CLOUDSLIME

Abschlusspräsentation von Karla Zipfel / Atelier III / Klasse Stella Geppert / 04.07.2019 / 16 Uhr / Schöner Laden, Leipzigerstr. 68, Halle

Dieses und folgende Fotos: Ausstellungsansichten CLOUDSLIME, © Karla Zipfel

Bildhafte Objekte und in den Raum strebende Oberflächen schaffen ein entrücktes Vermarktungssetting, das sich in einem Ladenlokal in der Leipziger Straße befindet. Architektonische Formen verschränken sich mit portablen Rastern, Körperlichkeit manifestiert sich als Oberfläche und technoide Formen erscheinen als abstrahierte Natur.

Mein Interesse gilt den Oberflächen der Kommerzialisierung, die ich mit zweidimensionalen, objekthaften und installativen Mitteln untersuche. Begonnen als grafische Erschließung des Stadtraums, verschob sich mein Fokus auf einen Zustand des Ineinandergreifens von digitaler Vernetzung und physischem Raum.

Obwohl diese Konfiguration nahezu dauerhaft in der Gegenwart vorliegt, werden die Kategorien von on- und offline dennoch als getrennte Erfahrungskategorien formuliert. Eine Form der Durchdringung findet sich auf sprachlicher Ebene in der Metapher. Die diffuse Natur von digitalen Medien wird über Erscheinungen des physischen Raums greifbar gemacht, indem web als space oder cloud als place bezeichnet wird. Angesichts des wachsenden Stellenwerts digitaler Medien scheint jedoch die räumlich-bildnerische Kraft dieser Metaphern zu verblassen, je mehr sich diese als technische Bezeichnungen verselbstständigen.

Ich kehre die Metaphernlogik um, indem ich die allumfassende technische Vernetzung antizipiere. In diesem Zustand wird nicht mehr der Raum zurate gezogen, um die Technik zu begreifen, sondern die digitale Technik stellt die naheliegendste Erfahrungskategorie dar, durch die nun der Raum begriffen wird.

Auf diese Weise schaffe ich mir ein neues Wahrnehmungsdispositiv, das die Grundlage der Bildfindungsprozesse darstellt. Ich lege einen Formenkanon an. Vorgefundene Formen, Muster, Icons und Symbole werden kopiert, rekombiniert, modifiziert. Mein Interesse gilt der Zeichenhaftigkeit dieser Formen: Der Qualität, zu suggerieren, eine über die formale Erscheinung hinausgehende, erlernte Bedeutung zu kommunizieren.

Ich suche danach, den automatisierten Prozess der Sinnentnahme dieser Codes zu durchbrechen. Die Objekte in dem Ladenlokal sind nur noch Hüllen der visuellen Kommunikation, wirken wie Platzhalter, deren inhaltlicher Bezugspunkt fehlt. Nur Fläche statt Text und Textur, das Fenster ist leer, nichts bewegt sich. Die vordergründige Entleerung führt zu einer Suche nach neuen Sinnbeziehungen. Es ist dasselbe und zutiefst virtuelle Prinzip wie bei einem Blick, der durch die Wolken streift, um im schleimigen Dunst nach Gestalten zu suchen. Zwischen digitaler Glätte und analogem Rauschen navigiert die Imagination.