Keramikerin Sarah Pschorn ist erste Stipendiatin des Gerhard-Marcks-Stipendiums der BURG

Die Burg-Absolventin überzeugte die Jury und wird das neueingerichtete Stipendium im September 2020 antreten.

Sarah Pschorn
Ananas, 2018
Porzellan, gefundene Objekte (Glas, Papier), Epoxidharz, 33x10x11cm
Foto:Jakob Adolphi

Die Keramikerin und Burg-Absolventin Sarah Pschorn wurde mit dem 2020 erstmals von der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und der Frühauf & Frühauf GMH-Grundstücksgemeinschaft GbR vergebenen Gerhard-Marcks-Stipendium ausgezeichnet. Unter 29 Bewerberinnen und Bewerbern setzte sich die Künstlerin durch und überzeugte die sechsköpfige Fachjury mit ihrem außerordentlichen Verständnis für den Werkstoff Keramik, der Professionalität sowie Vielseitigkeit ihrer Arbeiten. Sie erwartet mit Erhalt des Stipendiums Anfang September einen dreimonatigen Arbeitsaufenthalt im B14 Gerhard Marcks Künstlerhaus in Ahrenshoop. Das Stipendium umfasst neben freier Unterkunft eine monatliche finanzielle Unterstützung von 1.600 Euro, die Möglichkeit zur Umsetzung einer Ausstellung sowie die Produktion einer Publikation.

Über alle Abstimmungsrunden hinweg beeindruckten die Werke Sarah Pschorns, die 2015 ihr Kunststudium an der BURG abschloss: „Die Künstlerin beweist in ihren Arbeiten ein außerordentliches Verständnis für den Werkstoff Keramik und gleichzeitig einen unkonventionellen und künstlerisch spannenden Umgang mit dem Material“, so die Begründung der Jury. Das Gefäß dient in ihren Werken als Träger von Ideen und Gedanken, die sie durch verschiedenste Adaptionen und Kombinationen umsetzt. Fragmente und Fundstücke werden dabei genauso miteinbezogen wie moderne Techniken des 3D-Drucks. Ihre Objekte umfassen Schmuckformen und Elemente aus der Popart sowie des Barock oder der Moderne, wodurch jedes zu einem Unikat mit eigenem Charakter wird.

Sarah Pschorn erhofft sich mit dem Arbeitsaufenthalt einen intensiven Austausch mit der regionalen Kunst- und Kulturszene in Ahrenshoop. „Ich freue mich auf Stille, Wind, Meer, und Raum – Raum für Gedanken und neue Projekte“, sagt die Keramikerin. Das Stipendium wird ab sofort jedes Jahr an Kunst-Absolventinnen und -Absolventen der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle vergeben. Es erinnert an den Bildhauer, Zeichner, Grafiker und ehemaligen Rektor der BURG Gerhard Marcks (1889–1981) und wird für alle Studienrichtungen und Medien des Fachbereichs Kunst gleichermaßen ausgeschrieben. Das heutige B14 Gerhard Marcks Künstlerhaus erwarb Marcks 1930 als Sommerquartier und wurde ab 1933 zu seinem Rückzugsort und Refugium, nachdem er auf Druck der Nationalsozialisten an der Kunsthochschule entlassen wurde.

 

Über Sarah Pschorn
Sarah Pschorn studierte von 2009 bis 2015 in der Studienrichtung Keramik bei Prof. Martin Neubert. Sie erhielt zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, u.a. 2016 das Graduiertenstipendium des Landes-Sachsen-Anhalt, den Grassipreis der Carl und Anneliese Goerdelerstiftung im Grassi-Museum Leipzig (2016) sowie 2019 den Schweizer Prix Fondation Bruckner und den Artist-in-Residence Preis Open to Art in Sasama (Japan). Sie war in einer Vielzahl von Ausstellungen im In- und Ausland vertreten. Ihre Arbeiten befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen.

 

Fachjury
Für die erste Vergabe des Gerhard-Marcks-Stipendiums konnte mit Mareike Frühauf (B14 Gerhard Marcks Künstlerhaus), Prof. Annette Leyener (Professorin für Künstlerisches Grundlagenstudium, Hochschule Wismar), Dr. Arie Hartog (Direktor des Gerhard-Marcks-Hauses, Bremen), Dr. Uwe Neumann (Direktor der Kunsthalle Rostock) sowie Matthias Fuhrmann (Direktor Galerie Born, Born/Darß) eine hochkarätige Fachjury gewonnen werden. Den Vorsitz (ohne Stimmrecht) hielt Prof. Rolf Wicker, (Prorektor und Professor für Bildnerische Grundlagen / Plastik, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle) inne.

 

Über Gerhard Marcks
Der Bildhauer und Grafiker Gerhard Marcks wurde 1919 ans Bauhaus nach Weimar berufen und leitete ab 1920 die Bauhaus-Töpferei in Dornburg (Saale). 1925 wechselte er an die heutige BURG, hier leitete er die Bildhauerklasse und wurde 1928 schließlich Rektor der Kunsthochschule. Marcks brachte nicht nur neue künstlerische Impulse, sondern auch Lehrkräfte aus dem Bauhaus mit nach Halle. 1933 wurde er jedoch, wie auch weitere Lehrende und Werkstattmeister, entlassen. Er war Wegbegleiter und zentrale Figur zwischen renommierten Künstlerinnen und Künstlern der Moderne wie Marguerite Friedlaender, Lyonel Feininger, Oskar Schlemmer, Charles Crodel oder Hans Finsler. Viele Werke von Gerhard Marcks wurden 1937 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt, einige in der Ausstellung „Entartete Kunst“ in München gezeigt. Marcks erhielt Ausstellungsverbot. Das durch die Kunsthochschule nun eingerichtete Gerhard-Marcks-Stipendium versteht sich daher auch als Erinnerung, Mahnung und Appell für die Freiheit der Kunst.