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Manifest


Manifesto – Video-Installation

 

Besuch der Video-Installation Manifesto im Hamburger Bahnhof (2016)

 

Julian Rosefeldt. Manifesto
10.02.2016 bis 06.11.2016 Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart

Die Wirkungskraft von Manifesten scheint ungebrochen. Rosefeldts Filminstallation Manifesto zeigt: 13 parallel laufende Filme, die zornige, jugendlich und unerhört aktuell klingende Worte auf die Leinwand bringen. Für jeden Film wurden historische Originaltexte aus zahlreichen Manifesten von Künstlern, Architekten, Choreografen und Filmemachern collagiert.

Durch die Kombination von 54 Manifest-Texten verschiedener Autoren sind so 13 poetische Monologe entstanden. Verkörpert und vorgetragen werden sie von der australischen Schauspielerin Cate Blanchett. Die Einzelfilme entwickeln daraus eine Bandbreite von höchst individuellen Persönlichkeiten: Durch Kostüm, Maske, Drehort und ihr facettenreiches Spiel verwandelt sich Blanchett in unterschiedlichste Figuren und verbindet die Texte mit einem unerwarteten und gegenwärtigen Kontext.

 

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Buch zur Video-Installation

 

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Die Texte Video-Installation in deutscher Sprache

 

Link zur Seite mit den Filmen der Video-Installation

 





Begriff und Erscheinung

 

 

Ein Manifest ist eine öffentliche Erklärung, in der eine Person oder Gruppe ihre Grundsätze, Ziele, Überzeugungen oder Ideen zu einem bestimmten Thema verkündet. Manifeste dienen dazu, eine Haltung klar und oft provokativ darzustellen, um Veränderungen zu fördern oder eine Diskussion anzustoßen. Sie sind in der Regel leidenschaftlich und direkt formuliert, da sie darauf abzielen, Aufmerksamkeit zu erregen und Anhänger für eine bestimmte Bewegung oder Idee zu gewinnen.

 

Einfluss von Manifesten auf …

Gesellschaft

Manifeste können das Bewusstsein für soziale, kulturelle oder wirtschaftliche Probleme schärfen und zu Veränderungen führen. Wohl bekanntestes Beispiel ist das „Kommunistische Manifest“ (1848) von Karl Marx und Friedrich Engels, das die Arbeiterklasse zur Revolution gegen das kapitalistische System aufrief. Es beeinflusste die Arbeiterbewegung und die Entstehung sozialistischer und kommunistischer Ideologien weltweit.

 

 

Ebenfalls im Jahre 1848 fand die Women’s Rights Convention statt, auch als Seneca Falls Convention bekannt. Diese Versammlung markierte den Beginn der organisierten Frauenrechtsbewegung in den USA. Ergebnis dieser Konferenz war die Verabschiedung der „Declaration of Sentiments“, die maßgeblich von Elizabeth Cady Stanton verfasst wurde. Die Erklärung orientierte sich an der US-amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und forderte das Wahlrecht für Frauen sowie gleiche Rechte in Bildung, Beschäftigung und vor dem Gesetz.

 

 

Künstlerische und kulturelle Manifeste, wie das Bauhaus-Manifest oder die Schriften des Futurismus, haben ästhetische Revolutionen ausgelöst und neue Stilrichtungen in Kunst, Design und Architektur geschaffen, die unsere Umgebung bis heute prägen.

 

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Politik

In der Politik sind Manifeste oft grundlegende Dokumente, die den Kurs von Bewegungen oder Regierungen definieren. Parteiprogramme, wie sie im Wahlkampf veröffentlicht werden, sind im Grunde Manifeste, die die politischen Visionen und Pläne einer Partei offenlegen.

 

 

Kultur

In Kunst und Kultur haben Manifeste oft den Zweck, gegen das Establishment zu rebellieren und neue ästhetische oder philosophische Ansätze zu etablieren.

 

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Die Avantgarde-Bewegungen des 20. Jahrhunderts, wie der Surrealismus, der Dadaismus oder der Futurismus, entstanden oft aus Manifesten, die bestehende Kunst- und Kulturtraditionen ablehnten und neue kreative Paradigmen schufen.

 

 

 

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Manifesto Save the world @ climate revolution,
Vivian Westwood, 2012

 

Auch in der Mode und im Design haben Manifeste neue Trends gesetzt und die Art und Weise, wie Menschen Ästhetik und Funktionalität wahrnehmen, nachhaltig beeinflusst. Beispiele sind das „Anti-Fashion Manifesto“ von Vivienne Westwood, das die Modewelt herausforderte, oder das Memphis-Design, das spielerische Formen und Farben in die Innenarchitektur einführte.

 

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Manifesto Active Resistance to Propaganda,
Vivian Westwood, 2007

 

Vivienne Westwood’s manifesto is written as an absurdist play, a series of disjointed conversations about art and life between everyone from Aristotle and Alice in Wonderland to Pinocchio and Leonard Peltier. It’s clever and thoughtful and funny and sad together, and carries a clear central message: there are universal, eternal truths and realities that exist independently of humans, and art is how we can access them–if we can manage to wade through the endless muck of lying and bullshit in the way. Art creates culture, it says, and “culture is the antidote to propaganda.”

 

Conclusion

Manifeste sind Werkzeuge, um tiefgreifende gesellschaftliche, politische und kulturelle Veränderungen anzustoßen. Sie dienen dazu, neue Ideen zu verbreiten, Menschen zu mobilisieren und bestehende Strukturen herauszufordern. Ob in der Politik, Kunst, Architektur oder im Design – Manifeste haben die Macht, Trends und Bewegungen zu initiieren, die oft weitreichende Folgen für die Gesellschaft haben.

 





Sammlungen von Manifesten

 

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Eine völlig subjektive und zufällige Zusammenstellung von Manifesten

 

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Icon of the Month: The Manifesto | icon 050 | August 2007

The age of the manifesto is over. The grand ideologies are dead. History has ended. Relativism and apathy reign. It’s funny to think that only a decade ago all of those statements were considered credible enough to be in common currency. The Cold War was over, the American model of commerce had gone global, instead of political conviction we had political correctness. As we shall see, it was not a great time for manifestos. But what about now? These days, the mere mention of globalisation can trigger a flash mob of masked rioters, people use phrases like “clash of civilisations” and, most importantly, every malcontent on the planet can publish his or her rant on the internet. The manifesto is back!

 

Ein grosse Sammlung von Design-Manifesten finden sich unter diesem Link

 

 

A Manifesto By
10 rules to live by from activists and creatives with something to say

Manifesto is a series on WePresent which invites activists and creatives with something to say to write 10 rules to live by, in order to help spread their message. From Willie Nelson’s short and simple “Don’t be an asshole” to Pussy Riot’s gem of advice that it’s ok to procrastinate, there’s a tip or a trick for everyone here.

 





First things first …
ein Manifest, das weitergeschrieben wird

 

 

First Things First 1964 manifesto

Das Manifest First Things First wurde am 29. November 1963 verfasst und 1964 von Ken Garland veröffentlicht. Es wurde von über 400 Grafikdesignern und Künstlern unterstützt und erhielt auch die Unterstützung von Tony Benn, einem linksradikalen Abgeordneten und Aktivisten, der es in seiner Gesamtheit in der Zeitung The Guardian veröffentlichte.

Als Reaktion auf das reiche und wohlhabende Großbritannien der 1960er Jahre versuchte er, die Designbranche, die nach Ansicht der Unterzeichner faul und unkritisch geworden war, zu re-radikalisieren. Unter Rückgriff auf Ideen der kritischen Theorie, der Frankfurter Schule und der damaligen Gegenkultur bekräftigte sie ausdrücklich die Überzeugung, dass Design kein neutraler, wertfreier Prozess ist. Es wandte sich gegen die Konsumkultur, die nur auf den Kauf und Verkauf von Dingen ausgerichtet war, und versuchte, eine humanistische Dimension der Grafikdesigntheorie hervorzuheben.

 

 

First Things First 2000 manifesto

Das Manifest First Things First 2000 wurde 1999 von der Zeitschrift Adbusters veröffentlicht und war eine aktualisierte Version des früheren Manifests First Things First von 1964.

Das Manifest 2000 wurde von einer Gruppe von 33 Persönlichkeiten aus der internationalen Grafikdesign-Gemeinschaft unterzeichnet und gleichzeitig in Adbusters (Kanada), Emigre (Ausgabe 51) und AIGA Journal of Graphic Design (Vereinigte Staaten), Eye magazine, Blueprint (Großbritannien) und Items (Niederlande) veröffentlicht. Ziel des Manifests war es, eine Diskussion über die Prioritäten des Berufsstandes der Grafikdesigner in der Designpresse und an den Designschulen anzuregen.

 

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First Things First 2020 manifesto

Wir, die Unterzeichner, sind Designer, die in einer Welt aufgewachsen sind, in der wir den Profit über die Menschen und den Planeten stellen, um die Räder des Kapitalismus zu schmieren und die Maschine am Laufen zu halten. Wir verwenden unsere Zeit und Energie zunehmend darauf, Nachfrage zu produzieren, Bevölkerungen auszubeuten, Ressourcen abzubauen, Mülldeponien zu füllen, die Luft zu verschmutzen, die Kolonisierung voranzutreiben und das sechste Massensterben auf unserem Planeten voranzutreiben. Wir haben dazu beigetragen, einigen unserer Spezies ein komfortables, glückliches Leben zu ermöglichen, während wir anderen Schaden zugefügt haben; unsere Entwürfe dienen bisweilen dazu, auszuschließen, zu eliminieren und zu diskriminieren.

Zum Weiterlesen … auf das Bild klicken …
oder hier auf die Webseite

 





Filme wie Manifeste

 

Gelbes Herz, Haus-Rucker-Co,
Wien, 1967/1968

Installation einer pneumatischen, pulsierenden Kommunikations-Raumkapsel für zwei Personen

Mit ihren Arbeiten an der Schnittstelle von Kunst und Architektur zählt die Gruppe Haus-Rucker-Co (1967–1992) zu einer der wichtigsten Positionen in der österreichischen Nachkriegsavantgarde. Ihr wegweisendes Werk überschritt die Grenzen traditioneller Gattungen und rief zu einer Verknüpfung von Kunst und Leben auf.

Die von Haus-Rucker-Co aufgegriffenen Themen, wie etwa die zunehmende Umweltzerstörung, verdeutlichen die bis heute anhaltende Relevanz ihres Schaffens. Der Titel „Atemzonen“ schlägt nicht zuletzt eine inhaltliche Brücke zu wichtigen Werkgruppen, wie sie etwa in der Ausstellung „COVER“. Überleben in verschmutzter Umwelt (1971) gezeigt wurden.

 

 

Supersurface: An Alternative Model for Life on Earth, 1972
Directed by Superstudio

Produziert für die Ausstellung des Museum of Modern Art 1972, Italy: The New Domestic Lanscape, war Supersurface der erste von fünf Filmen, die von Superstudio als „kritische Neubewertung der Möglichkeit eines Lebens ohne Objekte“ geplant waren.

Superstudio stellte sich ein „Energie- und Informationsnetz vor, das sich auf jeden bewohnbaren Raum erstreckt“. Den Künstlern zufolge würde dieses Netzwerk die Zerstörung von Objekten als Statussymbole, die Beseitigung der Stadt als Ansammlung formaler Machtstrukturen und das Ende spezialisierter und sich wiederholender Arbeit als entfremdende Tätigkeit bewirken. „Die logische Konsequenz“, so schreiben sie, „wird eine neue, revolutionäre Gesellschaft sein, in der jeder die volle Entfaltung seiner Möglichkeiten finden soll“.

 

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Alessandro Poli. Storyboard describing the materials and energy distribution of the Supersurface universal grid, with sketches of various scenes whose sequence was ultimately altered for the film, 1972

 





Commercials mit Manifest-Charakter

 

 

Afri-Cola, Charles Wilp, 1968

Das 1864 gegründete urdeutsche Unternehmen engagierte Mitte der sechziger Jahre Charles Wilp, um Afri Cola auch international vermarkten zu können. Seine psychedelische Kampagne erregte weltweit Aufmerksamkeit. Nicht nur Deutschland war im Afri-Cola-Rausch. Hinter geeister Fläche leben Nonnen, Hippies und Vertreter aller Ethnien die Afri-Cola-Lust. Die Erde ist ein Paradies: „sexy-mini-super-flower-pop-op-cola (alles ist in AFRI COLA)“.

 

 

Think different, 1997

war der Slogan einer Werbekampagne von Apple aus dem Jahr 1997.
Die Kampagne lief bis 2002

 





10 Gebote und grill den Rams

Dieter Rams – Hohepriester des Designs –
und seine zehn Gebote als Manifest für gutes Design

 

Auszug aus dem Film: Rams

 

Rams (2018, 74 Minuten)
Dokumentarfilm von Gary Hustwit (Helvetica, Objectified) über den Designer Dieter Rams. Mehr als fünfzig Jahre lang hat Rams mit seiner Arbeit bei Braun und Vitsoe und seinem Einfluss auf Apple Spuren auf dem Gebiet des Produktdesigns hinterlassen. „Rams“ ist ein Dokumentarfilm über Design, aber auch ein Nachdenken über Konsumverhalten, Materialismus und Nachhaltigkeit.

Dieter Rams wird hier als seine eigene lebende Legende präsentiert – das ist stellenweise auch etwas unfreiwillig tragikomisch. Aber machen Sie sich selbst ein Bild …

Hier kann der gesamte Film gesehen werden…

 

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Zum Lesen Anklicken oder
als PDF zum download …

 

Grill den Rams
Ein Gegen-Manifest von Jörg Hundertpfund

In den späten Siebzigerjahren formulierte der Industriedesigner Dieter Rams zehn Voraussetzungen für das, was unter gutem Design zu verstehen sei. „Rams’ zehn Gebote“ – so der Name, der sich schnell unter Gestalter*innen etablierte.

Um Rams’ Regeln auf ihre Gegenwartsrelevanz zu überprüfen, werden sie hier mit (Gegen-) Positionen konfrontiert, die sich nicht als spiegelbildliche Antithesen verstehen, sondern versuchen, eine aktuelle Haltung zu formulieren.

In diesem Sinne sollen die Ausgangssätze nicht als unumstößlich verstanden werden, sondern dazu beitragen, den Designdiskurs durch Widerspruch und Ergänzung kritisch anzuregen.

 





Fragen und Antworten

Mein Design, Nick Roericht, Bauwelt 1989

 

Design Questions+Answers, Charles Eames (1972) 5:28

 

Charles & Ray Eames were artists adept at an astonishing number of disciplines. They produced museum exhibitions, architecture, logotypes, toys, slide-shows, furniture, books, photography, paintings and over 100 films. However, their films are the least discussed of their output. One of the main reasons is the sheer difficulty in acquiring access to them. Only about a quarter of their films have been released on home video. They are one of the few American artists with an entire era named after them, but their films are rarely placed on a level with their furniture or architecture. And yet their films contain some of the most generous, sincere and original ideas of the century.

 





Bücher

Open Book

 

Lutz Hieber / Stephan Moebius (Hg.)
Avantgarden und Politik
Künstlerischer Aktivismus von Dada bis zur Postmoderne

Diktatur und Krieg haben den künstlerischen Aktivismus in Mitteleuropa, wie er mit dem Dadaismus begann, vernichtet. Durch den Strom des Exils verschob er sich auf den amerikanischen Kontinent. Dieses Buch beleuchtet den Avantgardismus im frühen 20. Jahrhundert anhand der Fotografie, des Tanzes, surrealistischer Gruppierungen etc., um sich dann dessen Weiterentwicklungen bis in die jüngste Vergangenheit zuzuwenden.

 

JR_M_en

 

Julian Rosefeldt
Buch zur Video-Installation Manifesto

Durch die Kombination von 54 Manifest-Texten verschiedener Autoren sind so 13 poetische Monologe entstanden. Verkörpert und vorgetragen werden sie von der australischen Schauspielerin Cate Blanchett. Die Einzelfilme entwickeln daraus eine Bandbreite von höchst individuellen Persönlichkeiten: Durch Kostüm, Maske, Drehort und ihr facettenreiches Spiel verwandelt sich Blanchett in unterschiedlichste Figuren und verbindet die Texte mit einem unerwarteten und gegenwärtigen Kontext.

 

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Johanna Klatt / Robert Lorenz (Hg.)
Manifeste
Geschichte und Gegenwart des politischen Appells

Politische Manifeste – einst eine Fürsten, Königen und Kaisern vorbehaltene Kommunikationsform – haben sich zu einem Medium protestierender Bürger gewandelt. Anhand einer Reihe von Porträts unternimmt dieser Band eine Exkursion in die Geschichte politischer Manifeste. Von Georg Büchner über Werner Heisenberg bis zu Hans-Peter Dürr soll die »Kraft des Wortes« vom Vormärz bis zur Gegenwart beurteilt werden: Wie entstehen und funktionieren politische Manifeste? Weshalb vermögen es einige, die Massen zu mobilisieren, während andere nur Randnotizen der Geschichte bleiben?