Der Pianist John Snijders präpariert ein Klavier
für die Aufführung von John Cages Sonatas and Interludes
John Cage
(* 5. September 1912 in Los Angeles; † 12. August 1992 in New York City)
war ein US-amerikanischer Komponist und Künstler. Mit seinen mehr als 250 Kompositionen, die häufig als Schlüsselwerke der Neuen Musik angesehen werden, gilt er als einer der weltweit einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Hinzu kommen musik- und kompositionstheoretische Arbeiten von grundsätzlicher Bedeutung. Außerdem gilt Cage als Schlüsselfigur für die Ende der 1950er Jahre entstehende Happeningbewegung und als wichtiger Anreger für die Fluxusbewegung und die Neue Improvisationsmusik.
Das Präparierte Klavier ist eine von John Cage um 1940 eingeführte Technik, an bestimmten Stellen der Saitenchöre eines Klaviers Gegenstände wie Radiergummis, Nägel, Papier usw. einzusetzen, die entweder Mehrklänge, Flageoletttöne oder perkussive Klänge hervorbringen. …
Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein erforschten verschiedene Komponisten immer wieder neue Möglichkeiten, das Klangspektrum des Klaviers zu erweitern. … Die wesentliche Innovation, der Cage auch einen gebührenden Platz in der Geschichte der Musik und speziell der Klaviersonate beschert haben, ist daher auch die Veränderung des Timbres durch beinahe handwerklich zu nennende Änderungen am Klavier: Das Einbringen von Fremdgegenständen in den Klangkörper oder auf die Saiten. Die Manipulation des Klangbildes am Instrument selbst grenzt ihn von den Neuerungen anderer Komponisten ab. …
Cage arbeitete mit Gegenständen des Alltags – Schrauben, Nägel, Bolzen, Dichtungsmaterialien. Als Cage schließlich das geeignete Präparationsmaterial gefunden hatte, das nicht nur zwischen den Saiten haften blieb, sondern auch die gewünschten perkussiven bis glockenartigen Klänge produzierte, hatte er gleichzeitig die natürliche Spielweise des Klaviers erhalten: das Instrument konnte – wenn auch etwas leiser als sonst – in all seinen virtuosen Möglichkeiten bespielt werden.
Diese Klangmanipulationen sind es, die die eigentliche Revolution der Klaviermusik ausmachen. Die ursprünglichen Farben der Töne wandelten sich drastisch und ließen sich oft kaum mehr als solche erkennen, je nachdem, woraus die Präparierung bestand und wo an den Saiten man sie befestigte.
In seinem 1937 formuliertem Credo hatte Cage schon sein Ziel formuliert: „Es gilt das akademisch verbotene, nichtmusikalische Klangfeld, soweit dies manuell möglich ist, zu erforschen.”
Nachdem Schönberg die Tonskala bereits von der Vorherrschaft eines tonalen Zentrums entbunden und die zwölf Töne enthierarchisiert hatte, erhob Cage dieses Prinzip auf eine weitere Ebene, indem er das Schönbergsche Konzept auf den gesamten Klangraum ausdehnte. Seiner schon früh geprägten Ansicht, dass „die Dinge nicht nur schön sein müssen.“ trug er so Rechnung, strebte er doch die Gleichberechtigung aller Klänge ohne Beachtung ihrer ästhetischen Qualität an. In den Klangkatalog des präparierten Klaviers nahm er daher auch absichtlich unangenehme Klänge auf.
(text aus: wikipedia)
John Cage – Alles ist möglich
Auszüge aus der John Cage Dokumentation, 2012
Regie: Thomas von Steinaecker, Kamera: Rene Gorski
Der Film zeigt die Persönlichkeit John Cage (1912–1992) nicht nur als Maler, Dichter, Philosoph, sondern auch als einen der einflussreichsten Künstler seiner Zeit, der von Anfang an mit Krisen zu kämpfen hatte. Schon zu Beginn seines Schaffens prognostiziert Arnold Schönberg seinem Schüler keine große Karriere als Komponist. Vielleicht bleibt Cage, der Sohn eines Erfinders und einer Kolumnistin der L.A. Times, gerade deswegen entschieden auf seinem experimentellen Weg als Klangforscher, der ihm zunächst weder Ruhm noch Einkommen beschert. …
Die Dokumentation untersucht Cages bahnbrechende musikalische Neuerungen, die bis heute weitreichenden Einfluss auf Musiker in der ganzen Welt hatten und haben, z. B. auf Luigi Nono und Die Einstürzenden Neubauten. Neben dem ‚Prepared Piano‘ gehört dazu auch die Weiter-Entwicklung der Zwölftontechnik, die als Vorgänger der seriellen Musik gilt sowie das Prinzip der Zufallskomposition. Kompositionen, die anfangs noch von einem Münzwurf entschieden werden, generiert bald der Computer. …
Wertvolles Archivmaterial lässt Cage selbst zu Wort kommen. Er ging davon aus, dass die Funktion von Kunst nicht ist, die persönlichen Ideen und Gefühle eines Menschen zu kommunizieren, sondern die Natur in ihren Abläufen zu imitieren. Stille interessierte ihn, denn sie war am Schwersten zu finden in der Musik. Doch in Stücken wie dem ‚Fontana Mix‘ (1958) verarbeitet er Geräusche von New Yorker Straßenzügen.
(text aus: wikipedia)
How To Get Out Of The Cage – A Year With John Cage
Frank Scheffer, Documentary, 2012
Der Dokumentarfilm des Filmemachers Frank Scheffer zeigt ein intimes Porträt eines der wichtigsten Komponisten und kreativen Köpfe des 20. Jahrhunderts bei der Arbeit. Von 1982 bis 1992 arbeitete Scheffer mehrfach mit John Cage zusammen, was zu einem einzigartigen Archiv historischen audiovisuellen Materials führte: mit Interviews, musikalischen Performances und Bildern verschiedener Orte aus Cages Leben und Werk schuf Frank Scheffer den Film „How to get out of the Cage – A Year with John Cage“.
John Cage
Lärm einer Baustelle? – Musik in John Cages Ohren.
3sat begleitet den Musiker im Entstehungsprozess seiner Musik.