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György Ligeti
Popstar der Avantgarde

erstellt am: 14.08.2019 | von: englich | Kategorie(n): Recherchen / Neue Musik / Neue Töne

 

 

György Ligeti
Poème symphonique für 100 Metronome

Poème symphonique ist eine Komposition aus dem Jahr 1962 für hundert mechanische Metronome. Es wurde während seiner kurzen Begegnung mit der Fluxus-Bewegung geschrieben.

Das Stück erfordert zehn „Performer”, die jeweils für zehn der hundert Metronome verantwortlich sind. Die Metronome werden auf der Performance-Bühne eingerichtet, aufgezogen und auf unterschiedliche Geschwindigkeiten eingestellt. Sobald sie alle vollständig aufgezogen sind, herrscht nach Ermessen des Dirigenten eine Stille von zwei bis sechs Minuten; dann werden auf das Signal des Dirigenten hin alle Metronome so simultan wie möglich gestartet, die Darsteller verlassen dann die Bühne. Während die Metronome nacheinander ablaufen und schliesslich anhalten, macht sich die Periodizität im Klang bemerkbar – einzelne Metronome können klarer unterschieden werden. Das Stück endet typischerweise mit nur einem Metronom, das für ein paar Schläge allein tickt, gefolgt von Stille.

 

 

György Ligeti
Atmosphères für großes Orchester

Das Werk entstand zwischen Februar und Juli 1961 und wurde am 22. Oktober 1961 bei den Donaueschinger Musiktagen uraufgeführt. Das Werk gilt als Schlüsselwerk innerhalb der Neuen Musik und wurde vor allem durch die Verwendung im Film 2001: Odyssee im Weltraum berühmt. Die Gesamtdauer beträgt ungefähr neun Minuten.

Charakteristisch für das Werk ist die ausdifferenzierte, mikropolyphone Anlage. Dabei verschmelzen die 87 Instrumentalstimmen zu einem großen, nicht mehr trennbaren Gesamtklang, der quasi oszilliert und sich ständig wandelt. Der 4/4-Takt ist als Pulsgeber für das Stück nicht ausschlaggebend, sondern dient allein der Synchronisation der Einzelstimmen sowie der zeitlichen Gliederung. Ligeti strebte mit Atmosphères die Abkehr von einer strukturell gedachten Kompositionsweise an.

„In Atmosphères versuchte ich, das strukturelle kompositorische Denken, das das motivisch-thematisch ablöste, zu überwinden und dadurch eine neue Formvorstellung zu verwirklichen. In dieser musikalischen Form gibt es keine Ereignisse, sondern nur Zustände; keine Konturen und Gestalten, sondern nur den unbevölkerten, imaginären musikalischen Raum; und die Klangfarben, die eigentlichen Träger der Form, werden – von den musikalischen Gestalten gelöst – zu Eigenwerten.“

 

quelle: wikipedia

 

 

György Ligeti
Requiem for Soprano, Mezzo Soprano, Two Mixed Choirs & Orchestra
und Atmosphères

Die Premiere von Atmosphères, bei der das Sinfonieorchester des Südwestfunks unter der Leitung von Hans Rosbaud spielte, führte beim Publikum zu so großem Anklang, dass eine sofortige Wiederholung gefordert wurde. Als besonders sensationell galt Ligetis Werk deshalb, weil Atmosphères durch seine angestrebte Strukturlosigkeit mit der Überstruktur der seriellen Musik brach. Zu größerer Popularität führte die Verwendung in Stanley Kubricks Science-Fiction-Film „2001: Odyssee im Weltraum“.

 

 

György Ligeti
(28. Mai 1923 in Diciosânmartin, Siebenbürgen, Königreich Rumänien – 12. Juni 2006 in Wien)

war ein österreichisch-ungarischer Komponist. Er gilt als einer der bedeutenden Komponisten des 20. Jahrhunderts und als Repräsentant der Neuen Musik.

Das ist das Wunderbare an der Musik von György Ligeti – sie ist labyrinthisch, Haken schlagend und nie auf einen Begriff zu bringen. … In den achtziger Jahren versuchte man ihn vorübergehend der Postmoderne zuzurechnen, nachdem er seine groteske »Anti-Anti-Oper« Le Grand Macabre geschrieben hatte und ein umstrittenes Horn-Trio mit dem trotzigen Untertitel Hommage à Brahms, das er als »oppositionelles Stück gegen die Normen der Avantgarde« verstanden wissen wollte. Ligetis Œuvre jedoch ist alles andere als traditionalistisch rückwarts gewandt und postmodern. Er hat einen unverwechselbaren Personalstil ausgebildet, voller Facetten und Eigenwilligkeiten.

Das Strukturdenken des Serialismus etwa hat er 1961 mit seinem Orchesterstück Atmosphéres geradezu pulverisiert. Vollkommen statisch klingt das Werk als Klangflächenkomposition, in der Intervalle, Rhythmik und Geräuschelemente nur im Zustand völliger Zerstäubung vorkommen. Obwohl die Details raffiniert ertüftelt sind, ist die Wirkung der Musik magisch und unmittelbar. So sensationell suggestiv war der Eindruck, dass Stanley Kubrick die Musik für den Soundtrack seines Kinofilms 2001 – Odyssee im Weltraum verwendete. Atmosphéres ist einer von Ligetis größten musikalischen Coups, die Komposition gehört zu den Klassikern der modernen Musik.

Ein anderer Komponist hätte nach einem solchen Erfolg womöglich sein ganzes Leben im gleichen Stil weiterkomponiert. Aber Ligeti hat sich sofort wieder neuen Wegen und Verfahren zugewandt. Er schrieb die anarchischen Text-Musik-Dramolette Aventures/Nouvelles Aventures, um sich sogleich wieder von anderen Musikphänomenen inspirieren zu lassen. Für die verrücktesten Sachen hat sich der Unruhegeist interessiert. Er hat die kompliziert polyfone Jodel- und Trommelmusik der Pygmäen studiert und sich für die Apfelmännchen der fraktalen Geometrie begeistert, er hat die Entwicklungen im Jazz und in der Minimal Music mit wachem Ohr wahrgenommen und war hin und weg von den rasenden Musikwalzen, mit denen ader eigenbrötlerische Mexikaner Conlon Nancarrow seine mechanischen Klaviere fütterte. All das waren Fantasieauslöser und Denkanstöße für seine unverwechselbare Musik.

(text aus: zeit)

 

Interview mit György Ligeti – Uraufführung „Le Grand Macabre” 1978

 

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