Das dreimonatige Arbeitsstipendium in Zeitz bietet Raum, die eigene künstlerische, gestalterische oder wissenschaftliche Praxis im lokalen und sozialen Kontext zu erproben und weiterzuentwickeln. Das Stipendium ist vergütet; eine Unterkunft vor Ort wird kostenfrei gestellt.
Für 2026 werden Projekte gesucht, die sich mit „materiellen und immateriellen Reststoffen“ auseinandersetzen. Dieser Schwerpunkt ist eng mit der Geschichte und Gegenwart der Stadt Zeitz, der inhaltlichen Ausrichtung des RZZ und aktuellen Fragestellungen der Nachhaltigkeit verknüpft.
Die Erläuterung zum Reallabor ZEKIWA Zeitz folgt am Ende dieser Ausschreibung.
Themenschwerpunkt 2026: Materielle & immaterielle Reststoffe
Zeitz ist eine Stadt tiefgreifender Transformationen – von der Dom- und Residenz-stadt über den Industriestandort im mitteldeutschen Braunkohlerevier bis hin zur Deindustrialisierung nach 1990 und dem gegenwärtigen Strukturwandel.
Überall in der Stadt sind entsprechende Spuren, Fragmente und Überlagerungen zu finden: In Gebäuden, Böden, Brachen, im Untergrund ebenso wie in den Erinnerungen, Erzählungen und Erfahrungen der Menschen vor Ort. Sie verweisen auf Vergangenes und Gegenwärtiges – vor allem bergen sie bislang wenig beachtete Potentiale.
Das Stipendium lädt dazu ein, diese Reststoffe – materiell oder immateriell – künstlerisch, gestalterisch oder forschend zu erkunden. Welche Bedeutungen, Qualitäten, Konflikte oder Möglichkeitsräume tragen sie in sich? Wie lassen sie sich sichtbar machen, neu denken oder in aktuelle Kontexte überführen? Was passiert, wenn wir sie als Ressource begreifen?
Dabei geht es nicht allein um die Reststoffe von gestern. Täglich kommen neue hinzu, durch Abfall- und Nebenströme in Industrie, Haushalt oder Landwirtschaft, aber auch durch Routinen und soziales Wissen. Wie lassen sich diese einbeziehen, reflektieren, visualisieren oder verarbeiten?
Im Reallabor werden dazu bereits verschiedene Ansätze erprobt – etwa mit Weizenspreu, Staudenknöterich, Regenwasser, baulichen Fragmenten oder Baustoffen. An diese Experimente kann im Austausch mit dem vielfältigen Kreis der Projektbeteiligten angeknüpft oder ein vollkommen eigener Zugang zum Thema entwickelt werden.
Leistungen des Stipendiums und Rahmenbedingungen*
- Arbeitsaufenthalt in Zeitz: 1. August – 31. Oktober 2026
- Förderung: 1.650 Euro / Monat (inkl. Reise-, Transport- und sonstiger Kosten)
- Kostenfreie Unterkunft in Zeitz
- Materialkostenzuschuss: bis zu 1.000 Euro
- Unterstützung bei Vernetzung und Austausch mit Akteur*innen des RZZ, Bewohner*innen, Institutionen und Unternehmen
- Durchführung einen Workshops durch die Stipendiat*innen in Zeitz gemeinsam mit den RZZ-Bauhaus Agent*innen
- Öffentliche Bereitstellung der Ergebnisse (z.B. Installation, Ausstellung, Publikation, Performance, partizipatives Format etc.); Unterstützung hierbei durch Projektkoordination
- Erstellung einer Abschlussdokumentation (2–3 Seiten)
Teilnahmebedingungen
Die Ausschreibung richtet sich an BURG-Studierende und -Absolvent*innen :
- Aus den Fachbereichen Kunst oder Design
- Abschluss (Bachelor, Diplom, Master, Meisterschüler*in, Promotion oder Staatsexamen) bis spätestens August 2026
- Abschluss liegt maximal drei Jahre zurück
Bewerbung
Die Bewerbung erfolgt ausschließlich digital über das Upload-Portal. Bitte fassen Sie alle Unterlagen in einer einzigen PDF in druckbarer Auflösung (DIN A4, max. 30 Seiten, max. 30 MB) zusammen und benennen diese wie folgt: Nachname_Vorname.
Einzureichende Unterlagen:
- Bewerbungsformular – ausgefüllt und unterschrieben
- Projektskizze* – max. 2 Seiten Text, max. 4 Seiten Abbildungen
- Vita – max. 2 Seiten
- Portfolio/Arbeitsproben
- Hochschulabschlusszeugnis (falls bereits vorhanden)
*Hinweise zur Projektskizze
Bitte beschreiben Sie darin folgende Aspekte:
- Ihren Zugang zum Thema „materielle und immaterielle Reststoffe“
- Ausgangspunkt des Projekts und erste konzeptionelle Ideen / Fragestellungen
- Bezug zur Stadt Zeitz
- Ihren Arbeitsprozess vor Ort (z.B. Arbeitsphasen, methodischer Zugang)
- Falls zutreffend: Ihre partizipativen Ansätze
- Zielsetzung des Projekts oder bewusste Offenheit des Ansatzes
Auswahlverfahren
Über die Vergabe entscheidet eine Fachjury aus Kunst, Design, Nachhaltigkeit sowie Vertreter*innen aus Zeitz. Sie wählt eine*n Stipendiat*in aus dem Fachbereich Kunst und ein*e Stipendiat*in aus dem Fachbereich Design aus.
Die Entscheidung wird Ende März 2026 bekannt gegeben.
Auswahlkriterien:
Bezug zum Themenschwerpunkt: Nachvollziehbare Auseinandersetzung mit materiellen und/oder immateriellen Reststoffen und dem Kontext der Stadt Zeitz.
Eigenständigkeit der künstlerischen/gestalterischen/wissenschaftlichen Haltung: Persönlicher Ansatz und überzeugende Fragestellung.
Nachhaltigkeitsbezug: Reflexion und Berücksichtigung von Nachhaltigkeit, etwa durch Materialwahl, ressourcenschonende bzw. CO₂-neutrale Arbeitsweise, zirkuläre Ansätze, gesellschaftliche Relevanz oder langfristige Wirkung.
Erläuterung: Nachhaltigkeit wird hier in ihren sich überlappenden Dimensionen – ökologisch, ökonomisch, sozial – verstanden.
Umsetzbarkeit: Realistische Planung für einen dreimonatigen Arbeitsaufenthalt.
Potenzial für Austausch und Resonanz: Möglichkeiten der Anknüpfung an die lokale Situation, etwa durch Recherchen, Begegnungen, Gespräche oder partizipative Elemente.
Gestalterische/künstlerische/wissenschaftliche Qualität und Entwicklungspotenzial: Qualität der bisherigen Arbeit sowie Offenheit, experimentelle Ansätze und Weiterentwicklungsmöglichkeiten des Vorhabens.
Die Kriterien dienen als Orientierung; unterschiedliche künstlerische, gestalterische oder wissenschaftliche Herangehensweisen sind ausdrücklich willkommen.
Übersicht und Termine
Bewerbungsschluss: 15. Februar 2026
Juryentscheidung: Ende März 2026
Ort: Zeitz, Sachsen-Anhalt
Förderung: 1.650 Euro pro Monat + Unterkunft + bis zu 1.000 Euro Materialkosten
Stipendienzeitraum: 1. August – 31. Oktober 2026
Ort: Zeitz, Sachsen-Anhalt
Hintergrund – Das Reallabor ZEKIWA Zeitz
Das Reallabor ZEKIWA Zeitz (RZZ) belebt das Areal der ehemaligen Kinder-wagenfabrik in Zeitz und entwickelt es zu einem Modellprojekt für zirkuläres, nachhaltiges und gemeinschaftliches Planen, Bauen und Gestalten. Architekt*innen, Designer*innen, Künstler*innen und Wissenschaftler*innen arbeiten hierfür eng mit der Stadtgesellschaft zusammen, um vor Ort und unter realen Bedingungen neue Ideen und Lösungsansätze zu erproben.
Dabei geht es um weit mehr als die Sanierung einer Industriebrache: Das Real-labor ist ein offener Lern- und Experimentierraum. Kulturelle Bildungsangebote, Werkstätten, Forschungsprojekte und künstlerische Impulse wirken aus dem Reallabor in die Stadt hinein – und zurück. Sie schaffen Räume für Austausch, Teilhabe und neue Nutzungsideen. Digitale Werkzeuge erleichtern die Verständigung und fördern Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft. Zudem entstehen – über die Forschung und ein geplantes Summercamp – neue Verbindungen zwischen Zeitz und anderen europäischen Regionen im Wandel.
Das Reallabor wird von einem multidisziplinären Verbund aus der Hochschule Anhalt, der Stiftung Bauhaus Dessau, der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, dem Forum Rathenau e. V. und der Stadt Zeitz getragen.
Gemeinsam bündeln sie Wissen und Erfahrungen, um neue Wege der Stadtent-wicklung aufzuzeigen – lebendig, offen für alle und vorausschauend auf klima-tische Veränderungen.
Das Projekt orientiert sich an den Leitideen des Neuen Europäischen Bauhauses – „beautiful, sustainable, together“ – und wird durch die Europäische Union und das Land Sachsen-Anhalt über den Just Transition Fund (JTF) gefördert.
Zeitz liegt im Weißenfelser Braunkohlerevier. Über Jahrhunderte prägte der Kohleabbau die Region und führte zu einer radikalen Umgestaltung der vormals ländlichen Umwelt sowie zu wesentlichen Veränderungen der Arbeits- und Ge-meinschaftsstrukturen. Der industrielle Strukturbruch der 1990er Jahre und der anstehende Kohleausstieg stellen die Region – wie viele Bergbau- und Energie-regionen in Europa – vor tiefgreifende ökologische, soziale und wirtschaftliche Herausforderungen.
Das RZZ greift diese Ausgangslage im Umfeld eines teilweise noch aktiven Tagebaus auf und untersucht, wie Innovation, Beteiligung und Bildung den Strukturwandel im Sinne des European Green Deal unterstützen können.
Ansprechpartnerin
Agnes Fischer
Projektkoordinatorin Nachhaltigkeitsstipendien – Reallabor ZEKIWA Zeitz
Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Designhaus Halle
Ernst-König-Str. 1 , 06108 Halle (Saale)
T +49 (0)345 7751-58141
E-Mail: ed.ellah-grub@rehcsifa