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Magie der Farben

erstellt am: 24.07.2018 | von: englich | Kategorie(n): Filme

 

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Die Farben der Natur und die Natur der Farben

So allgegenwärtig bunt ist die Welt, dass die Frage nach dem, was „Farbe“ eigentlich ist, entweder banal erscheinen oder philosophische Erörterungen provozieren könnte. Sicher ist nur: von Farben in all ihren Ausprägungen geht eine ungeheure Faszination aus, die sich wie ein roter Faden durch die Kulturgeschichte der Menschheit zieht.

Die Reihe „Die Magie der Farben“ begibt sich auf eine Spurensuche durch die Geschichte der Farbenherstellung und -anwendung, zeigt ihre symbolischen Bedeutungen, erklärt Sprachwendungen und präsentiert sowohl wissenschaftliche als auch künstlerische Standpunkte. Es geht um Farbtheorien, praktische Erläuterungen zu Primär-, Sekundär- und Komplementärfarben, vor allem aber um die Geschichte und die zum Teil kuriosen Episoden der Anwendung von Pigmenten zum Färben und zum Malen. Besonders die historische Bedeutung und die praktische Herstellung der Farben Blau, Rot, Grün und Gelb wird illustriert mit zahlreichen Beispielen aus dem europäischen Kulturkreis, von der Antike bis zur Gegenwart.

 

 

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Die Farbe im Kreis der Farben

Zweifellos haben Farben eine psychologische Wirkung auf den Menschen. So belegen zahlreiche Untersuchungen, dass zum Beispiel Blau weit beliebter ist als Gelb – unabhängig von Alter, Geschlecht oder Ethnie. Und obwohl die Symbolik von Farben immer geprägt ist von Traditionen und Konventionen der jeweiligen Gesellschaften, gibt es doch auch Konstanten, die weit zurück reichen in die Entwicklungsgeschichte der Menschheit. Doch letztlich entscheidend für die Wirkung ist nicht eine einzelne, isolierte Farbe, sondern vor allem der Kontext: Harmonie, Ergänzung oder Kontrast und Widerspruch charakterisieren den Gesamteindruck. Dabei gibt es Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten, die sich über Primär- und Sekundärfarben ebenso definieren lassen wie über diverse Farbkreise, die von Newton über Goethe und Itten in vielen Varianten bis heute aktuell sind, bis hin zu Mode, Gestaltung und Design. Erst recht aber gilt dies in der Kunst, wo das Zusammenwirken der Farben ein geradezu elementarer Bestandteil ist und mit der gegenstandslosen Malerei ihre völlige Autonomie und Freiheit etabliert hat.

 

 

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Geheimnis des Himmels. Wertvoller als Gold: Blau

Die Bedeutung der „Himmelsfarbe“ Blau prägt alle Epochen der Kulturgeschichte. Sowohl ihre Symbolik als auch Sprachwendungen wie z.B. „blau machen“ oder „feeling blue“ charakterisieren das breite Spektrum dieser beliebtesten aller Farben: Freude und Hoffnung bis hin zu Sehnsucht und Melancholie.
Und so war es den Mensch auch seit je ein großes Anliegen, intensive Blautöne künstlich herzustellen, zum Färben von Textilien, Keramik, Mosaiken, Glas – und vor allem auch in Kunst und Malerei. Beispiele zeigen, welche künstlerischen Spuren pflanzliche oder mineralische Pigmente wie Färberwaid, Indigo, Kobalt oder Azurit in der Geschichte hinterlassen haben – bis hin zur Faszination des sagenhaften Ultramarins, das – als feinstes Pulver aus Lapislazuli gewonnen – bis heute noch teurer ist als Gold.

 

 

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Erde, Läuse und Schnecken. Von Würde bis Ekstase: Rot

Rot war für die Menschen zu allen Zeiten faszinierend – sowohl im Alltag, bei kultischen Feiern (häufig in Begleitung von Rotwein) als auch bei künstlerischer Betätigung, besonders in der Malerei. Davon künden die Verwendung des roten Ockers seit der prähistorischen Höhlenmalerei ebenso wie zahlreiche rote Pigmente, etwa das pflanzliche Färberkrapp, das kostbare Karmin aus Schildläusen oder das leuchtende mineralische Zinnober. Und ausgerechnet die wertvollste Naturfarbe aller Zeiten, das elitäre Purpur, das nur den höchsten Würdenträgern vorbehalten war, entstammt dem Schleim von Schnecken!

 

 

5
Vom Frühling bis zum Gifttod: Grün

Schon ein kleiner Streifzug durch die Kulturgeschichte macht klar: Keine Farbe ist so ambivalent wie Grün! Grün ist nicht nur sprichwörtlich die Hoffnung, sondern ganz konkret die allgegenwärtige Farbe der pflanzlichen Natur – sie symbolisiert Wachstum, Jugend, ja Leben an sich.

Was einerseits so selbstverständlich erscheint, dass es auch seinen Niederschlag in den Redewendungen vieler Sprachen gefunden hat, wirft andererseits ein paradoxes Problem auf: Für Grün als Farbe zum Färben oder Malen stellt die Natur keine brauchbaren Pigmente zur Verfügung – es sei denn, sie wären giftig. Besonders Grünspan und mehr noch Arsen-Kupfer-Verbindungen wie das legendäre „Schweinfurter Grün“ konnten zwar wundervoll leuchtende Farbtöne hervorbringen – doch bis zur Erfindung synthetischer Farbstoffe hatte die praktische Anwendung von derart prachtvoll grünen Pigmenten für manche Maler schlicht tödliche Folgen!

 

 

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Vom hellen Glanz zu finsteren Abgründen: Gelb

Gelb, Glanz, Gold – sprachlich gehen all diese Wörter auf dieselbe Wurzel zurück und das charakterisiert auch treffend die Eigenschaft dieser hellsten aller Farben, die – wie Goethe es ausdrückte – „am nächsten am Licht“ ist. Ihre symbolische Wirkung ist aber sehr ambivalent, werden doch nicht nur Sonne und Wärme mit ihr assoziiert, sondern auch Eifersucht und Neid. Im historischen Kontext hatte sie sogar eine dezidiert stigmatisierende Funktion. Noch heute fungiert Gelb als Warnsignal schlechthin. Zum Färben von Textilien konnte man auf pflanzliche Stoffe wie etwa Safran zurückgreifen, während in der Malerei schon seit der Steinzeit Ocker zum Einsatz kam. Für kräftigere Gelbtöne verwendeten Künstler vor allem mineralische Pigmente wie Verbindungen mit Schwefel, Arsen, Blei oder Zinn, die allerdings mehr oder minder giftig waren. Erst ab dem 19. Jahrhundert standen den Malern mit synthetischen Pigmenten intensiv leuchtende Gelbtöne zur Verfügung.

 

 

Rot, grün, blau – sehen alle Menschen Farben gleich?
Die Wahrnehmung von Farben ist nichts Absolutes. Menschen erkennen Farben, weil verschiedene Fotorezeptoren im Auge durch Lichtwellen erregt werden. Es gibt individuelle Unterschiede bei der Farbwahrnehmung.

 

 

Was Chamäleons im Dunkeln können
Bei Meeresbewohnern war das Phänomen schon bekannt: Viele Korallenfische haben rot fluoreszierende Muster. Biofluoreszenz bei landlebenden Wirbeltieren war bis vor kurzem noch völlig unbekannt – jetzt hat man es bei Chamäleons entdeckt.

 

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