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Selbstversuch: Form und Inhalt


Selbstversuch:
Form und Inhalt

In meinem Selbstversuch soll es um das Einkaufen sowie das Verarbeiten und Aufbereiten von Nahrungsmitteln gehen.

Ich möchte dabei, was die Lebensmittel/Produkte angeht, jeden Tag sowohl eine formale als auch eine inhaltliche Vorgabe erfüllen. Das bedeutet beispielsweise, dass ich den kompletten ersten Tag ausschließlich Produkte essen und verarbeiten darf, die erstens eine runde oder kugelige Form haben und auch so (z.B. im Supermarkt) vorliegen und zweitens laktosefrei sind.

 

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In diesem Auszug aus der Versuchsbeschreibung wird gezeigt, dass es sich eben um sowohl drei verschiedene Formen handelt nach denen gezielt gesucht werden soll sowie um drei Vorgaben bezüglich der Inhaltsstoffe: vegetarisch, vegan, laktosefrei.

 

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Daraus ergibt sich dann ein Ablaufplan: Dienstags und Sonntags ist bisher kein Versuch geplant. Dienstag aus dem Grund, dass an diesem Tag unser wöchentliches (M)eating stattfindet für das eine kleine Gruppe Studenten für alle Essen zubereitet. Den Sonntag lasse ich mir noch offen, möglicherweise als eine Art Joker für ein Experiment außerhalb der Reihe o.ä.

So ergeben sich in jedem Fall neun verschiedene Kombinationen die schriftlich und als Fotoreihe dokumentiert und präsentiert werden sollen.

 

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Ich erhoffe mir …

… selbstverständlich einen Erkenntnisgewinn aus meinem Selbstversuch.

… Erfahrung durch ein erstes Einfühlen in vegetarische/vegane Ernährung.

… eine Erweiterung meiner Kenntnisse über das Angebot an Produkten und ihrer Zubereitung.

… Selbst-Erfahrung, welchen optischen und haptischen Einfluss, welche Bedeutung die Form der Nahrungsmittel auf das Essen, sowie das Kochen und die Aufbereitung hat.
Möglicherweise kommt es (für mich) sogar zu Neuentdeckungen oder Neuerfindungen.

 






Tag 1 – eckig und laktosefrei

Der erste Tag der Versuchsreihe ist vorbei.

Heute galt: Nur eckige, quadratische oder quaderförmige Nahrungsmittel, so wie sie im Supermarkt zu finden sind. Und sie mussten laktosefrei sein.

Anders als von mir erwartet, entpuppte sich diese erste kombinierte Einschränkung der Lebensmittel als recht schwierig. Sehr wenige Lebensmittel haben eine eckige, kantige Form. Hauptgrund dafür wären wohl günstige Packmaße und höhere Effizienz in Lagerung und Transport. Was aber die Attraktivität angeht, wage ich schon jetzt die Aussage, dass eckige Produkte weniger ansprechend und verführerisch sind, zumindest was Nahrungsmittel angeht. Alle Früchte und Gemüse fielen durch ihre organische Form dadurch heute leider auch heraus.

 

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Für mein Frühstück entschied ich mich daher für quadratische Zimt-Teile
und laktosefreie Milch. 

 






Tag 2 – laktosefrei und rund

 

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Im Gegensatz zum Vortag war der heutige Einkauf für das Mittagessen deutlich einfacher und viel dementsprechend reichhaltig aus. Als Kuriosität – und fraglich in der „Existenzberechtigung” – wären die rund geschälten Karotten zu erwähnen.

 

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Gekocht wurde also ein Gemüßetopf mit Silberzwiebel, roten Zwiebeln, gelben und grünen Erbsen, Pilzen und Tomaten. Die gelben Tomaten wurden halbiert, ausgehöhlt und mit laktosefreiem Mozarella gefüllt.

Eine runde Sache!

 






Tag 3 – lang, dünn, laktosefrei

 

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Zum Frühstück gab es Baguette
… und eine kleine Übersicht zu den Lebensmitteln, die an diesem Tag verarbeitet wurden.

 

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Das Gemüse und die Vollkorn-Nudeln wurden mit Karotten als Gemüsepfanne zum Mittagessen zubereitet.

 

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Und auch meine Mitbewohnerin leistete ihren Beitrag zum Thema Form und Inhalt – passend zum bevorstehenden Osterfest …

 

 






Tag 4 – eckig und vegetarisch

Die Einschränkung „Laktosefrei” ist beendet.
Jetzt heißt es: vegetarisch … u
nd eckig!

Ich empfand es als sehr angenehm und erleichternd wieder Milchprodukte kaufen zu können. Diese erste inhaltliche Einschränkung fiel mir recht schwer, da ich es auch nicht gewohnt bin, auf laktosefreie Produkte achten zu müssen.

Trotzdem blieb die formale Einschränkung – eckig.

 

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Da gab es dann zum Beispiel – verpackungsbedingt: QUARK.

 

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Fürs Abendbrot entschied ich mich dann der Einfachheit halber wieder für Käsebrot.

 

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Doch zum Thema ECKIG gibt es ein Produkt, welches dem Ganzen die Krone aufsetzt. Ich möchte es zwar nicht empfehlen, aber gezeigt werden sollte es: „yum yum” Suppe.

Mit Geschmack aus der Tüte … Antiküche?

 

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Und als Abschluss: Maoam

… enthält vermutlich Schweinegelatine, wäre also im letzten Block meiner Versuchsreihe – VEGAN – nicht mehr möglich!

 






Tag 5 – vegetarisch und rund

Wie schon bei Tag 2 „vegan und rund” – heute wieder eine sehr dankbare Einschränkung, da das meiste Gemüse in Frage kommt!

Genau wie bei „vegan und lang/dünn”. Und um Überschneidungen und Dopplungen zu vermeiden ist dies auch der letzte Tag vegetarisch, sodass es am Versuchstag 6 vegan weitergeht.

Körniger Frischkäse – ein Brotaufstrich, den ich schon immer interessant fand, ist heute Teil meines Frühstücks. Die runden Körner geben im Gegensatz zu normalem homogenen Frischkäse zusätzlich eine aufregende Konsistenz und ein interessantes Aussehen.

Entweder pur aufs Brot oder – zum Frühstück passend – als Grundlage für zum Beispiel Marmelade. Sehr lecker auf rundem Brötchen.

 

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Und natürlich das Mittagessen:

Rotkraut
Knödel
Pilze
garniert mit Petersilie

 

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Guten Appetit.

 






VEGAN – der letzte Tag des Selbstversuchs

Als Abschluss des Selbstversuchs gilt es einen Tag lang vegan zu leben – mit der Vorgabe nur runde Dinge zu essen. Flüssigkeiten ausgeschlossen.

Für mich persönlich bedeutet das eine ganz neue Erfahrung. Und die geht natürlich beim Einkaufen los. Ich habe mir sehr viel Zeit genommen in Ruhe nach den passenden Produkten zu schauen. Zwei Feststellungen vorweg zu meinem Einkauf: Es hat lange gedauert und es war teuer.

 

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Honigpops mit Soja-Drink zum Frühstück
Als guten Butter-Ersatz und auch pur als Brotaufstrich oder Basis für diverse Aufstriche möchte ich Avocado nicht unerwähnt lassen.

 

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Formale Ähnlichkeiten

 

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Das Mittagessen bestand aus Weizen-Protein-Bällchen und Gemüse.

 

Kommentar…

Grober Fehler alleine schon beim „veganen” Frühstück mit Honig …

 

 






Fazit

Mein Selbstversuch bestand darin, über mehrere Tage im Wechsel Essen in verschiedenen Formen zu mir zu nehmen und dabei, ebenfalls täglich wechselnd, verschiedene Inhaltsstoffe wegzulassen.

Was ich vorweg ganz allgemein sagen kann ist, dass mich diese Einschränkungen, eigentlich egal welcher Art, zunächst einmal sehr unzufrieden gemacht haben.

Mein Standard, was eine Mahlzeit angeht, liegt vielleicht oft unter dem Anspruch, den die meisten haben. Sei es die zur Verfügung stehende Zeit, die Qualität der Nahrungsmittel, der ökologische Hintergrund der Nahrungsmittel, die Art und den Aufwand der Zubereitung und das Ambiente – zumindest im stressigen Alltag.

Grade der erste Punkt, die Zeit, machte sich sehr schnell schon beim Einkauf bemerkbar. Ich hatte mir auferlegt, dass die Produkte, zum Beispiel am eckigen Tag, auch so im Supermarkt vorliegen mussten. Grade bei dieser Form fällt es natürlich auf, dass viele Produkte in eckig oder quaderförmig aus praktischen Gründen vorliegen. Ob herstellungstechnisch, durch bessere Packmaße, Portionierung oder Transport, es geht in der Regel um Effizienz.

Das wirkt sich natürlich auch auf die psychologische Wirkung aus, die Nahrungsmittel auf uns haben. Da wir die Nahrung mit allen Sinnen spüren und uns einverleiben, also den Dingen näher nicht sein können, haben wir zu runden, geschmeidigen, organischen Dingen, die natürlich gewachsen sind, einen besseren Zugang.

Auch der Einkauf für runde Produkte fiel wesentlich reichhaltiger aus, weil das meiste Obst und Gemüse in Frage kam. Die Lust einzukaufen, zu kochen und zu essen, war dementsprechend auch größer!

Trotzdem empfand ich es als sehr anstrengend, über die Tage nicht kaufen zu können, was ich wollte. Ich habe mir viele Produkte genauer angeschaut, mir viel Zeit für den Einkauf genommen und auch für die Zubereitung, doch im Grunde war die Zeit stressiger als sonst, was vielleicht auch an der mitlaufenden Dokumentation lag. Einkaufen, Notizen machen, die Lebensmittel fotografieren, kochen, dokumentieren, Fotos vor und bei dem Essen usw.

Sich selbst oft zu unterbrechen bei einer Sache, die an sich sehr schön ist und Pause und Rekreation bedeutet, und vor allem einer Sache, dem Essen, die sowohl notwendig, also auch sehr lustvoll und genussvoll ist, hat mich gestresst. Dennoch war es reizvoll und so eine Reflektion ist eben oft anstrengend – anders löst man sich vielleicht nicht von alten Mustern, egal ob es ums Essen geht oder etwas anderes.

Essen ist eben eine politische Handlung, wie Wam Kat sagt, auch wenn ich noch lernen muss, damit umzugehen. Ich denke, um damit anzufangen, war mein Selbstversuch eine gute Methode.

 

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