Lehrangebot

Creatio ex Machina. KI-Generierte Kultur

ChatGTP, Midjourney, Dall-E oder Stable Diffusion sind aktuell die wohl populärsten digitalen Werkzeuge, die maschinelles Lernen verwenden, um beeindruckende mediale Inhalte zu generieren. Maschinelles Lernen, (umgangssprachlich unter künstlicher Intelligenz verbucht) ist unter Designschaffenden kein vollkommen neues Werkzeug. Durch die sprunghaft verbesserte Qualität der Erzeugnisse und die Zugänglichkeit für eine breitere Öffentlichkeit werden sie aber unter Designschaffenden und Designstudierenden nun kontrovers diskutiert. Während die einen ihr kreatives, gestalterisches Potential erweitert sehen und die neuen Werkzeuge pragmatisch in ihrer Praxis erproben, fürchten andere den Verfall des künstlerischen Schaffens und den Wegfall von Aufträgen und Arbeitsplätzen.

Fakt ist, dass KI bereits in zahlreichen kommerziellen Anwendungen integriert ist an vielen gestalterischen Prozessen beteiligt ist, doch erst durch Interfaces wie chatGPT ist diese Entwicklung auch öffentlich wahrnehmbar geworden. Es ist davon auszugehen, dass diese Entwicklung fortschreitet, Den jüngsten Anwendungen im Bereich von KI wird dabei das Potential zu gesprochen, die Arbeitswelt insbesondere in der Kreativwirtschaft grundlegend zu transformieren. Was heißt das für das Design als Teil der Creative Industries? Was heißt das für die Designpraxis und -ausbildung? Was bedeutet es für die Lehre an einer Kunsthochschule? Wo verschieben sich Kompetenzbereiche? Welches Wissen und welche Skills werden in Zukunft wichtig? Welchen Einfluss haben KI-Technologien auf tradierte Vermittlungs- und Prüfungsformate?

Im theoretischen Diskurs ist von Disruption noch wenig zu spüren. Hier wird KI als Teil einer längeren Kulturtechnikgeschichte des Menschen verhandelt, in der kognitive Aspekte des Menschseins seit jeher formalisiert nach außen verlagert werden. Dass auch Kreativität im Sinne einer distributed creativity immer weiter auf menschliche und nicht-menschliche Akteure verteilt gedacht werden muss, ist nicht neu, wirkt aber im Lichte gegenwärtiger technologischer Entwicklungen umso offensichtlicher. Handelt es sich bei KI um ein weiteres Kapitel einer Exteriorisierung des Geistes? Wie verändert sich dann aber die Rolle von Gestalter*innen?

Das Seminar nimmt KI zunächst als Teil einer skizzierten Kulturtechnikgeschichte des Menschen in den Blick. Hierfür schauen wir uns die Wurzeln der heutigen KI-Programme an und gehen der Frage nach, was die strapazierten Begriffe „intelligent“ und „kreativ“ innerhalb einer Geschichte der Computerisierung eigentlich bedeutet haben. Anschließend nähern wir uns kritisch den aktuellen Entwicklungen im Bereich der computational creativity. Dabei sprechen wir auch über ethische und rechtliche Aspekte, beispielsweise über die Gefahr des Bias durch Trainingsdaten, in denen Formen der Diskriminierung reproduziert werden, und über immaterielle, unterbezahlte und häufig unsichtbare Arbeit bei der Entwicklung von KI-Tools. Die infrastrukturellen Bedingungen von KI müssen dabei stets mitgedacht werden. Denn damit die breite Masse KI Tools einsetzen kann, müssen große Rechen- und Speicherkapazitäten zur Verfügung gestellt werden, was wiederum mit einem enormen Ressourcenverbrauch einhergeht. Und nicht zuletzt sind Fragen des Urheberrechts für professionelle Gestalter*innen und Künstler*innen, die von ihrer Früchte Arbeit leben müssen, von buchstäblich existentieller Bedeutung.