Der unerledigte Gobelin

Werkschau der Klasse Malerei/Textile Künste der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, 13. Oktober – 20. November 2016. Eröffnung am 12. Oktober 2016, 18 Uhr

Die Ausstellung Der unerledigte Gobelin präsentiert in der Burg Galerie im Volkspark zeitgenössische Tapisserien, Jacquardgewebe, Stickereien, Wandmalereien, aber auch textile Plastiken und Videoarbeiten in Auseinandersetzung mit dem Textilen sowie Malerei und Zeichnungen der Klasse Malerei/Textile Künste von Prof. Ulrich Reimkasten. Es werden Arbeiten von Studierenden, Absolventen und Lehrenden aus den letzten zehn Jahren gezeigt und drei Schwerpunkte der Lehre thematisiert – der Architekturbezug von Kunst, textile und ornamentale Prinzipien und die räumlich-malerische Qualität von Farbe. „Der Gobelin ist historisch eng verbunden mit der Entwicklung der Gattungen Architektur und Malerei. „Diese heute fast vergessene Schnittstelle, die europäische Bildteppiche ausfüllen sowie das Fortwirken dieser Beziehung in der zeitgenössischen Kunst wollen wir mit der Ausstellung nachdrücklich zum Thema machen“, erklärt Prof. Reimkasten, der seit 1995 in der Studienrichtung Malerei/Textile Künste an der Kunsthochschule Halle lehrt. Darauf nimmt auch der Titel der Ausstellung Bezug.

Die umfangreiche Präsentation in der Hochschulgalerie, die ca. 60 Arbeiten ausstellt, untersucht das heutige Verhältnis vom gewebten und vom gemalten Bild zur Architektur und verdeutlicht den Zusammenhang zwischen zeichnerischen Strukturen und textilen Ordnungen. Sie zeigt am Beispiel innovativer Materialien die Fortführung der alten Kulturtechnik des Bildteppichs und dessen künstlerische Entwicklung in der Gegenwart. Die verschiedenen Arbeiten spiegeln dabei ein breites künstlerisches Spektrum wider und verweisen auf die lange Tradition der Textilkunst an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle.

Ausgehend von dem 1982 an der Staatlichen Textil- und Gobelinmanufaktur Halle realisierten Gobelin Fest der Lebensfreude von Ulrich Reimkasten wird anhand von verschiedenen Bildteppichkartons, Zeichnungen und Malerei seiner Studierenden der umfangreiche Prozess vom Entwurf zur Umsetzung heutiger Gobelins vorgestellt. Ein weiterer Schwerpunkt der Werkschau ist es, die technische und damit künstlerische Weiterentwicklung am Beispiel von Arbeiten zu zeigen, die am Jacquardwebstuhl entstanden sind. So wird  ein 8,50 Meter langes Teilstück der monumentalen Tapisserie Luthers letzte Reise zu sehen sein, die 2014 von Prof. Ulrich Reimkasten, Katharina Stark, Andreas Köppe und Soo Youn Kim als Auftragsarbeit für die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt geschaffen wurde. In Kombination mit der Patrone, der technischen Zeichnung, wird zudem das binäre Verfahren des Jaquardwebens anschaulich gemacht.

Des Weiteren werden freie Experimente mit dem Textilen gezeigt, aber auch angewandte Arbeiten, beispielsweise die Totentücher für das Krankenhaus St. Elisabeth & St. Barbara in Halle (Saale). Ein Animationsfilm wird die Arbeitsweise der Klasse, die in Drittmittelprojekten mit Architekturbezug viele Erfahrungen sammelt, überraschend in Szene setzen.

Die Ausstellung ist Teil des Textilen Herbstes 2016 in Halle (Saale), der sich mit dem Werk des französischen Künstlers Jean Lurçat (Kunstverein Talstraße e.V.) und seiner Wirkung auf die mitteldeutsche Gobelinproduktion beschäftigt (Kunstmuseum Moritzburg).

Sie wird gefördert durch SEPIA – Institut für Textile Künste e.V., ein An-Institut der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle.