Geschichte der Burg Gebichenstein Kunsthochschule Halle

Von den Anfängen bis zur Gegenwart

1958 – 1989
Die offizielle Anerkennung als Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle – Burg Giebichenstein ist verbunden mit der planvollen und konzentrierten Einrichtung immer breiter gefächerter Designabteilungen. Die burgeigene Verwurzelung in der Werkkunst und die Ideen der Ulmer Hochschule nutzend, prosperiert die Industrieformgestaltung Dank des rasanten Aufschwungs der ostdeutschen Industrie bis weit in die siebziger Jahre. Da postmoderne Einflüsse unter planwirtschaftlichen Bedingungen ohne Bedeutung sind, ist das Design von der Funktionalismuskritik der 1980er Jahre wenig berührt. Die Einschränkungen in der Bildenden und Angewandten Kunst werden in der Phase relativer Liberalisierung der Kulturpolitik nach 1970 teilweise aufgehoben. Doch es bleiben bis zum Ende der DDR die geforderten sozialistischen Inhalte der Kunst nahezu uneingeschränkt an Tafelbild und figürliche Skulptur gebunden, mit entsprechend weitreichenden Folgen für die Ausbildung an den Akademien und Hochschulen. Die Burg profiliert sich mit ihrer theoretisch fundierten und praxisnahen Lehre neben der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee als einflussreichste Ausbildungsstätte für Designer und wirkt mit der Ausbildung in den Fachrichtungen der angewandten Kunst bestimmend für die besondere künstlerische Qualität des Kunsthandwerks in der DDR.

1958

Umbenennung in Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle – Burg Giebichenstein; die Hochschule ist damit selbstständig und dem Ministerium für Kultur der DDR unterstellt; die Anordnung über ihre Bildung gewinnt Gesetzeskraft zum 1. September 1961; Schließung der Klasse für Bucheinband

1964
der Formgestalter Erwin Andrä wird Rektor (bis 1971); die Ausbildung wird auf die verschiedenen Bereiche der Formgestaltung konzentriert; die bildkünstlerischen und werkkünstlerischen Fachrichtungen werden eingeschränkt; aus den werkkünstlerischen Abteilungen Keramik und Textil werden spezialisierte Designrichtungen ausgegliedert: Textildesign (1968) und Gefäßgestaltung (1970); die Architekturklasse ändert als Möbel- und Ausbaugestaltung ihr Profil; die Zusammenarbeit mit der Industrie wird weiter entwickelt: 1980 nennt allein das Fachgebiet Gefäßgestaltung 15 Industrie- und Entwicklungsbetriebe als Kooperationspartner

1965
Gründung des Fachgebiets Spielmittelgestaltung; die Hochschule bildet nun auch Diplom-Formgestalter im Fernstudium aus; es beginnt der administrative Anschluss von später zeitweilig bis zu fünf Industriebetrieben bzw. Manufakturen als Verband der Produktionsbetriebe (bis 1990), mit dem Ziel, die gestalterische Qualität der Erzeugnisse der Betriebe zu erhöhen und die praxisnahe Ausbildung der Hochschule zu verbessern

1967
die neue inhaltliche Orientierung bewirkt eine neue Struktur, die Fachgebiete werden in Sektionen (mit häufig wechselnden Bezeichnungen) vereint: Gestalterisch-künstlerische und Wissenschaftlich-technische Grundlagen, Produkt und Umweltgestaltung im Bereich der Produktion, Produkt- und Umweltgestaltung im Bereich des Wohn- und Gesellschaftsbaus; die im Institut für Werkkunst vereinten Lehrstühle werden 1973 als Sektion Bildende und Angewandte Kunst in dieses Modell integriert; Eröffnung des der Burg gegenüber gelegenen neuen Lehrgebäudes (Weiße Haus) für die formgestalterischen Bereiche und das Rektorat

1970
das Fachgebiet Metallgestaltung, zuletzt als Institut für Metallgestaltung geführt, wird in die drei selbstständigen Ausbildungsbereiche Schmuck, Email und Metall getrennt; Metall und Email werden 1981 wieder in einem Fachgebiet vereint

1971

der Dipl.-Industriedesigner Paul Jung wird Rektor (bis 1987)

1972
die als „Angewandte Kunst“ eingeschränkten Ausbildungsmöglichkeiten in Grafik, Malerei und Plastik werden aufgehoben; in der Unterburg Giebichenstein beginnen umfangreiche Instandsetzungs- und Rekonstruktionsarbeiten

1974
Glasgestaltung und Grafik werden als von der Malerei getrennte selbstständige Fachgebiete eröffnet

1975

zur Intensivierung der praxisnahen Ausbildung, vor allem von Kontakten zur Industrie, wird eine Gruppe Forschung und Entwicklung gegründet; das Fachgebiet Arbeitsumweltgestaltung wird als selbstständige Ausbildungsrichtung etabliert; der Gustav-Weidanz-Preis für Plastik wird erstmals vergeben; die Hochschule beginnt, die Gebäude im Gelände Neuwerk 7 zu nutzen, 1985 werden hier ein neues Lehrklassengebäude und 1999 ein neues Werkstattgebäude errichtet

1976
Gründung der Abteilung Theorie und Methodik der Industrieformgestaltung; die konzentrierten Bemühungen um die Designtheorie finden ihren nachhaltigsten Niederschlag in den seit 1977 kontinuierlich veranstalteten Designwissenschaftlichen Kolloquien; Beginn der theoretischen, später auch praktischen Beschäftigung mit Fragen des rechnergestützten Designentwurfs

1978
Wiedereinrichtung der Fachgebiete Gebrauchsgrafik und Bucheinband; die ehemalige Werkstatt von Otto Dorfner in Weimar wird dem Fachgebiet Bucheinband als Lehrwerkstatt und zugleich Produktionsstätte angeschlossen

1987

der Dipl.-Formgestalter Jochen Ziska wird Rektor (bis 1989)1988Eröffnung des Fachgebietes Mode