Getting Informed – Working Paper Series

Die Working Paper Series macht in unregelmäßigen Abständen Ergebnisse der verschiedenen Forschungsprojekte in Form wissenschaftlicher Artikel öffentlich – open access und in publizistischer Eigenregie. Dabei können Aspekte der gestalterischen Forschung thematisiert werden, die in Ausstellungen, Präsentationen oder Dokumentationen weniger Aufmerksamkeit bekommen, wie die Verortung der eigenen Arbeit in einem wissenschaftlichen Diskurs oder die Darstellung des methodischen Vorgehens.

Die Working Paper Series ist das Ergebnis einer vertieften und reflexiven Beschäftigung mit der gestalterischen Forschung der BurgLabs als Forschung. Sie geht aus dem praktischen Austausch, Kolloquien und Forschungswerkstätten hervor und adressiert gleichermaßen die übergeordnete Frage: Was sind die Methoden einer solchen Forschungspraxis im Labor, in der Werkstatt, im Atelier oder im Feld? Wie unterscheidet sich ihre Vorgehensweise von denen der beteiligten Disziplinen, wo ergänzen sie sich und wo führt diese Zusammenarbeit zu neuen Praktiken und Perspektiven? Und wo verlaufen in diesem Zusammenspiel die Grenzen einer Forschung für, einer Forschung durch und einer Forschung über Design?

Die Working Papers bearbeiten diese Fragen oft indirekt und anhand konkreter Projekte. Sie stellen den Arbeitsprozess – von der Fragestellung über methodologische Überlegungen bis zu den Ergebnissen/Entwürfen – dar und ermöglichen Reflexion und Abwägung, wo im Gestaltungsprozess sonst Konkretisierung gefragt ist. Damit machen sie nicht nur Aspekte sichtbar, die in Ausstellungen oder Produktpräsentationen in der Regel keinen bis wenig Raum bekommen, sondern stellen auch Brücken zu relevanten Fachdiskursen her.

WP 5: Gohlke, Kristian & Kannenberg, Hannah (2025) 
Robotic Soft Matter Printing Workflows for Hydrogels and Pastes (im Erscheinen)

Der robotergestützte 3D-Druck von Hydrogelen, Pasten, Dispersionen und flüssigen Polymeren eröffnet neue Möglichkeiten für Industriedesign und Forschung. Das Working Paper gibt einen Einblick in laufende Experimente zum robotergestützten Drucken verschiedener Materialien mit unterschiedlichen Viskositäten in Medien unterschiedlicher Viskosität und Materialität. Das Spektrum der untersuchten Materialien reicht von hochviskosen Hydrogelen bis hin zu niedrigviskosen Pasten und Dispersionen, wie z. B. Biopolymeren, biobasierten Dispersionen, Polymeren und Keramiken. Der Prototyping-Prozess und die damit verbundenen Prozessparameter sowie Extrusionswerkzeuge werden vorgestellt und praktische sowie materialspezifische Herausforderungen erörtert. Anhand konkreter gestalterischer Fallstudien wird der Gestaltungsraum dieser neuen Richtung im Bereich des robotergestützten Rapid Prototyping erkundet.

WP 4: Kannenberg, Hannah & Bauerfeind, Johann (2025) 
Biotubes (im Erscheinen)

Eine ständig wachsende Zahl biologisch basierter Materialien verspricht neue Möglichkeiten für nachhaltige Produktentwicklung. Doch diese Materialien stellen Gestalter*innen vor neue Herausforderungen: Sie verhalten sich nicht passiv, sondern haben das Potenzial, sich zu verändern, zu reagieren, benötigen Pflege und stellen Bedingungen an ihre Umgebung.

Exemplarisch für die BioLab-Forschung zu diesem Thema bespricht dieses Working Paper die Entwicklung von Biotubes – hohler, hydrogelbasierter Strukturen, auf deren Oberfläche Bakterien, Pilze oder Algen kultivierbar sind und die Geometrie, Versorgungssystem und Wachstumsumgebung in einem einzigen Artefakt verbinden. Voraussetzung für deren Herstellung war die Entwicklung eines 3D-Druckverfahrens (Rapid Liquid Bio Printing), das Gestalter*innen in die Lage versetzt, nicht nur Formen, sondern funktionable Lebensräume für Mikroorganismen zu erschaffen und an deren sich ändernde Ansprüche anzupassen.

Der Beitrag geht darüber hinaus der Frage nach, wie sich die Rolle von Designer*innen verändert, wenn sie mit lebenden Materialien arbeiten – nicht nur als Werkzeug, sondern als Teil des gestalterischen Systems. Das Working Paper diskutiert neue Kompetenzen, die an der Schnittstelle von Biotechnologie, Materialwissenschaft und Design entstehen, und umreißt methodische Ansätze, wie explorative Forschung, technische Rahmenbedingungen und gestalterische Visionen miteinander verwoben werden können.

WP 3: Turinsky, Ina & Wagner, Andi (2025)
Prototyping Footprints (im Erscheinen)

Auf Grundlage der Analysen von Measuring Footprints untersucht dieses Paper die Rolle von Gestaltung im Übergang zu zirkulären Produktkulturen. Leitend ist die Frage: Wie kann Gestaltung Handlungsfähigkeit erzeugen, um zwischen den Phasen des Produktlebenszyklus, den beteiligten Akteur*innen und den umgebenden Systemen wirksam zu werden? Methodisch greift das Paper auf die R-Strategien der Kreislaufwirtschaft zurück, die durch hypothetische Was wäre, wenn…-Szenarien in den Entwurfsprozess übersetzt werden. Vier zugespitzte Konzepte – von reparaturfreundlichen und materialbewussten Schuhen über zerlegbare Strukturen bis hin zu kollaborativen Nutzungssystemen – zeigen exemplarisch, wie Gestaltung ökologische Prinzipien in neue Produktlogiken überführen kann. Prototyping wird dabei nicht als formales Experiment verstanden, sondern als strategisches Werkzeug: Es eröffnet Möglichkeitsräume, in denen nachhaltige Praktiken konkret erfahrbar werden und Design als systemgestaltende Disziplin sichtbar wird.

WP 2: Turinsky, Ina; Abel, Lucas & Deny, Philipp (2025)
Measuring Footprints (im Erscheinen)

Die globale Schuhindustrie ist ein eindrückliches Beispiel für die ökologischen und sozialen Belastungen industrieller Konsumkultur: Sie basiert auf fossilen Rohstoffen, erzeugt komplexe Materialmischungen und folgt einem linearen Produktions- und Entsorgungsmodell. Das Working Paper Measuring Footprints untersucht diesen Sektor mit der übergeordneten Frage: Wie lässt sich der Status quo von Schuhproduktion, -nutzung und -entsorgung erfassen, um die systemischen Muster von Ressourcenverbrauch und Umweltbelastung sichtbar zu machen? Methodisch verbindet das Paper quantitative Ansätze der Umweltwissenschaften mit gestalterischen Perspektiven auf Konsumkultur, Materialität und Reparatur. Schuhe erscheinen darin als paradigmatische Objekte, die ökologische, ökonomische und kulturelle Dynamiken bündeln. Die Analyse liefert eine fundierte Bestandsaufnahme der ökologischen Fußabdrücke des Schuhsektors und schafft zugleich den Ausgangspunkt für das Forschungsprojekt Prototyping Footprints, der diese Erkenntnisse in entwerferische Strategien überführt.

WP 1: Deny, Philipp (2025) 
Navigating Design Research at the BurgLabs. Towards a Methodology (im Erscheinen)

Methoden sind nicht nur zentraler Gegenstand disziplinärer bzw. disziplinierender Fachdiskurse in der Wissenschaft, sondern auch in der Gestaltung seit Jahrzehnten ein kontrovers diskutiertes Thema. Im Extremfall stehen sich hier Positionen, die eine “Verwissenschaftlichung” gestalterischer Arbeit verlangen, mit solchen, die auf die individuelle und undisziplinierbare Kreativität der Designer*innen pochen, gegenüber. Damit tangiert die Methodenfrage auch die Frage nach der Identität des Designs als (forschende) Disziplin. Das Working Paper Navigating Design Research at the BurgLabs. Towards a Methodology widmet sich der Methodenfrage im Hinblick auf die BurgLabs als Orte interdisziplinärer gestaltender Forschung und versucht dabei, das Gebiet einer Methodologie abzustecken, also den Bereich der Fragestellungen und Positionen, die für eine Diskussion der Forschungsmethoden relevant sind. Die grundlegenden Koordinaten für eine solche Kartierung werden anhand von drei Eckpunkten definiert. Es wird a) eine Annäherung an eine begriffliche Definition gestalterischer Forschung vorgeschlagen, die der Spezifik der Gestaltung sowie ihrem Zusammenspiel mit der Wissenschaft gerecht wird. Daran anknüpfend wird b) eine theoretische Erfassung des Gegenstandsbereichs diskutiert. Es geht hier also um die Frage, wie der Problemzusammenhang von Ökologie, Gesellschaft und Gestaltung gedacht und analysiert werden kann. Von dort aus können c) grundlegende Fragen zur Navigation dieses Zusammenhangs gestellt werden, also mögliche Pfade und Kriterien einer gestalterisch-forschenden Methode für nachhaltige Zukünfte.