Präsentationsvideo
Sandige Partie
Ein Schachspiel aus Sand mit historischen Bezug auf den Standort
– Lion Sanguinette –
Mit der Fragestellung: „Auf welchem Boden stehen wir“ gehe ich auf den Strand eines kleinen Ostsee-Hafens namens Rerik ein. Trotzdem die Strandbesucher zu DDR-Zeiten bei guter Sicht den Westen sehen konnten, war dieser für sie unerreichbar bzw. bei einem Fluchtversuch ein Spiel mit dem Tod oder Gefängnis.
Mit der Schach-Installation am Ufer der Steilküste möchte ich mit dem generationsübergreifenden Strategie-Spiel an die Bedeutung erinnern, die der Ostsee-Strand zu Zeiten der Mauer für die DDR-Bürger hatten.
Die Figuren des Schachspiels bestehen aus dem Sand dieses Strandes und wurden mit Casein gehärtet. Sie stellen Figuren oder Gegenstände dar, die heute oder damals an diesem Strand verweilten aus unterschiedlichsten Gründen.
Die Intention der Installation ist, mit Urlaubern und Besuchern des Strandes ins Gespräch zu kommen und die Geschichte durch Gespräche und gemeinsames Spiel lebendig zu erhalten.
Ostseebad Rerik - eine Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern.
Im Sommer genießen die Touristen hier Sonne, Meer und Strand - im Winter ein verschlafenes Fischerörtchen. Zur Hochsaison herrscht am Strand ein regelrechter Tumult, der Sand ist gepflastert mit Handtüchern, alle Strandkörbe sind belegt und in der Ostsee wird geplanscht.
Bei dem ganzen Badespaß wird sich oft nicht mit dem historischen Kontext auseinander gesetzt. Dieser erzählt eine besondere Geschichte.
Mit der Leitfrage des Semesters: “Auf welchem Boden stehen wir eigentlich?” möchte ich, bezogen auf den Standort, auf den starken Kontrast zwischen Vergangenheit und Gegenwart eingehen. Auf welchem Sand stehen die Menschen hier eigentlich?
Experten schätzen, dass es zwischen dem Bau der Mauer im August 1961 und dem 9. November 1989 mindestens 5600 Fluchtversuche über die Ostsee nach Westdeutschland oder Dänemark gab.
Von hier, dem Strand von Rerik, kann man bei guter Sicht Fehmarn und sogar Dänemark sehen. Das damalige “Drüben” -ein Sehnsuchtsort für freiheit strebende DDR-Bürger- schien zum Greifen nah, wenngleich durch viele Kilometer See getrennt.
Die “Flüchtigen”, wie sie von der DDR-Obrigkeit genannt wurden, versuchten es teilweise schwimmend, mit Luftmatratze, selbstgebauten Surfboards oder im Winter 1962 über das Ostsee-Eis mit dem Fahrrad. Es wurden allerlei Antriebskonstruktionen gebaut, alles mit einfachsten Mitteln.
Viele der Versuche scheiterten, Grenzsoldaten patrouillierten zu Land und zu Wasser, manche tauchten einfach nie wieder auf.
Meine Idee ist es, mit einer Installation am Standort Parallelen zur vergangene Zeit herzustellen und Interesse zu wecken. Als Medium der Zeiten habe ich dafür das Schachspiel gewählt. Die bis zu 48 cm hohen Figuren aus Sand (durch Casein gehärtet) laden zur Interaktion mit anderen Strandbesuchern ein, machen durch ihre Formgebung auf die Vergangenheit aufmerksam und wecken Interesse zur Nachforschung. Das Feld kann einfach in den Sand gezeichnet werden. Die eine Seite des Schachsets tritt als die Vergangenheitsform des Strandes an, die andere vertritt das gegenwärtige Geschehen der Urlauber. Die Formgebung ist dabei entscheidend. Die Figuren führen mit sich, was auch die Menschen an diesem Ort mit sich führen, bzw. geführt haben. Sei es das Fernglas eines Grenzsoldaten (Vergangenheit), die Sandschippe eines Kindes (Gegenwart) oder Schwimmflossen eines/r Geflüchteten (Vergangenheit).
Durch das Spielen am Strand sollen Gespräche mit Freunden oder auch Fremden angeregt werden. Was für eine Bedeutung haben diese Figuren? Warum stehen sie an diesem Ort? Warum stehen sie sich gegenüber?
Das Spiel eignet sich außerdem, da es oft als Parabel auf das menschliche Leben gesehen wird, man muss Mut für Entscheidungen haben, sonst verliert man direkt.
Gleichzeitig müssen die eigenen Pläne Hand und Fuß haben.
Auch wird in gewisser Weise ein Konflikt zwischen Vergangenheit und Gegenwart dargelegt. Man kann niemandem aufzwingen, sich während des Urlaubes mit der Kultur und Geschichte des bereisten Ortes auseinander zu setzen. Trotzdem ist es wichtig, erfahrbar zu machen, was sich hier bis vor 32 Jahren abspielte.
Ort der Inspiration:
Rerik
Material:
Sand + Casein
Verfahren der Herstellung:
- Positivform: 3D Druck (PLA)
- Negativform: Tiefziehen (PVC, 0.3mm)
- Sand wird in Negativform gepresst
Zeitliche Komponente:
2,5 Wochen (Dauer eines Sommerurlaubs)
Ort der Inspiration:
Rerik
Material:
Sand + Casein
Verfahren der Herstellung:
- Positivform: 3D Druck (PLA)
- Negativform: Tiefziehen (PVC, 0.3mm)
- Sand wird in Negativform gepresst
Zeitliche Komponente:
2,5 Wochen (Dauer eines Sommerurlaubs)