Kann Design die Welt retten?

Schwerpunktprojekt Editorial, Wintersemester 2015/16, Prof. Anna Berkenbusch, Dipl.-Des. Carla Streckwall

Das Plakat von Erik Spiekermann »Design will save the world just after Rock’n Roll does« beschreibt einen großen Traum, ein Ideal: Mit Musik, mit Leidenschaft, mit Gestaltung, mit dem eigenen Ding, muss die Welt doch ein bisschen besser zu machen sein; es ist der Traum davon, dass das, was wir jeden Tag tun, nicht unnütz und sinnlos ist, sondern einen Wert über den Tag hinaus und für andere oder die Gesellschaft hat.

Die Realität sieht oft anders aus. Leben wir nicht als Gestalter und Gestalterinnen meist auf einem Luxusliner, der seinen Müll arglos über Bord wirft und nicht jeden Passagier aufnimmt? Kreisen wir hier an der Hochschule, auch als Kommunikationsdesigner, nicht die meiste Zeit um uns selbst?

Wofür arbeiten Designer? Wozu gestalten wir immer wieder neue Produkte, Publikationen, die keiner braucht und die Ressourcen verschlingen? Ist unsere Arbeit ein Luxusjob? Benötigen wir immer wieder neue Bücher über Design, immer wieder Geschichten über uns selbst und Magazine über Künstler und Gestalter? Ist das Finden eines eigenen Standpunktes, eines Interessengebietes, schon eine Veröffentlichung wert?

Wozu beschäftigen wir uns an der Hochschule viele Semester damit, wie visuelle Kommunikation funktioniert? Damit wir was? publizieren? Wie kann gut gestaltete Kommunikation dazu beitragen, Probleme zu lösen und den Alltag oder das Leben einer Gemeinschaft wirklich zu verändern?

Der Designer Florian Pfeffer, beschreibt in seinem 2014 erschienenen Buch »To do: Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt« den Wandel im Kommunikationsdesign weg von der Form hin zum Prozess. Die neuen Fächer, so Florian Peffer, heißen Empathie, Identifikation und offenes Denken. Die klassischen Gestaltungs-Fähigkeiten eines Designers oder einer Designerin werden vorausgesetzt und die Grenzen der Disziplinen werden mehr und mehr aufgehoben. Designer begleiten und visualisieren Veränderungs-Prozesse. Das wird unser Thema sein im kommenden Semester.

Interessant sind in diesem Zusammenhang Projekte, die etwas verändert haben. Wir werden zur Inspiration zur Bienale nach Venedig, die in diesem Jahr »All the World’s Future« heißt, reisen und dort auf den Spuren der Kunst nach Projekten Ausschau halten, die die Besucher mit Empathie und Leidenschaft auf die Suche nach einer besseren Welt schicken.

Die Designerin Melanie Mues wird einen Workshop zum Thema abhalten. Außerdem wird ein Tages-Workshop zum Design-Thinking durchgeführt.

Als Gäste sind Stephan Bohle von futurestragedy und Steffen Schumann von anschlaege.de eingeladen.