Urban Futures 2050
Szenarien und Lösungen für das Jahrhundert der Städte
Das 21. Jahrhundert wird vielfach als das «Jahrhundert der Städte» bezeichnet. Bis zur Mitte des Jahrhunderts werden etwa 80 Prozent der auf neun Milliarden wachsenden Weltbevölkerung in Städten leben. Zugleich erscheint die Zukunft dieser Städte ungewisser denn je. Läuft alles mehr oder weniger ungebremst weiter wie bisher, werden sich viele Städte chaotischen Zuständen nähern. Schafft die Weltgemeinschaft nicht den Übergang zu CO2-neutralen Städten, einer Ressourcen schonenden Produktionsweise und nachhaltigen Lebensstilen, werden sich ökologische Krisen und ökonomische Schocks, Armut und Erosion des gesellschaftlichen Zusammenhalts verschärfen.
Angesichts von Klimawandel und Ressourcenkrise, rapider Urbanisierung und Wachstum der Megastädte scheint die Zukunft der Stadt weniger denn je als bloße Verlängerung der Gegenwart denkbar. Es fällt auf, dass utopische Stadtentwürfe wieder Konjunktur haben. Mit der Krise wächst offensichtlich die Erkenntnis und Einsicht zum Handeln. Es geht um eine epochale Transformation der Industriegesellschaft und der modernen Stadt als ihrem Zentrum. Das erfordert mehr als eine lineare, graduelle Optimierung des Status quo. Auf welche Visionen der Stadtentwicklung bis 2050 können wir uns beziehen? Welche Szenarien ermöglichen Orientierung zum Handeln in der ungewissen Zukunft? Wie müssen Szenarien aussehen, damit sie positive Gestaltungsenergie freisetzen?
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Urban Futures 2050
Die produktive Stadt
Gegen den Fatalismus einer nie in Frage gestellten Funktionstrennung von Wohnen und Arbeiten
Seit langem haben wir diejenigen Stadtbausteine, die auch jenseits von direkten Subventionen ein Bollwerk gegen die wirtschaftliche und soziale Ungleichheit der Quartiere sein können, aus den Augen verloren. Viele ehemals selbstverständliche gewerbliche und industrielle Arbeitsplätze sind aus dem Stadtbild verschwunden. Die funktionalistische Trennung der modernen Stadt, die die Industrie vor die Tür gesetzt hat, wirkt als mühlsteinschwere Tradition bis in die Gegenwart fort. Inzwischen betrifft dies nicht nur die Industrie – das ganz normale Gewerbe, vom Klempner in der Straße bis zum Glaser um die Ecke, wird aus der Stadt vertrieben.
Zwölf Autoren aus dem In- und Ausland haben mit ihren Ideen dazu beigetragen, dieses Heft zur „Produktiven Stadt“ auf die Beine zu stellen. Wir glauben, dass es sich lohnt, dem nach wie vor gültigen Credo der Funktionstrennung neue Modelle entgegenzustellen. Nicht das Latte-macchiato-Konzept der lebendigen Stadt ist gefragt. Die Idee der gemischten Stadt ernst nehmen heißt heute, dafür zu sorgen, dass auch die „maßvoll störenden“ Teile der Industrieproduktion und des Gewerbes wieder ihren Platz haben in der Stadtstruktur.
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Die produktive Stadt – StadtBauwelt 35.2016
Gemeinwohl bauen
Stadtenwicklung aus Initiative der Bewohner
Ob beim Bäcker, im Café oder auf Partys – sobald man etwas intensiver mit Menschen ins Gespräch kommt, zeigt sich eine Unzufriedenheit mit dem Zustand der Gesellschaft, die das übliche Grundrauschen inzwischen bei Weitem übersteigt. Während die einen ihren Frust intellektuell abbauen, Harald Welzer zitieren und weiter ihrem Alltag nachgehen, ist bei anderen der kritische Punkt erreicht. Sie nehmen die Veränderung selbst in die Hand. So bilden sich überall in Europa Gruppen, die das Gefühl haben, dass es auch anders gehen muss. Mit hunderten Freiwilligen betreiben sie eine Bibliothek, die die Stadt einsparte, wie beispielsweise den Leeszaal Rotterdam, oder geben mit ihrem Engagement Gegenden Hoffnung, in denen bisher jede Stadterneuerung scheiterte, wie die Liverpooler Bäckerei-Kooperative Homebaked. Die Wirkung solcher Projekte überschreitet dabei immer ihren offensichtlichen, rein praktischen Wert. Hier wird über den Nutzen für die Beteiligten hinaus am Gemeinwohl gebaut.
Auch in Deutschland sind die Bürger schon lange nicht mehr nur als Wutbürger aktiv, sondern treiben als ernst zu nehmende Akteure die Stadtentwicklung voran. Mehr noch – die elf gemeinwohlorientierten Projekte, die wir in dieser Ausgabe vorstellen, schwimmen erfolgreich gegen den Strom von Rationalisierung und Profitmaximierung, wirken der Segregation der Stadtgesellschaft entgegen und verbessern, ausgehend von den Problemen in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld, die Lebensqualität eines ganzen Viertels oder der ganzen Stadt.
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Gemeinwohl bauen – StadtBauwelt 24.2016
Große Aussichten
Comeback der Großsiedlungen?
Von einer „Renaissance der Großsiedlung“ schwärmt neuerdings der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen. Neubau muss wieder „größer gedacht“ werden, fordert Maren Kern vom Verein „Kompetenzzentrum Großsiedlungen“. Auch Michael Müller, noch bis Dezember Berlins Senator für Stadtentwicklung, ist von der Zukunft dieser Wohnbautypologie überzeugt: Der steigende Druck auf Innenstadtviertel verleite immer mehr Menschen zum Umzug in die mietgünstigen Siedlungen aus den 50er bis 80er Jahren. Dennoch würden Großsiedlungen häufig unter einem Vergleich mit der gründerzeitlichen Innenstadt leiden, schreibt Maren Harnack in ihrem Beitrag über die Frankfurter Nordweststadt.
Sie fordert ein vorsichtiges Ausbessern der Freiräume, statt plumpen Nachstopfens mit Neubauten, auch aus Rücksicht auf die Grundgedanken der Siedlungen, auf ihr Grün, ihre Weite und ihre Ruhe.
Was ist dran am Comeback der Großwohnsiedlung?
Welche Arbeit wartet auf Politik und Wohnungsgesellschaften, auf Architekten und Planer?
Wir werfen einen Blick auf fünf Städte in Europa, die jeweils eigene Antworten liefern.
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Große Aussichten – Bauwelt 40/41.2014
Collective Spaces
Wer gestaltet die halb-öffentlichen Räume?
Brachen und Lücken schließen sich im Eiltempo mit Geschosswohnungsbau. Marketingkampagnen versprechen „lebendiges Wohnen in der lebendigen Stadt“. Das würden wir gern glauben. Doch die Realität sieht anders aus. Die kollektiven Errungenschaften des Wohnungsbaus des letzten Jahrhunderts, die Qualitäten seiner halböffentlichen Räume, seine typologischen Angebote an die Stadt und an die Bewohner, fallen durch die Finanzierungsraster des renditegeprägten Wohnbaus. Über Erfolg oder Misserfolg der neuen verdichteten Stadt, deren Renaissance wir in den Großstädten dank des Booms gerade erleben, wird an der Schnittstelle von Wohnung und Straße entschieden. Beherzte Konzepte sind gefragt.
Kampfzone Erdgeschoss
Wo aber verläuft heute die Schnittstelle zwischen Wohnung und Stadt? In der Stadt des 19. Jahrhunderts vermittelte die Straße zwischen beiden. Hundert Jahre später sind geschlossene Straßensysteme rund um die Blocks keine Regel mehr, viele neue Wohnquartiere sind verkehrsumspülte Inseln für Fußgänger. Im Sinne einer Aktivierung der Quartiere müsste die Antwort besser lauten: Die Schnittstelle zur Stadt sind die Erdgeschosszonen.
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Collective Spaces – StadtBauwelt 36.2013
Segregation
Verdrängung, Exklusion oder soziale Durchmischung?
Auch wenn es die Bundesregierung gerade aus ihrem Armutsbericht getilgt hat: Die zunehmende Spaltung unserer Gesellschaft bleibt eine Tatsache. Im europäischen Ungleichheits-Ranking belegt Deutschland zwar den Platz in der goldenen Mitte – die Einkommensungleichheit nimmt hierzulande jedoch besonders schnell zu, wie die OECD 2011 ermittelte. Und die soziale wie räumliche Segregation, die Aus- und Abgrenzung verschiedener Bevölkerungsgruppen, wird zu einem wachsenden Problem unserer Städte. Dabei geht es nicht um migrantische „Parallelgesellschaften“, die in deutschen Städten nachweislich nur als hartnäckiger Mythos existieren. Ein viel realeres Phänomen ist die sozio-ökonomische Polarisierung, die in „sozialen Brennpunkten“ oder abgeschotteten Luxusvierteln lediglich ihre Extreme findet.
Eine Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik lieferte Mitte des Jahres alarmierende Ergebnisse, die wir für diese Ausgabe gemeinsam mit dem Grafiker Deniz Keskin visualisiert haben (S. 62): Obwohl die Zahl armer Familien im Durchschnitt in vielen Städten zurückging, ist die Segregation der von Armut Betroffenen in den meisten Städten gestiegen. Während die Zentren eine Aufwertung erleben, werden arme Haushalte mit Kindern buchstäblich an den Rand gedrängt, sie landen oft in Großsiedlungen oder solchen der 50er und 60er Jahre.
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Segregation – StadtBauwelt 48.2012