Im Rahmen des deswignwissenschaftlichen Seminars „Über das Problem instrumenteller Designpraxis in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ spricht der Historiker Dr. Jens-Uwe Fischer am Donnerstag, 5. Juni 2025, 18 Uhr an der BURG. Der Vortrag ist hochschulöffentlich.

Unter dem Titel „Moderne und Nationalsozialismus: Die Bauhäusler Franz Ehrlich und Fritz Ertl“ hält der Historiker Dr. Jens-Uwe Fischer am Donnerstag, 5. Juni 2025, 18 Uhr, einen Vortrag an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. 

Fritz Ertl (1908-1982) war SS-Mann in Linz. Im Mai 1940, eine Woche nach Gründung des KZ Auschwitz, kam er zur dortigen SS-Neubauleitung, wo er sich für den Auf- und Ausbau des Lagers verantwortlich zeichnete. Mit der Gründung der Zentralbauleitung der Waffen-SS und Polizei Auschwitz wurde er deren stellvertretender Leiter und Verantwortlicher für alle Bauaufgaben im Interessengebiet Auschwitz. Er entwarf Auschwitz-Birkenau (für 100.000 Gefangene) und fertigte auch Pläne für den Ausbau des Stammlagers zu größten KZ des Deutschen Reiches.

Franz Ehrlich (1907-1984) war aktiver Antifaschist in Leipzig. Nach mehrjähriger Zuchthausstrafe, wurde er ab 1937 im KZ Buchenwald inhaftiert, wo er Zwangsarbeit im Baubüro leisten musste und, wie er sich nach dem Krieg selbst bezeichnete, »Designer für die Häftlingszwangsarbeit« wurde. Unter anderem entwarf er das Tor des Gefangenenlagers im KZ Buchenwald mit der Inschrift »Jedem das Seine«. 

Ehrlich agierte in der »Grauzone« (Primo Levi), auf dem schmalen Grat zwischen Lagerwiderstand und Kollaboration. Nach seiner Entlassung aus dem KZ 1939 arbeitete er erst weiter im Baubüro Buchenwald, bevor er Anfang 1941 als zivilangestellter Gestalter in die Berliner SS-Bauzentrale wechselte.

Dr. Jens-Uwe Fischer ist Historiker und forscht vornehmlich zur Rolle und Bedeutung von Gestaltung, Architektur und Design in Geschichte und Gegenwart – und konzipiert und entwickelt innovative Bildungs- und Vermittlungsformate, die im Grenzbereich von Wissenschaft und Kunst, Gesellschaftskritik und Gestaltung agieren.

Der Vortrag findet im Rahmen des designwissenschaftlichen Seminars „Über das Problem instrumenteller Designpraxis in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" von Mara Recklies im Sommersemester 2025 statt. Er ist jedoch hochschulöffentlich – alle Interessierten sind herzlich willkommen.