FENSTERBLICKE

ein kollektiver Film aus der Innenperspektive in Zeiten von Corona
Videoprojektion am Gärtnerhaus der Burg Giebichenstein: 17.-18. Juli, 21:30 – 0:00

Im Studiengang Zeitbasierte Künste entstand im Seminar von Florian Fischer während der Corona-Ausgangsbeschränkungen ein sogenannter Omnibusfilm. Die Vorgabe für diesen kollektiven Film war einen 90-Sekündigen Beitrag innerhalb von drei Tagen zum Topos des Fensterblicks zu erstellen und anschließend an den/die nächste TeilnehmerIn weiterzuleiten. Die Reihenfolge war den Teilnehmenden nicht bekannt und überraschte somit jede(n) gleichermaßen. Die Arbeitsmethode ermöglichte einen ortsunabhängigen Austausch über die speziellen Lebenssituationen zwischen Berlin und Halle aber auch Korea und der Schweiz. Die abschließende Videoarbeit besteht aus neun individuellen Beiträgen, die ihrerseits auf die jeweiligen Vorgängerfilme reagieren und eine gewisse kollektive Autorschaft ermöglichen.

Mit Beiträgen von: Niklas Junker, Leon Meschede, Marie Witte, Vanessa Kahl, Soyoung Yang, Samira Assir, Florian Fischer, Bill Hartenstein und Lucas Kurz

 

Die Sichtbarkeiten des Fensters

Fenster erlauben mindestens drei verschiedenen Betrachtungsweisen: Wir können durch sie hindurchschauen (1); dies ist die gängigste Variante, dabei übersehen wir vor lauter Durchlässigkeit, dass da ein Fenster ist. Das Membran, indem Fall das Glas und die Kadrierung, die der Fensterrahmen vorgibt werden ausgeblendet, um den Fokus auf eine aussenliegende Welt zu richten. Fenster eignen sich aber auch als spiegelnde Fläche (2); bei entsprechender Innenbeleuchtung blicken sie also zurück auf die Schauenden. Hier ergibt sich auch ein hybride Spielart der Varianten, die bei entsprechenden Lichtverhältnissen den Blick nach draussen (1) mit dem spiegelnden Einblick (2) kombiniert – Aussen und Innen bilden eine irritierende Allianz. In einer weiteren Variante wird das Fenster als Fenster (3) erstmals ersichtlich: Dies findet statt, wenn das Glas nicht mehr transparent oder spiegelnd, sondern metaphorisch gesehen opak, also trübe erscheint. Die Erwartung einer ungestörten Durchsicht wird boykottiert, wenn bspw. die Scheibe beschlagen ist oder einen Sprung hat, ein semitransparentes Fliegengitter sich davor befindet oder ein Vogel dagegen fliegt.