Lehrangebot

3D — Fermentieren - Rematerialisieren, 6. SW Wintersemester 25-26

Sauerteig ist nicht nur ein Medium, um Teig aufgehen zu lassen – er ist ein lebendes Ökosystem, das von der lokalen Umgebung, dem Mehl, dem Wasser und den Händen, die ihn berühren, geprägt wird. Mikroorganismen, die in Sauerteigstartern enthalten sind, sind komplexe Interspeziesgemeinschaften, die neben Lebensmitteln auch zur Herstellung von Medikamenten oder Materialien genutzt werden können.

Jüngste Forschungen zeigen, dass die mikrobielle Vielfalt im Darm unsere Stimmung, psychische Gesundheit, unser Gedächtnis und sogar unser Sozialverhalten beeinflussen kann. Fermentation kann als Dialog zwischen unterschiedlichen mikrobiellen Spezien und uns - die wir mehr auf sie, als sie auf uns angewiesen sind, gesehen werden. In diesem Workshop wird Sauerteig sowohl zur Methode als auch zur Metapher für die Pflege von post humanen Beziehungen.

Gemeinsam werden wir das Mikrobiom und sein ästhetisches sowie kulinarisches Potenzial unterschiedlicher Orte in Halle erkunden.

Das Arbeit mit Hefen, Essigsäure- und Milchsäurebakterien wird uns helfen zu verstehen, wie Mikroorganismen mit Insekten, anderen Tieren, uns, unserer Haut, unserer Verdauung und sogar unserem Gehirn interagieren. Wir werden das Medium Brot nutzen, um ein multisensorisches Erlebnis zu schaffen, welches diese Mikroben würdigt und ihre Beziehung zu uns in den Mittelpunkt stellt.

Nach einer kurzen theoretischen Einführung werden wir an unterschiedlichen Orten in Halle mikrobielle Fallen aufstellen, den Fermentationsprozess beobachten, dokumentieren und mit gestalterischen Mitteln visuell aufarbeiten.

Parallel dazu führen wir Versuche mit schon stabilen mikrobiellen Kulturen im kulinarischen Kontext durch - unser Startpunkt ist Brot und Kwas.