Microbial Factories
– exploring and designing new ways of production –
Was wäre, wenn wir dank mikrobiellen Wachstums und mikrobieller Verarbeitung nicht nur Brot, Sauerkraut und Käse lokal herstellen würden, sondern auch Produkte, die üblicherweise aus Kunststoff bestehen? Was wäre, wenn sich Produkte genau wie diese Beispiele regional in Form und Zutaten unterscheiden? Wie sehen unkomplizierte Apparate aus, die mithilfe von Mikroorganismen solche Produktionsprozesse ermöglichen? Was entsteht durch die Kombination mechanischer Formgebungsweisen mit mikrobiellem Wachstum? Wir probieren es aus und bauen experimentelle Apparate, um Biomaterialien zu formen.
Wir entwickeln eine “Starterkultur”
... zur lokalen Herstellung von Produkten mit Mikroorganismen
... für gestalterisches Experimentieren, Kombinieren und Kultivieren
... für eine Kultur des Machens
Jeder zweite neuzugelassene Wirkstoff wird mikrobiell biotechnisch hergestellt. In Leuna wird derzeit die erste Bioraffinerie von UPM hochgefahren, um aus Biomasse Biochemikalien herzustellen. Das sind nur zwei Beispiele für die Dimension der wachsenden Biotechnologie, welche die Chance bietet fossile Rohstoffe abzulösen.
Diese Anlagen sind hoch spezialisiert, auf große Mengen ausgelegt und oft wenig flexibel. Zudem entstehen in den Anlagen lediglich formlose Massen, also Zutaten für spätere Produkte.
Wir fragen uns, ob es auch viele, kleine, dezentrale Produktionsapparate geben könnte, die dank Mikroben aus lokalen Materialien neue Produktionen ermöglichen. Dabei loten wir die Möglichkeiten einfacher mechanischer Apparate für einen formgebenden biologischen Wachstumsprozess anhand ausgewählter Mikroorganismen aus.
Vorgehen / Methoden & Inputs:
- Workshop: Wie wollen wir miteinander arbeiten?
- Exkursion: wenn möglich zur BioFabricate nach Paris, um Biodesign zu erleben
- Inputworkshop und Vorträge: Verstehen etablierte bio(techno)logischer Prozesse anhand ausgewählter Organismen durch Experimente im BioLab und Gespräche mit Expert*innen (Bakteriencellulose, Biomineralisierung…) (SW2)
- Hands-On-Workshop zum Explorieren vielfältiger mechanischer Prinzipien (SW3)
- Ideation & Exploration der Kombination für biologische Apparate
Kernaspekte des Projektes:
Kommunikation in der Gruppe und Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen:
- Kommunikations- und Gruppenkompetenz
- Interdiziplinäre Kommunikations- und Präsentationskompetenz
Arbeiten mit biologischen Organismen:
- Entwurfskompetenz in biotechnologischen Kontexten
- Berücksichtigung der Anforderungen an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit von biologischen Organismen
- Entwicklung eigener, kritischer Positionen zum Arbeiten mit biologischen Materialien
- Entscheidungskompetenz in Bezug auf Nachhaltigkeit und sozial-ökologische Fragen
Produktionsapparate:
- Erkennen und Entwickeln von Konstruktionsprinzipien für Apparate
- Experimenteller Apparatebau: schnelles, variantenreiches Prototyping
- Visualisierung / Technische Zeichnung
- Entwurf im Kontext / Beschreibung der Nutzer*innengruppe
- kritische Auseinandersetzung mit aktuellen Businessstrategien- und Fertigungsprozessen, Produktlebenswegen/-zyklen
- Ergonomie der Bedienung
___________________________________________________________________________________
"Im Fach „Komplexes Gestalten“ arbeiten BA- und MA-Studierende an denselben Aufgabenstellungen mit den folgenden Lern- und Qualifikationszielen:
Bachelor:
Verständnis von Design als Instrument zur Lösung von komplexen Problemstellungen in der Interaktion zwischen Nutzenden und ihrer Umwelt, zwischen Nutzenden und Objekten und Systemen sowie deren Kontexten. Repertoirebildung zur professionellen Anwendung von Entwurfsmethoden, Simulations- und Präsentationsformen; Erkennen und Einbeziehen von interdisziplinären und interkulturellen Bezügen in den Entwurfsprozess; Erfahrung in der Gestaltung und Anwendung entwurfsbegleitender Kommunikation; Sensibilisierung für ein sozial gerechtes und ökologisch nachhaltiges Wirtschaften und Produzieren, für ressourcenschonende Technologien und Materialien sowie einen verantwortungsvollen und inklusiven Umgang mit Digitalisierung.
Master:
Aufbauend auf einer grundlegenden Entwurfskompetenz für die Bearbeitung unterschiedlichster Gestaltungsaufgaben sollen die Masterstudierenden Designprozesse als inhärente Forschungsvorgänge begreifen, in denen ausgehend von relevanten Fragestellungen Beobachtungs- und Entwurfsmethoden selbständig weiterentwickelt und in geeigneten Versuchsanordnungen angewendet werden. Die Kompetenzen in der Entwurfspraxis werden erweitert durch Kompetenzen im Design Research. Trainiert wird hier insbesondere, Gestaltungsaufgaben in einem erweiterten Kontext zu interpretieren, Ursachen und Wirkungen unter verschiedenen Blickwinkeln in breiter Vernetzung mit gesellschaftlichen, kulturellen und technologischen Entwicklungen und Bedingungen zu erfassen, um komplexe und originäre Gestaltungs- oder Problemlösungsstrategien zu entwickeln. In Verbindung hiermit steht die Entwicklung von Planungs-, Koordinations- und Teamführungskompetenz, zur Untersetzung der besonderen Vermittlerrolle, die Designerinnen und Designer bei der Durchführung von komplexen Gestaltungsvorhaben einnehmen.“