In den letzten Jahren hat sich die sichere Struktur, in welcher wir in Nordeuropa das Glück haben zu leben, immer mehr aufgelöst. Durch finanzielle und politische Krisen, über Versorgungsengpässe, eine Pandemie und einen Krieg wurde unser Gefühl von Unantastbarkeit immer weiter geschwächt.
In Ländern, die für Freiheit und Demokratie stehen, wurden Autokraten zu Staatsführern gewählt und klimatechnisch wird vieles einfach nur immer schlimmer. Ich empfinde es als großes Glück, in einer solchen Zeit in einem Land zu leben, in welchem ich in der privilegierten Lage bin, mir über Dinge wie mein seelisches und körperliches Wohlbefinden, Gestaltung oder Selbstverwirklichung Gedanken machen zu können. So schrecklich und furchteinflößend, wie all die Dinge auch sind die im Moment und in den letzten Jahren passiert sind und passieren, kann man vielleicht trotzdem etwas Positives daraus ziehen. Meiner Meinung nach hat sich durch das Gefühl der Sicherheit auch eine Art von Lethargie ausgebreitet. Es wird weniger ausprobiert und gewagt, weniger gescheitert und wieder aufgestanden.
Nun habe ich den Eindruck, dass im Moment und in den nächsten Jahren gezwungenermaßen ein Wandel stattfindet und stattfinden wird. Rohstoffknappheit und die Tatsache, dass wir die Mobilität nicht mehr so weiterlaufen lassen können, wie bisher, weil wir damit unseren eigenen Lebensraum zerstören, zwingen uns dazu eine größere Flexibilität, Anpassbarkeit und Bereitschaft zum Ausprobieren zu entwickeln.
Es wird immer offensichtlicher, dass die Lebensrealität, die wir uns in den letzten Jahrzehnten aufgebaut haben, so nicht mehr lange Bestand haben wird. Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass wir flexibler mit unseren Erwartungen und Bedürfnissen umgehen und gleichzeitig klarer und bestimmter Stellung beziehen müssen, weil die politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen immer größer und bedrohlicher werden.