Verleihung der GiebichenStein Designpreise

Der in mehreren Kategorien vergebene Preis sowie drei Sonderpreise wurden am 11. November 2020 digital verliehen. Die Schaufensterprojektion der prämierten und nominierten Projekte ist vom 16. November bis 13. Dezember 2020 zu sehen.

Die Gewinner*innen des GiebichenStein Designpreises 2020 stehen fest.
Grafik: Thea Kleinhempel

Am Mittwochabend, 11. November 2020, wurden die diesjährigen Gewinner*innen in verschiedenen Kategorien über den digitalen Weg ausgezeichnet und drei Sonderpreise vergeben. Alle nominierten und ausgezeichneten Arbeiten von Studierenden des Fachbereichs Design der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle werden in Filmformaten im Schaufenster der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt über Projektionen vorgestellt. Pandemiebedingt gibt es keine klassische Ausstellung zum GiebichenStein Designpreis.

Die Trophäe aus rotem Porphyr – dem Gestein jenes Massivs, auf dem die Burg Giebichenstein über der Saale thront – erhielt in der Kategorie „Beste Idee / Bestes Konzept“ Lukas Keller (Industriedesign) für die Arbeit Open System Speaker. In der Kategorie „Beste Kommunikation“ überzeugte Jo-Fabius Kossak (Editorial Design) mit Abgelöst – fragmentarische Darstellung eines Leipziger Werbeateliers. In der Kategorie „Engagiertestes Anliegen“ ausgezeichnet wurden Wayra Aguilar, Karen Czock, Tim Mayer, Farid Taher und Anniek Timmermann (Industriedesign, Kommunikationsdesign) für das Projekt Burgfunk – The Last Minute Radio Show. Für die Arbeit M3: Machine-Mass-Mold erhielt Lotte Schlör (Produktdesign/Keramik- und Glasdesign) einen GiebichenStein in der Kategorie „Interessantestes Experiment“. Den vom Freundes- und Förderkreis der Hochschule vergebenen „GiebichenStein der Freunde“ erhielt Maria Plasczymonka (Kommunikationsdesign) für ihre Arbeit Heilige Reliquien.
Jeder der GiebichenSteine ist durch den Freundes- und Förderkreis der BURG mit 500 Euro Preisgeld dotiert, zudem werden alle prämierten und nominierten Arbeiten dokumentiert und fotografisch in das Hochschularchiv aufgenommen.

Dazu wurden drei Sonderpreise vergeben. Den von culturtraeger gestifteten Grassi Nachwuchspreis sowie den Preis der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt erhielt dieses Jahr die Arbeit Zwei Ameisen auf Reisen, ein Kinderbuch für Blinde und Nicht-Blinde von Verena Zimmermann (Design of Playing and Learning). Die Arbeit wird von culturtraeger GmbH angekauft und in die Sammlung des Grassi Museums Leipzig aufgenommen. Der Preis der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt ist mit 500 Euro dotiert.

Das Stadtmuseum Halle wählte in diesem Jahr gleich drei Arbeiten aus: Improvisationen von Marie Gerhardt (Industrial Design) überzeugte in dieser Kategorie und wird für ein Jahr in der ständigen Ausstellung präsentiert. Die Arbeit #NeinZurAfD vom Kollektiv Anonym wird vom Stadtmuseum Halle ebenfalls ausgezeichnet und in der kommenden Sonderausstellung Hilf dies Haus schützen! Der Kampf um die Weimarer Republik in Halle 1919–1925 ab November 2021 gezeigt werden. Auch das Kinderbuch Zwei Ameisen auf Reisen von Verena Zimmermann (Design of Playing and Learning) gewinnt den Sonderpreis des Stadtmuseums Halle und wird als taktiles Bilderbuch im Rahmen eines Familiennachmittags der Veranstaltung Entdecke Halle! Mit Kennern! vorgestellt werden.


Die Preisträger*innen der GiebichenStein Designpreise 2020
In der Kategorie „Beste Idee / Bestes Konzept“ überzeugte die Arbeit Open System Speaker von Lukas Keller (Industriedesign). Das von Prof. Mareike Gast betreute Projekt befasst sich mit der Produktion von Unterhaltungselektronik, die einen hohen Ressourcen- und Energieaufwand aufweist, dabei werden die meisten Geräte nur für sehr kurze Zeit verwendet, selten werden sie repariert. Das Design des Open System Speaker dagegen zielt darauf ab, eine lange nachhaltige Nutzung zu ermöglichen. So sind Aufbau und Produktion des Bluetooth-Speakers in einem offenen System gestaltet. Alle Teile sind zugänglich und leicht demontierbar, eine Reparatur ist nicht an bestimmte Ersatzteile gebunden.

In der Kategorie „Beste Kommunikation“ gewann Jo-Fabius Kossak (Editorial Design) mit Abgelöst – fragmentarische Darstellung eines Leipziger Werbeateliers. Die von Prof. Andrea Tinnes und dem künstlerischen Mitarbeiter Pierre Pané-Farré betreute Publikation befasst sich mit handgemalten Kinoplakaten, die man nur noch in sehr wenigen Lichtspielhäusern vorfindet. Das Buch behandelt den Wandel des Mediums aus einer persönlichen Erinnerung: Die Mutter von Jo-Fabius Kossack hat zwischen 1996 und 2001 als Kinoplakatmalerin in einem Werbeatelier, der Leipziger Filmtheaterbetriebe GmbH, gearbeitet. Neben der Sammlung verschiedener Fundstücke setzt sich das Buch auf gestalterische Weise mit dem Gefühl der beruflichen Ablösung auseinander.

In der Kategorie „Engagiertestes Anliegen“ ausgezeichnet wurden Wayra Aguilar, Karen Czock, Tim Mayer, Farid Taher und Anniek Timmermann (Industriedesign, Kommunikationsdesign) mit dem Projekt Burgfunk – The Last Minute Radio Show. Aufgrund der Corona-Pandemie fehlte mit dem Wegfallen der diesjährigen Jahresausstellung ein gemeinsamer Abschlussmoment. Aus diesem Grund entstand in letzter Minute der Burgfunk, ein 48-Stunden-Webradio, das vom 17. bis 19. Juli 2020 auf Sendung ging. Eine Plattform entstand, die zum einen eine Auseinandersetzung für die im Semester entstandenen Arbeiten bot und zum anderen den Anlass schaffte, Gestaltung mit ihren unterhaltsamen und persönlichen, aber auch gesellschaftlichen, politischen und sozialen Facetten im Audioformat erlebbar zu machen. Betreut wurde das Projekt von Prof. Christian Zöllner.

Für die Arbeit M3: Machine-Mass-Mold wurde Lotte Schlör (Produktdesign/Keramik- und Glasdesign) in der Kategorie „Interessantestes Experiment“ ausgezeichnet. Die von Prof. Christian Zöllner und Vertretungs-Prof. Laura Straßer betreute Arbeit forscht zu den Schritten im Schaffensprozess zwischen Massenprodukt und Unikat. Im Rahmen ihrer Bachelorabschlussarbeit wurde von Lotte Schlör eine Druckgussmaschine entwickelt, die kleinserielle Verfahren für ein experimentierfreudiges Design-Umfeld ermöglicht. M3 ist ein Prozessprojekt, bei dem während der Entwicklung der Maschine direkt mit ihr experimentiert wird, um so ein industrielles Unikat zu schaffen.

Die Arbeit Heilige Reliquien von Maria Plasczymonka (Kommunikationsdesign) wurde vom Freundes- und Förderkreis der Hochschule für den „GiebichenStein der Freunde“ ausgewählt. Das von Prof. Georg Barber und dem künstlerischen Mitarbeiter Tobias Jacob betreute Projekt thematisiert die gesellschaftliche Bedeutung von Religionen im 21. Jahrhundert. An was glauben wir heute, in einer Gesellschaft, die nicht mehr religiös und kirchlich geprägt ist? An wen wenden wir uns mit unseren Bedürfnissen, Hoffnungen und Wünschen und womit oder worüber identifizieren wir uns? Ergebnis des Projekts sind fünf moderne Reliquien.

Den von culturtraeger gestifteten Grassi Nachwuchspreis, den Preis der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt sowie einen der drei Preise des Stadtmuseums Halle erhielt dieses Jahr die Arbeit Zwei Ameisen auf Reisen, ein Kinderbuch für Blinde und Nicht-Blinde von Verena Zimmermann (Design of Playing and Learning). Die Arbeit wird von culturtraeger GmbH angekauft und in die Sammlung des Grassi Museums Leipzig aufgenommen. Der Preis der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt ist mit 500 Euro dotiert.
Taktile Bilderbücher, gerade in der pädagogischen Arbeit mit blinden und seheingeschränkten Kindern spielen eine zentrale Rolle. Bisher gab es noch keine taktil gestalteten Bücher mit Gedichten. Das Buch Zwei Ameisen auf Reisen möchte dem entgegenwirken. Kurze Gedichte von Ringelnatz bis Janosch sind darin taktil illustriert und in Brailleschrift übersetzt. Verena Zimmermanns Beitrag eröffnet so den eigenständigen Zugang zu Gedichten und ermöglicht, unter Berücksichtigung der Kriterien des Universellen Designs, eine Teilhabe für alle. Die Arbeit wurde von Prof. Karin Schmidt-Ruhland und dem künstlerischen Mitarbeiter Martin Hensel betreut.

Das Stadtmuseum Halle zeichnete zudem zwei weitere Arbeiten aus: Improvisationen von Marie Gerhardt (Industrial Design) sowie #NeinZurAfD vom Kollektiv Anonym.
Mit ihrer Arbeit Improvisationen (betreut von Gast-Prof. Uli Budde) setzt sich Marie Gerhardt (Industrial Design) mit Improvisation als gestalterische Methode auseinander. Ihre verwendeten Materialien und Objekte sind Überbleibsel alter Projekte, industriell vorgefertigtes Rohmaterial oder aussortierte Dinge. Ausgehend von verschiedenen Materialien und Experimenten ist eine Sammlung von eindrücklichen Kompositionen entstanden.
Das von Prof. Andrea Tinnes und dem künstlerischem Mitarbeiter Pierre Pané-Farré betreute Projekt #NeinZurAfD zeigt anhand der Plakatserie NeinZurAfD durch drastische Zitate von Parteimitgliedern der AfD, wie es um die politischen Ziele und Einstellungen der Partei bestellt ist: Unter dem Deckmantel der konservativen Bürgerlichkeit verbirgt sich eine rassistische, neonazistische, antifeministische und generell menschenverachtende Ideologie.

Jury
Die Arbeiten der Preisträger*innen wurden von einer externen Jury ausgewählt. Der Jury gehörten an: Jan Armgardt (Designer, Honorarprofessor Fachhochschule Aachen), Heike Becker (Modedesignerin, Mode-Lehrbeauftragte Hochschule Macromedia Leipzig), Nikolaus Brade (Fotograf) und Melanie Isverding (Professorin für Metallgestaltung, Schmuck und körperbezogene Objekte, Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen).

GiebichenStein Designpreis
An der Ausschreibung konnten Studierende aus dem Fachbereich Design mit Projekten und Arbeiten in einem Onlineverfahren teilnehmen, die bis zum Ende des verlängerten Sommersemesters 2020 entstanden sind. Die Vorauswahl der Projekte trafen im Juli hochschulinterne Auswahlkommissionen.

GiebichenStein Designpreis 2020
Dauer der Schaufenster-Projektion: 16. November bis 13. Dezember 2020
Ort: Schaufenster der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt, Neuwerk 11, 06108 Halle (Saale)
Weitere Informationen: www.burg-halle.de/hochschule/hochschulkultur/giebichenstein-designpreis/ sowie www.burg-halle.de/gdp2020
Social Media: Die BURG kommuniziert die Ausstellung in den sozialen Medien mit den Hashtags #GDP20 und #BurgHalle.