Guido Englich im Gespräch mit Sara Burkhardt (2017)
über Strategien in Designprozessen, Didaktik in der Design-Bildung
und das „Design of Design Education”
design of design education
oder lehrformen entwerfen für das training von entwurfsprozessen
das am fachbereich design der Burg Giebichenstein im studiengang industriedesign seit 2004 neu eingerichtete lehrgebiet „strategische produkt- und konzeptentwicklung” verbindet den vorgang des entwerfens mit konzeptionsbildenden werkzeugen und handlungsfeldern.
es vermittelt methoden, strategien und szenarien für den gestaltungs- und produktplanungsprozess und zielt wesentlich auf die bildung eines erweiterten repertoires von entwurfswerkzeugen für die bearbeitung unterschiedlichster designaufgaben.
im focus: der entwurfsprozess
das lehrgebiet thematisiert den entwurfsprozess zwischen den koordinaten beobachtung/interaktion/konzeption – simulation/versuchsaufbau/prototyping – strategie/realisierung/implementierung.
beobachtung / interaktion / konzeption
steht hier für den entwurfseinleitenden prozess der wahrnehmung und beobachtung, der interpretation und des spekulierens, der hypothesenbildung und des schnellen reagierens und interagierens im sinne eines adhoc-umsetzens und dem unvoreingenommenen sprung in die sache.
simulation / versuchsaufbau / prototyping
von der simulation als raffiniert abstrahierter veranschaulichung und vorvollzug des angestrebten zieles über den versuchsaufbau als mittel zur intervention und interaktion bis zum prototyping werden die jeweiligen entwurfs- und erkenntnisstadien erfahrbar, probierbar und diskutierbar gemacht – als techniken zur selbstverständigung wie zur kommunikation.
strategie / realisierung / impementierung
steht hier für die suche und anwendung von ressourcen und wegen zur verwirklichung und durchsetzung sowie der moderation der wechselwirkungen mit personen und strukturen bei der realisierung.
moderation und teamarbeit als teil der lehre
teamkompetenz und fähigkeit zur moderation sind heute unverzichtbare bestandteile eines trainings für gestalter, die sich auf arbeitsweisen in interdisziplinären netzwerken vorbereiten. teamprozesse brauchen organisationsformen und spielregeln, die zu entwickeln und zu üben, im lehrgebiet als zentrale aufgabe angesehen wird.
studienziel
die mit fortschritt des lehrprogramms wachsende kenntnis konzeptioneller und methodischer vorgehensweisen beim entwerfen (repertoirebildung), sowie die zunehmende fähigkeit die eigenen techniken und methoden zu reflektieren und zu dokumentieren …
… soll als bildungsziel gestalter_innen prägen, die in der lage sind, aus einem reichen repertoire von methoden jeweils die geeigneten für die bearbeitung unterschiedlichster fragestellungen zu wählen, miteinander zu vernetzen, nach notwendigkeit zu transformieren oder angemessene methoden selbständig zu entwickeln und anzuwenden …
berufsbild
kaum eine profession ist so eng mit gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und technologischen entwicklungen verknüpft wie die der designer – vorausgesetzt, dass sie sich in ihrem selbstverständnis als anreger, moderatoren, ins-bild-setzende und umsetzende von grundsätzlich innovativen und auf wandlung zielenden prozessen begreifen.
so ist das berufsbild des designers selbst einem anhaltenden entwicklungsprozess ausgesetzt, der in der lehre – will sie nicht den realitäten hinterherhinken, sondern zukunft antizipieren – vorgedacht und initiiert werden muss.
die trennung in spezialdisziplinen wird in der beruflichen realität kaum noch abgefragt. die chancen für einen professionellen einstieg bzw. besser: die chancen für den ein- und umstieg in einen selbst zu definierenden handlungsraum als gestalter steigen mit der fähigkeit, ein umfängliches repertoire an gestaltungsmethoden und umsetzungsstrategien den jeweiligen problemfeldern anzupassen bzw. aufgaben und angebot selbständig und beständig (weiter) zu entwickeln.