Lehrangebot

Werkbundgeister statt Werkbundgeist. Ein kritisches Nachspüren

Die unruhige Geschichte des Deutschen Werkbunds beginnt 1907 mit folgenden Zielen: »Veredelung der gewerblichen Arbeit im Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk, durch Erziehung, Propaganda und geschlossene Stellungnahme zu einschlägigen Fragen« (§2 der Satzung). Im Anschluss passiert so einiges, was fester Bestandteil des Kanons der modernen Designgeschichte werden sollte und bis heute im alltäglichen Gebrauch von Dingen und Räumen mitschwingt. Als gestaltende Forscher*in, beziehungsweise forschende Gestalter*in kommt man demnach auch gegenwärtig um den Deutschen Werkbund nicht herum.

In diesem Seminar werden wir uns der Wirkung des Deutschen Werkbunds mehrschichtig nähern:

In einem ersten Abschnitt wollen wir den Geistern nachspüren, die seine Gründung hervorgerufen haben und die mit nationalistischen, rassistischen, patriarchalen und kolonialen Einstellungen einhergingen. Um jene auch in scheinbar emanzipatorischen und sozialen Ansätzen des Werkbunds zu identifizieren, werden wir uns mit einer Auswahl von Schriften einiger Werkbund-Protagonist*innen vor und nach dem 1. Weltkrieg beschäftigen. Insbesondere Aníbal Quijanos Konzept der „kolonialen Matrix der Macht“ wird uns dabei helfen, diese textbasierten Erzeugnisse des Werkbunds nicht nur als lokal verankerte „Kinder ihrer Zeit“ zu verstehen, sondern als Teil struktureller, bis heute andauernder Machtverhältnisse.

In einem zweiten Abschnitt werden wir uns mit der Materialisierung dieser und weiterer Geister in zwei Gebäuden beschäftigen, denen in der Werkbundrezeption bis jetzt wenig Aufmerksamkeit zugekommen ist, auch wenn der Kontext ihres Erscheinens — die Kölner Werkbundausstellung von 1914 — in der Designgeschichte einen prominenten Platz einnimmt. Es handelt sich um das „Haus der Frau“ und das „Koloniale Gehöft“.  Wir werden uns die Frage stellen, wie wir diesen Architekturen begegnen können, welcher Dialog zwischen ihnen entstehen kann und wie in ihnen neben offensichtlicher Abgrenzung möglicherweise auch Begegnung gestaltet wurde.

Teil dieses Seminars ist eine Exkursion in das Werkbund-Archiv (Berlin).

 

Lern- und Qualifikationsziele BA und MA: Um die Lern- und Qualifikationsziele zu erreichen, werden vorzugsweise Gruppenpräsentationen in Referatsform (oder vergleichbar) erwartet. Eine zusätzliche schriftliche Hausarbeit kann nach Absprache erarbeitet werden. Sie umfasst in der Regel ein Volumen von bis zu 10 Seiten.

Lern- und Qualifikationsziele MA Design Studies: Um die Lern- und Qualifikationsziele zu erreichen werden neben der verpflichtenden Präsentation in Referatsform (oder vergleichbar) eine zusätzliche, schriftliche Hausarbeit erwartet. Sie umfasst in der Regel ein Volumen von bis zu 20 Seiten.