Umberto Eco gebrauchen. Eine Handreichung für Verschwörungen

SEMINAR (Philosophie/ Ästhetik) / Prof. Dr. Mirjam Schaub
ZEIT: Donnerstags 16:15-17:45 Uhr
Ort: online/digital via jitsi-Link
Beginn: 15. Oktober 2020

Für alle Studierenden der Kunst, der Kunstpädagogik sowie Kunst (Lehramt); sowie für Studierende des Masters Kunstwissenschaften (Modul: 2: Theorien & Diskurse); fakultativ auch für die Design Studies (MA).

 

Anmeldungen über Anne-Christin Bielig: st5887(at)  burg-halle.  de

https://box.burg-halle.de/apps/files/?dir=/Umberto%20Eco&fileid=843436

 

Ausgehend von den Bekenntnisse[n] eines jungen Schriftstellers (2011), geht es im Seminar um Umberto Ecos Faszination für das Erbauen fiktiver Welten anhand von Ideen-Keimzellen (wie der Lust, einmal einen Mönch zu vergiften), um das Sich-Auferlegen von narrativen Zwängen, um die Lust an der Einseitigkeit fiktiver Personen, die als Modell für die eigene Aspektblindheit dienen können. Eco löscht diese Blindheit ab mit dem Einsatz „intertextueller Ironie“, verbunden mit einem „meta-narrativem Appell“. Beides zeugt für ihn von der intellektuellen Lust an der „Doppelcodierung“, die sich wiederum einem emphatischen Bekenntnis für die Ambivalenz paart: egal ob bewusst, unfreiwillig oder nachträglich festgestellt, das Streuen und Aussäen von ‘Offenheit’ ist seit Eco wesentlich für das moderne Kunstwerk. Eco spielt diese in allen Deutungsvarianten durch: offen = unbehaust, unfertig, bedeutungsoffen, interpretationsoffen, strukturell offen. Er datiert diese strukturelle Ambivalenz auf den Barock zurück und übersetzt ‘offen’ hier mit ‘unvollendet’; unvollendet, solange der/die Betrachtende fehlt. Sein theoretisches Hauptwerk – inspiriert von Luciano Berio und anderen Avantgarde-Künstlern wie James Joyce – verbindet sich mit dem scholastisch geschulten Zeichentheoretiker; und dieser wiederum mit Roland Barthes’ Vorliebe dafür, alles zum möglichen Zeichen von irgendwas zu erklären. Über Laurent Binets „Die siebte Sprachfunktion“, in der Eco als Großmeister einer Geheimloge auftaucht, soll im Anschluss eine Art Handreichung für Verschwörungstheorien – und ihre künstlerische Subversion entwickelt werden. Das individuelle Motiv des Fälschers und das kollektive der Verschwörung durchziehen Ecos literarisches Werk. Menschen brauchen Kohärenz und erschaffen deshalb Sinn, der auch vor Unsinn nicht haltmacht. Ziel des Seminars ist es, den inneren Zusammenhang zu Ecos theoretischen mit seinem literarischen Werk über eine sehr spezielle Auffassung von Fiktion aufzuzeigen. Ein gerüttelt’ Maß an Ambivalenztoleranz scheint eine der Lehren zu sein, auf die unweigerlich stößt, wer anfängt, Umberto Eco zu gebrauchen.

 

Seminarlektüre (in Auszügen):

  • Umberto Eco: Das offene Kunstwerk, Frankfurt a.M.: Suhrkamp (1962)
  • Ders., Bekenntnisse eines jungen Schriftstellers, München, 2008.

  • Ders., Platon im Striptease-Lokal. Parodien und Travestien, München, 1993.

  • Ders., Im Wald der Fiktionen. Sechs literarische Streifzüge durch die Literatur, München, 1996

  • Laurent Binet: Die siebte Sprachfunktion. Roman. Reinbek: Rowohlt, 2017 oder als e-reader

Zu Semesterbeginn befinden sich ausgewählte Texte in der BURG BOX unter Ecos Namen:

https://box.burg-halle.de/apps/files/?dir=/Umberto%20Eco&fileid=843436

 

 

Name der Lehrenden / Name of Teacher

Prof. Dr. Mirjam Schaub

 

Veranstaltungsart und -methodik / Teaching and working methods 
Seminar

 

Verwendbarkeit / Applicability 

Kunst: Fachwissenschaft Philosophie/Ästhetik

Kunst (Lehramt): Philosophie (WK-PhG)

Kunstpädagogik (Diplom): Philosophie

MA Kunstwissenschaften: Modul 2 Theorien und Diskurse

MA Design Studies (Philosophie-VL als Wahlpflichtfach) 

 

Lernziel, Qualifikationsziele / Objectives, Learning Outcome

  • Erarbeitung theoretischer und diskursiver Zugänge zu historischem Wissen

  • Einbindung disziplinärer und transdisziplinärer Theorien zum tieferen Verständnis der jeweiligen Fachdisziplinen

  • Fähigkeit, das kulturelle, gesellschaftliche und politische Diskursfeld, in dem sich die Inhalte bewegen, zu reflektieren

  • Bildung eigener Schwerpunkte und Forschungsansätze auf der Basis der Vernetzung, Reflexion und Pointierung des Themenspektrums

 

Beurteilung / Assessment 

Studierende Kunst: Teilnahmeschein (unbenotet), Leistungsschein (schriftliche Hausarbeit);

Studierende Kunst (Lehramt): Teilmodulleistung (unbenotete Präsentation) oder/und Modulprüfung (schriftliche Hausarbeit);

Studierende der Kunstpädagogik (Diplom): Teilnahmeschein (unbenotet) oder Leistungsschein (schriftliche Hausarbeit);

Studierende Master Kunstwissenschaften: Teilmodulleistung (unbenotete Präsentation) oder Modulprüfung (Schriftliche Hausarbeit)

 

Zugangsvoraussetzung / Prerequisites
keine

Umfang in SWS / Semester periods per week

2

Häufigkeit, Dauer und Termine, Ort des Angebots / Appointed time and location
Donnerstags: 16:15-17:45 Uhr
Beginn: 15. Oktober 2020

Ort: digital und online über google-meet

Studiengang / -richtung

Kunstwissenschaften
Master Kunstwissenschaften
Lehrangebote Philosophie

Lehrende(r)

Prof. Dr. Mirjam Schaub





Studiengang / -richtung

Kunstwissenschaften
Master Kunstwissenschaften
Lehrangebote Philosophie

Lehrende(r)

Prof. Dr. Mirjam Schaub