Abstract
Der sogenannte Schwerbelastungskörper in Berlin-Tempelhof lässt sich als Funktionsfragment begreifen – errichtet zur Prüfung des Untergrunds für die von den Nationalsozialisten geplante Umgestaltung Berlins, zurückgeblieben als Totgewicht. Die geologischen Untersuchungen an dieser Struktur lieferten die vermeintlich wissenschaftliche Legitimation für das städtebauliche Großprojekt „Germania“. So erscheint der Schwerbelastungskörper als doppelter Überrest: materiell als architektonisch-materialisiertes Zeugnis einer erloschenen Funktion, ideologisch als Echo einer städtebaulichen Vision, die tief in jene ausbeuterischen und im Wortsinn boden- und körperbelastenden Herrschafts- und Gewaltstrukturen des NS-Regimes eingeschrieben war. Dieser Artikel nähert sich dem Schwerbelastungskörper aus designwissenschaftlicher und architekturhistorischer Perspektive und begreift ihn somit als Spur, die nicht auf ein Ende zuläuft, sondern durch Brüche und Zwischenräume führt.
Die Autorin
Josefin Böttiger ist Studentin im Master in Design Studies an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. In ihrer Arbeit fokussiert sie sich auf die extraktiven und ideologischen Infrastrukturen gestalteter Artefakte und materieller Kultur sowie auf die Narrative, die diese hervorbringen.

















