Fern Liberty Kallenbach Campbell erhält den Kunstpreis der Stiftung der Saalesparkasse 2024

Die Preisträgerin ist Absolventin der Studienrichtung Textile Künste. Anerkennungen erhalten Eleonora E. Damme (Grafik), Elisabeth Otto (Kunst (Lehramt)) und Anne Pruy (Schmuck).

Den mit 2.500 Euro dotierten Kunstpreis der Stiftung der Saalesparkasse 2024 erhält Fern Liberty Kallenbach Campbell, Burg-Absolventin der Studienrichtung Textile Künste, für ihre Arbeiten Hair of the Dog und Tischtier. Zudem wurden drei Anerkennungen, jeweils dotiert mit 500 Euro, von der Fachjury an Eleonora E. Damme, Elisabeth Otto und Anne Pruy vergeben. Der Kunstpreis der Stiftung der Saalesparkasse prämiert bereits zum 18. Mal eine herausragende Diplomarbeit im Fachbereich Kunst der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Die Verleihung fand am Mittwochabend, 31. Januar 2024, im Volkspark Halle statt.
Die Arbeiten der Preisträger*innen sowie die Werke von weiteren 22 Absolvent*innen des Fachbereichs Kunst sind im Volkspark Halle vom 1. bis 21. Februar 2024 täglich von 14 bis 19 Uhr zu sehen. Die Ausstellung We are nowhere, but it’s now – Diplome der Kunst 2024 wurde kuratiert von Elisabeth Würzl.

Kunstpreis der Stiftung der Saalesparkasse 2024
Den diesjährigen Kunstpreis der Stiftung der Saalesparkasse erhielt Fern Liberty Kallenbach Campbell, Absolventin der Studienrichtung Textile Künste, betreut von Prof. Caroline Achaintre, für ihre Arbeiten Hair of the Dog und Tischtier. Fern Liberty Kallenbach Campbell widmet sich chaotischen und menschlichen Szenarien, bei denen etwas aus den Fugen geraten ist. Mit Humor am Abgrund und einer exzellenten und detailverliebten Übersetzung in das Textile, zeigt die Künstlerin ein zeitgenössisches Chaos. Die Arbeit Hair of the Dog ist inspiriert von dem englischen Sprichwort „hair of the dog that bit you“, das sich auf Alkohol als Katermittel bezieht. Man besiegt den Hund, den Alkohol, folglich mit seinen eigenen Mitteln. So findet sich in dem figurativen Wandteppich eine bizarre Szenerie wider: Tiere, Menschen, Zombies beißen und umschlingen sich, Essen steht auf einem Tisch, die Uhr an der Wand tickt, irgendwo flammt ein Feuer auf. Das Durcheinander der Darstellungen sowie die intensiven Farben lassen die Szene laut und bewegend, lustig wie unheimlich zugleich wirken. So auch in dem Werk Tischtier. Die freistehende Skulptur aus besticktem, gefüttertem Stoff bildet das Stillleben einer scheinbar durchzechten Nacht ab. Ein schlampig abgeräumter, platt am Boden liegender Tisch. Essenreste brennen sich in die Oberfläche ein, umgekippte Getränke bilden Flüsse, die über die weiche Form des Tischtiers fließen. Flecken, Ränder, Zigarettenstummel – allesamt Zeugen und einziger Beweis, welch harte Arbeit das nunmehr schlaffe Tischtier geleistet hat.
Fern Liberty Kallenbach Campbell wurde 1995 in New York geboren. Sie studierte Kommunikationsdesign an der BURG und schloss 2021 ihren Bachelor mit dem Schwerpunkt Illustration bei Prof. Georg Barber ab. 2023 absolvierte sie ihr Diplom in der Studienrichtung Textile Künste bei Prof. Caroline Achaintre. 2021 wurde die Künstlerin mit dem GiebichenStein Designpreis in der Kategorie „Beste Idee/Bestes Konzept“ ausgezeichnet. Dieses Jahr nimmt sie am internationalen Arbeitsstipendium der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt in Los Angeles, USA in der Villa Aurora teil.

Anerkennungen
Die Jury vergibt eine Anerkennung an Eleonora E. Damme, Absolventin der Studienrichtung Grafik, für ihre Arbeiten Beyond the Sea und Mutterseelenallein. Das Werk von Eleonora E. Damme überzeugt durch handwerkliche Präzision und eine hohe grafische Qualität. In der Arbeit Beyond the Sea greift sie auf zufällig verfügbare Objekte zurück, die zur Herstellung einer Apparatur dienen, die einen endlosen Kreislauf widerspiegelt. Die Künstlerin setzt sich mit dem Spannungsfeld des Flüchtigen und des Greifbaren und seiner paradoxen Dualität auseinander. Dabei abstrahiert sie ihre persönliche Situation soweit, dass eine Verbindung zu übergreifenden Themen hergestellt wird: Ein Loop, ein Kreislauf, das Leben, der Tod. Durch ihre vielschichtige, feinfühlige Arbeit schafft es die Künstlerin, die Betrachtenden zu berühren.
Eleonora E. Damme wurde 1990 in Bergisch Gladbach geboren. Sie studierte von 2012 bis 2015 Psychologie an der Universität Twente in Enschede, Niederlande. Von 2016 bis 2023 folgte das Studium an der BURG in der Studienrichtung Grafik bei Prof. Thomas Rug und Prof. Paul McDevitt. 2023 nahm sie an der Alumniausstellung The Rising 8 in der Spinnerei/Leipzig und dem Archive of Upcoming in Berlin teil.

Außerdem erhält Elisabeth Otto, Absolventin des Studiengangs Kunst (Lehramt), eine Anerkennung für ihre Arbeit Schlaff & Schlackern, die durch das Zusammenspiel von Technik und Materialwahl überzeugt. Die Installation besteht aus einem Arrangement überlebensgroßer abstrakter Körperteile, die paarweise von Metallbügeln herunterhängen. Sie erinnern an Euter, Brüste oder Hoden, die in eine raue industrielle Produktionsanlage eingespannt sind. Die morbide Erscheinung wird durch die schlackernde Bewegung der Skulptur gebrochen. Beinahe tanzend können sich die Paare um sich selbst drehen. Sie schwingen und klatschen unbeholfen gegeneinander. Die Skulptur steht einerseits als Metapher für den körperlichen Prozess der Erschlaffung als Spannungsverlust und Ermüdung von Material und Gewebe. Andererseits für das Schlackern als eine Bewegung, zu der nur schlaffe Körper fähig sind, da sie Spannungslosigkeit und Passivität als Qualität voraussetzt.
Elisabeth Otto wurde 1991 in Berlin geboren. Sie studierte von 2012 bis 2017 Philosophie und Ethnologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 2015 war sie im Rahmen eines Erasmus-Semesters an der Marmara Universitesi in Istanbul mit dem Schwerpunkt Islamische Theologie und Kunst. Von 2018 bis 2023 studierte sie Kunst (Lehramt)und Bildhauerei/Materialität und Raum an der BURG. Sie co-kuratierte die Ausstellung Transformation im Cinema Wolfen im Rahmen des OSTEN-Festivals in Bitterfeld/Wolfen und nahm 2022 an der Ausstellung METALL? – METALL! XYZ in Karlsruhe teil.

Eine weitere Anerkennung vergab die Jury an Anne Pruy, Absolventin der Studienrichtung Schmuck, für ihre Arbeiten Verflechtungen und Flussabwärts. Die Werkserie umfasst großformatige, plastische Collagen aus Emaille und Stahl. Die scheinbare Leichtigkeit, die Lebendigkeit der Farben sowie der malerische Duktus überzeugten die Jury in Anbetracht der Schwere der Stahlbearbeitung und der Arbeit am Emaille-Ofen. Die Wahrnehmung alltäglicher Beobachtungen und zwischenmenschlicher Handlungen formuliert die Künstlerin in abstrakten Bildtableaus. Farben und Formen werden in wechselseitiger Wirkung gegenübergestellt. In den Collagen spielen Sichtbarkeit, Überlagerung und Verdeckung eine zentrale Rolle. Wie verhalten sich Form, Farbe und Raum zueinander, welche Elemente sind vorhanden, aber nicht sichtbar? Anne Pruy schafft in ihren Arbeiten Bilder und eine eigene Formwirklichkeit, die sie aus dem Beobachteten und Gesehenen ableitet.
Anne Pruy wurde 1994 in Bad Schlema geboren. Sie studierte von 2018 bis 2024 an der BURG in der Studienrichtung Schmuck bei Prof. Hans Stofer. Im Jahr 2021 folgte ein Studium an der Oslo National Academy of the Arts bei Prof. Jorge Manilla Navarrete im Studiengang Metall und Schmuck. 2021 nahm sie an der Ausstellung Krokodile und Weiße Wale in der Galerie Oqbo in Berlin teil.

Fachjury
Der diesjährigen Fachjury gehörten an:

  • Prof. Bettina Erzgräber, Rektorin der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
  • Prof. Oliver Kossack, Rektor der Hochschule für Bildende Künste Dresden
  • Prof. Julia Walter, Vertretungsprofessorin Plastik/Schmuck, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
  • Friederike von Hellermann, Künstlerische Mitarbeiterin, Fachbereich Design, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
  • Thomas Bauer-Friedrich, Direktor des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale)

Den Juryvorsitz (ohne Stimmrecht) übernahm Prof. Tilo Baumgärtel, Prorektor und Professor für Malerei, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle.

Kunstpreis der Stiftung der Saalesparkasse Halle
Preisverleihung: Mittwoch, 31. Januar 2024, ab 18 Uhr
Öffnungszeiten: 1. bis 21. Februar 2024, 14 bis 19 Uhr
Ort: Volkspark Halle, Schleifweg 8a, 06114 Halle (Saale)
Eintritt: Der Eintritt ist kostenfrei. Eine Anmeldung nicht notwendig.
Presserundgang: 1. Februar 2024, 11 Uhr
Kuratorin: Elisabeth Würzl
Weitere Informationen zur Diplomausstellung: www.burg-halle.de/diplomausstellung

Förderer: Der Kunstpreis wird gefördert durch die Stiftung der Saalesparkasse Halle.


Begleitprogramm

Performance Narrenfreiheit von Paul-Jakob Meussling und anschließendes Gespräch:
Sonntag, 18. Februar 2024, 15 Uhr.
Paul-Jakob Meussling zeigt eine Performance, der das Konzept der Narrenfreiheit zugrunde liegt. Durch die Wiederholung und Neuinszenierung klischeehafter Witze fordert er die Zuschauer*innen heraus, stellt konventionelle Vorstellungen gesellschaftlicher Normen in Frage und persistiert den Wahnsinn des Alltäglichen. Die Performance dauert etwa 10 Minuten.

Tandem-Führung mit der Kuratorin Elisabeth Würzl und den ausstellenden Künstler*innen:
Sonntag, 18. Februar 2024, 15.30 Uhr.
Im Gespräch mit einzelnen Künstler*innen führt die Kuratorin Elisabeth Würzl durch die Ausstellung. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung nicht erforderlich.