Literarische Prominenz im Volkspark Halle

Thea Dorn, Ijoma Mangold, Gert Loschütz, Lucy Fricke und Jaroslav Rudiš sind vom 6. bis 22. November 2018 zu Gast bei Literatur im Volkspark

Plakat zur Reihe "Literatur im Volkspark"
Gestaltung: Fabian Steidl

In diesem Herbst sind erneut bekannte Autoren wie Thea Dorn, Ijoma Mangold, Gert Loschütz, Lucy Fricke und Jaroslav Rudiš bei Literatur im Volkspark zu Gast. Vorgestellt werden vom 6. bis 22. November spannende Neuerscheinungen, brillant, mitunter komisch geschrieben. Die Texte drehen sich um persönliche Welten wie Herkunft, Familie und Vater-Tochter-Beziehungen, Heimat, Entwurzelung und natürlich die Liebe und ihr Scheitern. Aber auch gesellschaftspolitische Aspekte wie die deutsche Teilung und Leben in Ost und West sowie aktuelle Debatten um rechts und links, kulturelle Identität und Tradition eines freiheitlichen Denkens in Deutschland sind Themen dieser Herbst-Ausgabe von Literatur im Volkspark. Juliane Blech wird zudem für Kinder ab 4 Jahre aus ihren neuen Gedichten lesen.

Die Veranstaltung wird gemeinsam von der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, der Stadt Halle (Saale) und dem Volkspark Halle e.V. ausgerichtet. In dieser Ausgabe wurde erstmals in Zusammenarbeit mit Studierenden der Interessensgruppe Literatur der BURG eine Lesung gemeinsam konzipiert: Die ausgewählte Lesung von Jaroslav Rudiš am 12. November wird dabei auch von einem Burg-Studierenden moderiert werden.

Thea Dorn eröffnet mit ihrer vieldiskutierten Streitschrift deutsch, nicht dumpf. Ein Leitfaden für aufgeklärte Patrioten am Dienstag, 6. November 2018, 19.30 Uhr die Lesereihe. Die Philosophin mahnt Themen wie Heimat, kulturelle Identität, Patriotismus und Nation nicht den Rechten zu überlassen. Frei jeder Deutschtümelei rückt sie diese Begriffe in unsere politische Mitte. Sie betont, dass das Beharren auf unseren kulturellen, historisch gewachsenen Besonderheiten in Zeiten von Migration und Globalisierung eine Grundbedingung für jene Liberalität und Zivilität ist, zu der das heutige Deutschland längst gefunden hat. Die Autorin Dorn führt uns durch einen großen Diskurs der deutschen Geistesgeschichte und stellt sich klug und leidenschaftlich aktuellen Fragen unserer Gesellschaft.
Dorn veröffentlichte zuletzt den Roman Die Unglückseligen, moderierte im SWR-Fernsehen die Sendung Literatur im Foyer und ist seit 2017 festes Mitglied beim Literarischen Quartett des ZDF.

Jaroslav Rudiš stellt am Montag, 12. November 2018, 19.30 Uhr seinen eindringlichen, aktuellen Roman Nationalstraße vor, für den er dieses Jahr mit dem Preis der Literaturhäuser ausgezeichnet wurde. Rudiš liebt Kneipengeschichten, durchgeknallte Typen und Humor. So auch in seinem neuen Roman über einen Ex-Knacki, Ex-Polizist, der Held der Samtenen Revolution 1989 in Prag war. 25 Jahre später wohnt er in einer Plattenbausiedlung und schlägt die Zeit mit Trinken und rechten Sprüchen tot.
Jaroslav Rudiš , 1972 geboren, einer der maßgeblichen tschechischen Autoren, hat u.a. mit dem Zeichner und Rocksänger Jaromír 99 die erfolgreiche Comictrilogie Alois Nebel verfasst, die 2011 für das Kino verfilmt wurde.

Gert Loschütz liest aus Ein schönes Paar am Dienstag, 13. November 2018, 19.30 Uhr. Im Zentrum dieses klug komponierten Romans stehen die Eltern des Fotografen Philipp Karst, Herta und Georg. In den 50er Jahren mussten sie überstützt mit ihrem Sohn vom Osten in den Westen fliehen. Nach ihrem Tod, sie lebten seit vielen Jahren getrennt voneinander, stößt Philipp auf eine Kamera, die in der Geschichte seiner Eltern eine entscheidende Rolle gespielt hat. Er begibt sich auf die Spurensuche nach ihrer rätselhaften Liebes- und Trennungsgeschichte. Diese schmerzliche Erinnerungsreise entfaltet der Autor meisterhaft vor dem Hintergrund der deutschen Teilung.
Gert Loschütz wurde 1946 in Genthin geboren und lebt heute in Berlin. Sein Roman Ein schönes Paar wurde für den Deutschen Buchpreis 2018 nominiert.

Ijoma Mangold stellt sein autobiografisches Buch Das deutsche Krokodil am Dienstag, 20. November 2018, 19.30 Uhr im Volkspark Halle vor. Ijoma Mangold, einer der renommiertesten Literaturkritiker, schreibt über seine Herkunft, über seine deutsche und seine nigerianische Familie. Er wächst in Heidelberg auf. Seine Mutter stammt aus Schlesien, sein Vater ist aus Nigeria nach Deutschland gekommen, um sich zum Facharzt ausbilden zu lassen. Weil es so verabredet ist, geht er nach kurzer Zeit nach Afrika zurück. Erst 22 Jahre später meldet er sich wieder und bringt Unruhe in die Verhältnisse. Doch wie wuchs man als „Mischlingskind“ in der Bundesrepublik auf? Wie geht man um mit einem abwesenden Vater? Und womit fällt man in Deutschland mehr aus dem Rahmen – mit einer dunklen Haut oder mit einer Leidenschaft für Thomas Mann und Richard Wagner? Entstanden ist ein brillantes Gesellschaftsporträt.
Ijoma Mangold, geboren 1971, ist nach Stationen bei der Berliner Zeitung und der Süddeutschen Zeitung seit 2013 Literaturchef der ZEIT. Er gehört zum Kritiker-Quartett der SWR-Sendung lesenswert.

Mit Lucy Fricke und ihrem Roman Töchter endet am Donnerstag, 22. November 2018, 19.30 Uhr die Herbstsaison von Literatur im Volkspark. Die Geschichte, eine hinreißende Road Novel: Zwei Frauen brechen auf zu einer Reise in die Schweiz, mit einem todkranken Vater auf der Rückbank. Martha und Betty kennen sich ewig und entscheiden sich fürs Durchbrettern Richtung Süden, durch die Schweiz, Italien bis nach Griechenland, immer tiefer in die Abgründe der eigenen Geschichte. Es geht um Väter, die zu früh verschwinden und andere Enttäuschungen. Scharfsinnig, lebensprall und hochkomisch erzählt das Buch von starken Frauen.
Lucy Fricke, 1974 in Hamburg geboren, in Berlin zuhause, wurde für ihre Arbeiten mehrfach ausgezeichnet. Nach Takeshis Haut ist dies ihr vierter Roman.

Auch für Kinder gibt es diesmal wieder ein besonderes Angebot: Juliana Blech liest aus Ein Einhorn wollte ein Reimhorn sein am Dienstag, 13. November 2018, 10.00 Uhr für Kinder ab 4 Jahren. In ihren frischen Gedichten erfahren wir, ob das Einhorn ein Reimhorn wird oder doch ein Schleimhorn oder Schweinhorn, um was die Schermaus sich schert, worüber sich ein Murmeltier beschwert, was einem Moorhuhn widerfährt, was es bei einer Eierkuchenfeier alles gibt und wohin man noch mit Versen gelangen kann.
Juliane Blech, 1975 in Halle (Saale) geboren und dort zu Hause, schreibt Lyrik, Prosa und Dramatik, vor allem für Kinder. 2014 war sie Stadtschreiberin in Halle. 2017 erschien ihr zweiter Kindergedichtband So viel - Wortkonfekt und Verskonfetti.

 

Programmübersicht
Dienstag, 6. November 2018, 19.30 Uhr
Thea Dorn: deutsch, nicht dumpf. Ein Leitfaden für aufgeklärte Patrioten, Vortrag und Gespräch
Moderation: Doris Sossenheimer

Montag, 12. November 2018, 19.30 Uhr
Jaroslav Rudiš: Nationalstraße
Moderation: Joseph Thanhäuser

Dienstag, 13. November 2018, 10.00 Uhr
Juliane Blech: Ein Einhorn wollte ein Reimhorn sein
Für Kinder ab 4 Jahre

Dienstag, 13. November 2018, 19.30 Uhr
Gert Loschütz: Ein schönes Paar
Moderation: Doris Sossenheimer

Dienstag, 20. November 2018, 19.30 Uhr
Ijoma Mangold: Das deutsche Krokodil
Moderation: Doris Sossenheimer

Donnerstag, 22. November 2018, 19.30 Uhr
Lucy Fricke: Töchter
Moderation: André Schinkel
 

Literatur im Volkspark
Veranstaltungsdauer:
6. bis 22. November 2018
Anschrift: Volkspark Halle, Schleifweg 8a, 06114 Halle (Saale)
Uhrzeiten: Beginn jeweils um 19.30 Uhr, Gastronomie mit Getränkeangebot ab 18 Uhr,
Kinderlesung um 10 Uhr

Eintritt: 5 Euro, Burg-Studierende Eintritt frei, Kinder-Lesung am 13.11. Eintritt frei
Reservierung: Kartenreservierungen sind möglich unter Literatur(at)  burg-halle.  de
Programm: Doris Sossenheimer, Detlef Stallbaum
Veranstalter: Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Stadt Halle (Saale) und Volkspark Halle e.V.
Weitere Informationen: www.burg-halle.de