Farbgeschichten

2.Stj, experimentelles Drucken, SoSe 2018

Foto: Kristin Nebauer

Jedes Material hat eine Farbe, die durch Reflexion des Lichts vom Auge wahrgenommen wird. Von der Blüte bis zum morgendlichen Dunst, vom Kieselstein bis zum Nachthimmel umgeben uns unendlich viele Farbtöne. Sechs dieser vielen Farben, die ungewöhnliche Namen tragen, stehen im Zentrum des Projektes. Es gibt wenige Bezeichnungen, die auf der tatsächlichen Herkunft des Pigments beruhen wie bei Indigo auf der Wurzel, bei Reseda auf der lateinische Bezeichnung der Pflanze, oder Türkis, auf dem Mineral. Schon Namen wie Ultramarin für das Blau des Minerals Lapislazuli, oder Karmin für das Rot der Cochenilleläuse sind Eigenbezeichnungen. Namen wie Ägyptisch Blau (Calcium-Kupfersilicat), oder türkisch Rot (Krapp mit sulfoniertem Öl gebeizt) stehen für spezielle Farben, erzählen aber gleichzeitig ihre Herkunft oder ihre Geschichte. Um heute präzise Farben zu kommunizieren, nutzt man in der Regel Farbsysteme wir Pantone, RAL oder NCS, die Zahlencodes verwenden, um die Farben zu ordnen, zu kategorisieren und zu spezifizieren. Einige seltsame Namen machen neugierig auf ihre Bedeutung.

Eine solche Farbe ist der Ausgangspunkt für das Projekt: Die Farbe selbst wurde erfasst, beschrieben und im Druck und Färben auf unterschiedlichen Materialien genutzt. Es ging dabei nicht um den einzelnen punktgenauen Farbton, sondern um das Spiel mit dem diesem selbst und „um ihn herum“: mit verschiedenen Helligkeiten, mit leichten Abweichungen, um Nuancen zu zeigen und zu nutzen, auf verschiedenen Untergründen, um zu erforschen, wie die Farbe unterschiedlich wirkt, mit verschiedenen Druckmaterialien, um unterschiedlichen Eigenschaften wie Glanz, Rauheit oder Stumpfheit zu erzeugen, usw. Die Inspiration für die Motive für die Druckschablonen wurden aus der Geschichte um die Farbe entwickelt. Diese wurden als Entwurf im Rapport umsetzt - als minimale Struktur, als Ornament, als Streuung, als bildhaftes Motiv oder in Kombination von allem.

Einen Schwerpunkt für die Umsetzung bildeten die Pigmente aus Naturfarben, sowohl für die Färberei als auch für die Druckerei. Diese konnten und sollten auch wieder mit synthetischen Farben kombiniert werden. Im Mittelpunkt stand das Experiment mit der Farbe, den Farbpigmenten, den Druckpasten und dem genutzten Material. Neben der Färberei und dem Siebdruck mit seinen verschiedenen Optionen wie Ausbrennen, Reservieren oder Pigmentdruck konnten die Stoffe auch weiterbearbeitet werden durch Prägen, Pressen, Besticken, Lasern, Kratzen, Beschichten, Schneiden, Verformen, usw.

Entstehen sollten eine ausgewählte Serie von Materalexperimenten, eine große gefärbte Stoffbahn aus Seide, eine Sammlung verschiedener Proben für die Erweiterung des persönlichen Stoffarchives, Protokolle der Prozesse und Rezepte während des Färbens und Druckens (dem Archiv beigefügt), ein begleitendes Skizzen- und Sammelbuch mit der Recherche, Zeichnungen, usw.

Begleitende Aufgaben und Veranstaltungen:

Vortrag: Einführung zu Organic Pints von Kristin Nebauer

Workshop Färben mit Joachim Unterfrauner - 12.3. -16.3

Workshop Drucken mit Naturfarbstoffen mit Anja Eilert