Entwurfskonzept
„Hängende Gärten“

Aus dem Erläuterungstext von Walter Gropius 1928:

„Die Besonderheit der örtlichen Verhältnisse – Aufbau der Gebäude auf einem in weiter Ebene aufragenden Felsen – soll dadurch ganz besonders unterstrichen und hervorgehoben werden, daß die verschiedenen Höhenlagen des Geländes und der Hausplattformen bis zur obersten Plattform der Stadthalle mit Hilfe von Bepflanzung gärtnerisch durchgebildet werden, so daß der Eindruck hängender Gärten erzielt wird.“

Die 3D-Visualisierung illustriert besonders gut Gropius Absicht, mit den Mitteln modernster Technik und neuer Materialien ein „Stadtkrone von besonderer Eigenart und Phantastik“ zu schaffen: Aus der Grundfigur des Stadions für 30 000 Zuschauer steigt an dessen Rand der 160 Meter lange Museumsflügel in Form abgetreppter Riegel und wie Weinbergterrassen schwerelos zur Anhöhe auf, wo die Stadthalle tatsächlich wie eine Krone das Saaletal überragt. Der Saalbau ist von zwölf gläsernen Treppenhäusern umstellt, die in 32 Meter Höhe eine hufeisenförmige Aussichtsplattform tragen, auf der schlank gestreckt ein gläsernes Café und luftige Dachgärten ins Land schauen. Fahrstühle sollten die Besucher zu diesem grandiosen Stadtpanorama befördern. Zur besonderen Eigenart dieser technoiden Erlebnislandschaft gehört ein Skywalk, der die attraktivste Stelle des Geländes betont und die Hängenden Gärten mit einem dem Massiv vorgelagerten Felsenkegel verbindet. Ein höchst ambitionierter Aufwand für eine zeichenhafte Architektur, die vermutlich ein Schlüsselwerk der Moderne geworden wäre. [4]

Um eine „Sehenswürdigkeit von weitreichender Bedeutung für die Stadt“ zu schaffen, vereint Gropius Symbolik und Industriearchitektur und konzipiert mit den Mitteln modernster Konstruktionstechnik und neuer Materialien eine „Stadtkrone von besonderer Eigenart und Phantastik“ für Halle an der Saale. Die Gebäude – Stadthalle, Museum und Sportforum – sind so angeordnet, dass sie die günstigste Ausnutzung der Topografie des Geländes gewährleisten. [2/3]

Größe der geplanten Fläche auf Lehmann-Felsen:
Von den insgesamt zur Verfügung stehenden 11 Hektar Bauland werden im Entwurf Hängende Gärten 12 230 Quadratmeter bebaut. Die Verteilung der Baumassen und Flächen anteilig: Bebauung (mit Brücke) 11 %, Stadion 25 %, Öffentliche Plätze, Verkehr 45 %, Gärten 1 %, Turnplatz 1 %, Naturraum 16 %, Sonstige 1 %. Zusätzlich geplante Freiräume: Dachgärten ca. 5 260 Quadratmeter, Skywalk ca. 500 Quadratmeter. [2/3]

Quellen:
[1] Walter Gropius: Stadtkrone für Halle a. d. Saale. In: Stein Holz Eisen 1928, H. 47, S. 833.
[2] Christine Fuhrmann: Eine Stadtkrone für Halle a. d. Saale von Walter Gropius, Bauhaus-Universitätsverlag, Weimar 2019.
[3] Christine Fuhrmann: Stadtkronen, Volkshäuser und Hängende Gärten. Walter Gropius´ Entwurf für eine Stadtkrone in Halle 1927. Dissertation Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 2016.
[4] Christine Fuhrmann: Am besten baut man im Geist. Eine Stadtkrone für Halle a. d. Saale von Walter Gropius. In: Stadt+Grün 2019, H.2, S. 46.

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Kontakt
Prof. Bernd Hanisch
E-Mail: hanisch@burg-halle.de
Tel.: +49 (0)345 7751-904