Lehrangebot

form over function

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In diesem Projekt werden die Studierenden in transhistorische Methoden des Designs eingeführt, bei denen unterschiedliche Bekleidungsepochen und -ästhetiken miteinander in Beziehung gesetzt werden. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit drei Bekleidungsgruppen des 19. Jahrhunderts: Herrenhemden, Damenhauben und Weißzeug. Durch die Nacharbeitung ausgewählter historischer Stücke und deren analytische Betrachtung erschließen sich die Studierenden die formalen, funktionalen und kulturellen Konzepte, die diesen Kleidungsstücken zugrunde liegen. Parallel werden zeitgenössische Herrenhemden untersucht, um Kontraste, Brüche und Kontinuitäten sichtbar zu machen.

Das Projekt verfolgt das Ziel, historische Bekleidung als Ressource für die heutige Designpraxis zu nutzen. Durch die praktische Arbeit an Repliken lernen die Studierenden nicht nur, Quellen kritisch zu hinterfragen und Entscheidungen argumentativ zu stützen, sondern entwickeln auch ein Gespür für Details, Verarbeitungstechniken und volumengebende Elemente. Gerade im Umgang mit unvollständigen oder widersprüchlichen Informationen entsteht die Möglichkeit, durch vergleichende Betrachtungen von Bildquellen, Schnittmustern oder zeitgleichen Kleidungsstücken eine eigene forschende Haltung zu entwickeln.

Auf diese analytische und handwerkliche Phase folgt eine experimentelle Transformation: Anhand von Formexperimenten an der Büste, zeichnerischen Studien und Materialuntersuchungen entstehen zeitgenössische Entwürfe, die historische Formen, Proportionen und Details neu interpretieren. Die erarbeiteten Repliken dienen dabei als Ausgangspunkt für eine kreative Auseinandersetzung mit Volumen, Silhouette und Verarbeitung. Die entwickelten Entwürfe werden schließlich in einem Material umgesetzt. Die Studierenden erproben dabei verschiedene Detaillösungen, Naht- und Verarbeitungsweisen.

Die Studierenden verbinden in ihren Arbeiten unterschiedliche Bekleidungskontexte und entwickeln daraus gestalterische Experimente, in denen historische Bezüge und zeitgenössische Perspektiven produktiv aufeinandertreffen. Dokumentations- und Präsentationsbücher begleiten den Prozess und machen ihn nicht nur nachvollziehbar, sondern erweitern ihn gestalterisch. So entsteht ein Projekt, das die Auseinandersetzung mit historischer Bekleidung in einen gegenwärtigen Designkontext überführt und neue Ansätze für die eigene Entwurfspraxis eröffnet.