800 WATT
Ästhetik des Wandels
Balkonkraftwerke – kleine, steckfertige Photovoltaikanlagen – ermöglichen es Privatpersonen, aktiv und niedrigschwellig an der Energiewende teilzunehmen. Ein Solarmodul am Balkon, ein Anschluss an die Steckdose – schon wird der eigene Kühlschrank mit Sonnenenergie betrieben. Es ist eine der demokratischsten Formen nachhaltiger Energiegewinnung.
Trotz ihres Potenzials sind Balkonkraftwerke bislang rein technisch gedacht: Die aktuell verfügbaren Produkte sind preiswert und funktional, aber kaum gestaltet. Sie fügen sich selten harmonisch in urbane, private oder architektonische Umgebungen ein. Statt als kulturell bedeutungsvolles Objekt oder bewusst gewähltes Konsumgut aufzutreten, bleiben sie visuell austauschbar – und damit für viele potenzielle Nutzer*innen unattraktiv.
In diesem Projekt entwickeln wir Balkonkraftwerke, die nicht nur Strom erzeugen, sondern auch ästhetisch überzeugen. Unser Ziel ist es, neue Gestaltungskonzepte für PV-Module zu entwerfen, die sowohl funktional als auch formschön sind – Produkte, die gerne gezeigt und bewusst gewählt werden. Ob als Teil der Fassade, als Sichtschutz, Gestaltungselement oder Ausdruck einer Haltung!
Im Jahr 2024 hat sich die Zahl der Balkonkraftwerke fast verdoppelt. Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) geht davon aus, dass vor Kurzem das einmillionste Stecksolargerät in Betrieb genommen wurde.
Grund für den Boom: Die Regelungen wurden von der Politik deutlich vereinfacht: So hat die Ampelregierung zum Beispiel beschlossen, dass Vermieter*innen in der Regel solche Anlagen erlauben müssen. Auch ist die Anmeldung vereinfacht und die maximale Leistung der Anlage erhöht worden. Je nach Ort und Anbringung können nun pro Haushalt und Jahr bei aktuellen Strompreisen zwischen 100-200 Euro gespart werden.
Wichtiger noch: Balkonkraftwerke sind für viele Menschen initialer Berührungspunkt für das Thema Energiewende und können damit zu langfristigen, dringend nötigen Gewohnheitsänderungen führen. Das Potenzial der Balkonkraftwerke geht also weit über die reine Stromgewinnung hinaus.
Ziel
Im Projekt 800 Watt entwickeln wir innovative Gestaltungskonzepte für Balkonkraftwerke, die über rein technische Funktionalität hinausgehen.
Ziel ist es, ästhetisch anspruchsvolle, ressourcenschonende und in den jeweiligen Kontext integrierbare Lösungen zu entwerfen, die als sichtbares Zeichen nachhaltiger Gestaltung wirken.
Vorgehensweise
- gemeinsame Analyse bestehender Produkte und Hersteller
- Inspiration anhand relevanter Gestalter*innen und Studios, die in verwandten Feldern arbeiten – als kritischer Bezugsrahmen für die eigene gestalterische Positionierung
- Verortung der Balkonkraftwerke als Teil der Energiewende und innerhalb der komplexen Zusammenhänge des aktuellen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Wandels
- Recherche und Hands-on-Workshops zu Materialität, Herstellung und gesetzlichen Rahmenbedingungen
- Identifikation verschiedener Nutzer*innen und und Exploration möglicher Anwendungskontexte – auch anhand partizipativer Formate
- Entwicklung eigener Nutzungs- und Produktszenarien
- Entwurf eines Gestaltungskonzepts
- Entwicklung und Erprobung anhand von Modellen und Prototypen
- Darstellung des Produkts als gestaltetes Kulturobjekt
Das Projekt wird durch entsprechende Vorträge, Inputs und Exkursionen mit inter- und transdisziplinärem Bezug begleitet.
Kompetenzen
Im Projekt werden Kompetenzen in den Bereichen nachhaltige Produktgestaltung mit einer systemischen Sichtweise, Material- und Technologiekonzeption und interdisziplinärer Kommunikation gefördert.
Partner: Fraunhofer CSP in Halle (Saale)
Das Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik CSP ist ein herausragendes Forschungs-institut im Bereich der Entwicklung, Herstellung und Prüfung von Solarzellen und Solarmodulen. Am CSP können nicht nur bestehende Technologien untersucht, sondern auch neue Zellen und Module mit alternativen Materialkombinationen, speziellen Formen oder anderen Schichtaufbauten entwickelt, aufgebaut und getestet werden.
Die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer CSP als wissenschaftlicher Partner ermöglicht uns praxisnahe Einblicke in die industrielle Fertigung und zukunftsweisende Möglichkeiten.
Exkursion
Eine Exkursion in Semesterwoche 0 ist in Planung. Möglich sind u.a. Besuche
der Ausstellung WE/TRANS/FORM – ZUR ZUKUNFT DES BAUENS in der Bundeskunsthalle Bonn und des Büros Transsolar.
Voraussetzung
Die Teilnahme an dem Seminar Material | Technologie vom 29.9.-2.10.2025 ist verpflichtend für dieses Projekt, um Einblicke in relevante Materialien und Fertigungsweisen zu erhalten.