra Tus Ojos"

Cierra Tus Ojos, (D 2020) 
4K Video-Installation, 28 min (loop),

Bereits beim Eintreten in den Ausstellungsraum wird eine  Stimmung etabliert, welche die filmische Arbeit spiegelt.  

Ein junger Mann taucht plötzlich aus einem Gewässer auf. Sphärisch-dissonante Klänge ertönen. Es ist Nacht, rotes Licht. Der junge Mann ist angespannt, beruhigt sich nur langsam. Im Verlauf des Films verflüchtigt und erneut sich diese Spannung, dehnt sich aus, bricht zusammen, baut sich wieder auf. Der Sound  begleitet eine Bildauflösung, die schließlich in den Innenraum eines Schlosses übergeht. Im Inneren des Schlosses hat der junge Mann kurzzeitig Visionen und eine weibliche Stimme flüstert ihm zu: “cierra tus ojos”. Wir folgen der Stimme ins Innere des Protagonisten. Doch welche Welt bildet sich dort ab?

Auf der Schwelle zwischen Schlaf und Erwachen folgt der Film Cierra Tus Ojos (dt. Schließ Deine Augen) einer verschachtelten Traumlogik.  Bildsprache und Erzählform bedienen sich teils realen, teils fiktiven Traumerinnerungen, verbinden diese mit Elementen verschiedener Filmgenre wie Horrorfilm, Thriller, Neo Noir oder dem Surrealistischen Film. Biographische Bezüge verschmelzen mit imaginierten Bildern, Filmzitaten und Verweisen auf Werke der Bildenden Kunst.

Die Gefühlswelt der Hauptfigur changiert konstant, zwischen dem Gefühl, eines drohenden Unglücks, und der Ahnung einer nahenden Erlösung. Beiden Pole bilden charakteristische Momente einer existenziellen Traumerfahrung, welche die filmische Arbeit nachspürt. Das inhärente Erkenntnisvermögen solcher Grenzerfahrungen im Traum, wird so zunächst von der Traumwelt des Künstlers, in eine  filmische, und schließlich in die reale Welt übertragen. 

Wie lassen sich die Bilder geistig fassen, die vor unserem Auge sichtbar werden? 

Die installative Umsetzung greift auf Elemente der Szenografie und der Inszenierung des Films auf und verwandelt den Ausstellungsraum in eine Art Zwischenwelt, die als Erfahrungsraum der filmischen Welt fungiert. Ähnlich einer Collage fügen sich dadurch verschiedene Teile zusammen und erschaffen eine ganz eigene Wirklichkeit, die auf  realhistorische Kontexte Bezug nimmt, vorausgreift und provoziert. 

Sind wir in der Lage uns von traumatischen Erlebnissen zu befreien? Können wir durch eine eindrückliche Traumaerfahrung zu existentielle Erkenntnissen über uns selbst und die Welt gelangen, und solche konstruktiv nutzen? 

Die Arbeit bleibt rätselhaft, entzieht sich einer klaren Deutung und fordert heraus.

 

Künstlervita
Thomas Brück, 1988 in Zapopan, Mexiko geboren, studierte von 2012–2020 Zeitbasierte Künste an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein. Von 2017–2018 studierte er an der Universität der Künste Havanna. Er nahm an zahlreichen Ausstellungen teil und entwickelte mehrere gemeinsame Arbeiten mit Lukas Pfalzer. In seiner künstlerische Arbeit widmet er sich der Erforschung verschiedener Realitäsmodelle. Kontakt: email.brueck(at)  gmail.  com