Meine Wurscht ist mein Buddha

SoSe 2022 M.A. Kai-Chiang Lin

Fotocredits: Kai-Chiang Lin

Die Identität kommt mir wie eine Wurst vor. Sie besteht aus einer hybriden Mischung aus Erfahrungen, die man in unterschiedlichen Zeiten und Orten gesammelt hat. Genauso wie die Wurst, die nach unterschiedlichen Rezepten hergestellt wird. Die Identität könnte sogar je nach Situation angepasst beziehungsweise aufgeführt werden, obwohl geglaubt wird, dass sie stabil und fest sei.

Die Wurst ist so tief im deutschen Kulturraum verankert, dass sich eine eigenartige „wurstige“ Sprachverwendung entwickelt hat. Das bekannteste Sprichwort: „es ist Wurscht“. Obgleich es bedeutet, dass etwas keine Bedeutung hat, spiegelt es doch eine wichtige Konvention einer Kultur wider. Dieses Paradox-in-sich trifft genau eine ausschlaggebende Eigenschaft über die Identität in der Queer-Theorie: die Performativität. Es gibt keine feste und transzendente Identität. Die Identität ist ausschließlich durch das Tun gestaltet. Das Tun ist selbstreferierend. Ob irgendwas wirklich Wurscht ist, würde dadurch bestätigt, wie es gemacht oder gesagt wird. Die Identität, was bestimmte Ideologien und Weltanschauensweisen beinhaltet, kann durch die Veränderung des Lebens oder das bewusste Lernen/ Aneignung variiert werden. Mit der Arbeit habe ich die Ansicht, durch die „Wurst“ die Performativität der Identität über Textil zum Ausdruck zu bringen. Es soll Neugierde der Betrachter*innen erwecken und dazu führen, sich die Frage zu stellen, was für sie nationale-, religiöse, kulturelle, oder sexuelle Identität bedeutet. Sind sie wirklich so fest wie wir denken?