Auszeichnung

Priska Engelhardt erhält die Laudation für den marehalm ART award 2025

Priska Engelhardt (*1994) studiert seit 2022 Bildhauerei/Keramik an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle; 2021 schloss sie ihren Bachelor of Fine Arts an der Hochschule für bildende Künste Hamburg ab.
Ihre künstlerische Praxis ist geprägt von einer Faszination für Systeme, Codes und Alltagsgegenstände, die sie in archivartigen Strukturen sammelt und ordnet. In ihrer recherchenbasierten Auseinandersetzung mit Themenkomplexen wie zwischenmenschlichen Beziehungen, Tier-Mensch-Verhältnissen, popkulturellen Phänomenen und ihrem eigenen emotionalen Erleben entstehen skulpturale, meist modulare Formen.
Die Arbeit I love you, but... (2025) orientiert sich formal an alltäglichen Abflusssystemen – technischen Infrastrukturen, die meist unsichtbar im Hintergrund operieren, aber essenziell für das Funktionieren unseres Alltags sind. In einer modularen, offen angelegten, labyrinthartigen Struktur mit linearen und verzweigten Achsen lässt sich die Skulptur als Sinnbild für Beziehungssysteme
lesen: ein Geflecht aus Anpassung, Rücksichtnahme, (unausgesprochenen) Erwartungen und der ständigen Notwendigkeit von Instandhaltung. Diese emotionale, kommunikative und strukturelle Leistung verteilt sich häufig ungleichmäßig innerhalb von Beziehungen – mit Spannungen, Brüchen oder Stillstand als Folge. Engelhardt verweist auf die Fragilität solcher Systeme – sowohl auf technischer als auch auf emotionaler Ebene. Beziehungen geraten, wie auch Abwassersysteme, oft erst dann in den Fokus, wenn sie nicht mehr funktionieren: wenn etwas verstopft, bricht oder in einer Sackgasse endet.
Die Kombination industrieller HT-Rohre mit fragilen Keramikfragmenten macht die Spannung zwischen Funktionalität und Dysfunktionalität auch formal sichtbar. Gleichzeitig ermöglicht sie eine flexible, ortsspezifische Installation – wandelbar, in Bewegung und verletzlich, wie auch zwischenmenschliche Beziehungen selbst.