Die Ausstellung „ghost poem“ zeigt vom 3. Juli bis 24. August 2025 künstlerische Positionen von Studierenden der Klasse Textile Künste der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle in der Galerie Villa Grisebach in Berlin.

Die Ausstellung „ghost poem“ zeigt vom 3. Juli bis 24. August 2025 künstlerische Positionen von Studierenden der Klasse Textile Künste der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle in der Galerie Villa Grisebach in Berlin.
Subtil, zeichenhaft und poetisch vereint die Ausstellung ghost poem 22 Positionen der Klasse Textile Künste von Prof. Caroline Achaintre. Die gezeigten Arbeiten bewegen sich zwischen mystischer Körperlosigkeit und der Personifizierung alltäglicher Gegenstände, erzählen von flüchtigen Erscheinungen und vom Unheimlichen im Alltäglichen.
Die Arbeiten verbindet auch der Ort ihres Entstehens - das Gemeinschaftsatelier im obersten Stockwerk der ehemaligen Papierfabrik ‘Hermes’ in Halle (Saale). Durch die schrägen Dachfenster fühlt man sich der Witterung seltsam nah, beinahe verstärkt wirken Wind und Regen, und wenn doch einmal Stille einkehrt, knarrt es in unbekannten Ecken. Ein Flüstern in Fäden, ein Schatten gesponnen - was bleibt spürbar, wenn nichts sichtbar ist?“
Die Studierenden der Klasse Textile Künste fragen sich: „Was bedeutet es, durch eine Welt bei Dunkelheit zu navigieren, was kann uns dabei leiten, welche Erinnerungen tragen, halten und prägen uns? Unsere Körper als Träger von Geschichten, unser Blick als Portal, auf der Suche nach Momenten, in denen sich aus scheinbar Ungreifbarem etwas abzeichnet.
Die Ausstellung in der Villa Grisebach ist vom 4. Juli bis zum 24. August 2025 zu sehen. Interessierte sind herzlich zur Vernissage am Donnerstag, den 3. Juli 2025, 18 Uhr eingeladen.
Marie Lou Strauß arbeitet aus der Zeichnung heraus. Linien werden in Draht gebogen und treten als fragile, tastbare Spuren im Raum in Erscheinung. Dabei sind die Linien nicht als klare Grenze oder abgeflossene Form zu verstehen, sondern als Übergang. Sie werden zu Wegen, zu Beziehungen, zu Berührungen im Raum. Sie setzen an, lassen aus, und erzeugen Sinn genau dort, wo nichts geschlossen ist, sondern etwas geschieht.
Eunsoo Cho setzt sich mit komplexen Gefühlen, die sich kaum in Worte fassen lassen, auseinander. Ihre Arbeiten entstehen vor allem im Prozess des Webens. Die ausgestellte Arbeit basiert auf dem Gefühl unkontrollierbarer Angst. In der Angst steckt aber noch mehr: Nervosität, Spannung, Erwartung und Leere. Die Installation besteht aus bunt eingefärbten, verwobenen Fäden. Sie greifen in den Raum, teils gewebt, teils gelöst. Ihre Form ist flüchtig und ohne klare Grenzen.
A Group von Mona Olbrechts besteht aus Tusche-Malereien auf Papier. Diese rollt, faltet und setzt sie zu Figuren und Objekten zusammen. Sie stehen, warten, drehen sich voneinander weg oder suchen Nähe. Diese eingefrorenen Interaktionen verweisen auf Momente, die wir kennen - und verbleiben doch außerhalb unserer Reichweite. Eine Schnauze, ein Torso, ein Halsband, ein Fuß. Oder vielleicht etwas anderes? ‘A Group’ öffnet ein Fenster in eine andere Welt.
Ein schwarzes Rauschen, in das sich farbige Pixelwolken mischen, bildete den Ausgangspunkt für die Arbeit Nacht von Lynn Gerstmair. Dabei hat sie mithilfe des halbautomatischen Jacquard-Webstuhls digitale Bildpunkte in gewebte Bindungspunkte übersetzt. Daraus ist eine Serie gewebter Bilder entstanden, deren sinnliches Erleben an die Nacht erinnert. Wobei es einen Moment dauert, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben und die Umrisslinien der Bäume greifbar werden.
Wenn du ein Auge im Nacken hättest, wie würde die Welt durch dieses Auge aussehen? Dieses Szenario bildet den Ausgangspunkt der Videoarbeit SEES von Hae Rim Oh. Mit einem dritten Auge geboren, sieht sie die Welt ein wenig anders aus. Doch diese Einzigartigkeit hat sie lange geplagt, und sie steht an einem Scheideweg: Soll sie es entfernen lassen oder behalten? Was würde es in unserem Alltag verändern, ein drittes Auge zu haben, mehr sehen, mehr wahrnehmen und mehr wissen zu können?
Joanna Zvonars Arbeit (1999–2007) ist ein transluzentes Gewebe aus Nylon, die den Grundriss einer Wohnung in ein körperhaftes Objekt transformiert. Der Raumplan zeigt sich dezent im Gewebe – fast flüchtig – und lässt dabei gleichzeitig den realen Raum hinter der Arbeit sichtbar. Die losen Kettfäden am unteren Rand des Textils reichen bis zum Boden, einige davon sind zu Zöpfen geflochten und werden von Backsteinen beschwert. Die Fäden liegen frei auf dem Boden und wirken wie Haare, an denen gezogen wird. Zvonars Arbeit zeigt den Wohnort als durchlässige, zweite Haut, die als sinnlich erfahrbares Objekt zwischen Raum, Körper und Erinnerung steht.
Caroline Achaintre, Marlene Bonamy, Silke Berg, Ezra Breitschaft, Eunsoo Cho, Ollie Gandul, Lynn Gerstmair, Seolhyun Kyung, Ida Charlotte Kuhfß, Leon Mattes, Emma Louise Meyer, Mona Olbrechts, Hae Rim Oh, Ina Panknin, Carolin Rüllich, Melanie Schulz, Jaehui Song, Marie Lou Strauß, Daniela Trabold, Ilva Valtere, Sunyoung Yoon, Joanna Zvonar
Ausstellungsdauer: 4. Juli bis 24. August 2025
Eröffnung: Donnerstag, 3. Juli 2025, 18 bis 20 Uhr
Ort: VILLA GRISEBACH, Berlin
Öffnungszeiten: Mo-Fr, 10 – 18 Uhr
Eintritt: Der Eintritt ist kostenfrei.
Veranstaltung: NixNoies – Konzert zur Vernissage am 3. Juli, 19 Uhr
Finissage: 24. August 2025
Raumkonzept: Ilva Valtere, Daniela Trabold, Ezra Breitschaft, Ina Panknin
Grafik, Plakat und Flyer: Haerim Oh, Guehyun Lee
Weitere Informationen: www.instagram.com/klassetextilekuenste
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Donnerstag, 3. Juli 2025
18 – 20 Uhr
Mo – Fr
10 – 18 Uhr
Freier Eintritt
NixNoies - Konzert zur Vernissage am 3. Juli, 19 Uhr
Ilva Valtere, Daniela Trabold, Ezra Breitschaft, Ina Panknin
Haerim Oh, Guehyun Lee